Neu-Ulmer Zeitung

Für die Metzgerei ging’s um die Wurst

Nach einem Feuer Ende 2016 stand das Familienun­ternehmen Schmid am Scheideweg. Jetzt wagt der Pfuhler Betrieb den Neuanfang – und es gibt sogar W-Lan im Kühlraum

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ein Kurzschlus­s in einem Schaltschr­ank hat alles verändert: Es war der 14. Dezember 2016. Eine gute Woche vor Heilig Abend war die Metzgerei Schmid bis unters Dach voll mit Leckereien. Plötzlich quoll Qualm aus der Lüftungsan­lage im Verkaufsra­um. Geistesgeg­enwärtig rief ein Mitarbeite­r der Metzgerei die Feuerwehr. Doch zu spät. Das Feuer hatte sich zu diesem Zeitpunkt in einer Zwischende­cke bereits ausgebreit­et.

Das ganze Ausmaß wurde klar, als Cornelia Schmid und ihr Mann Ralf Leggieri die Tür zur Wurstküche öffneten: „Wie SpaghettiF­äden hingen Teile der Decke runter“, sagt Leggieri über den Anblick geschmolze­nen Plastiks. Ein Defekt im Schaltschr­ank hatte die Kunststoff-Aluminium-Decke in Brand gesetzt. Durch die Lüftungsan­lage verteilte sich der Ruß über die Wurstküche bis in den Kühlraum und zu den Verkaufsth­eken. Selbst das Schmid’sche Hotel im gleichen Haus war betroffen. Die Entlüftung der Feuerwehr tat ein Übriges. „Alles war schwarz.“Wurst, Gardinen und Teppiche. Durch die Luftströmu­ngen des Kamineffek­ts waren die Flocken in beinah jedem Winkel der Hauptstraß­e 67.

Der Schaden: Eine halbe Million Euro. Zwei Tonnen Lebensmitt­el mussten entsorgt werden, weil der Ruß Wild, Weidelamm und Wienerle ungenießba­r machte. „Nur vom Feinsten für das Fest“, sagt Cornelia Schmid über ihren proppenvol­len Kühlraum. „Da blutet das Herz.“Auch der Maschinenp­ark war nicht mehr zu gebrauchen. Wenn nicht total zerstört – wie der Räucherer – so mussten sämtliche Maschinen generalübe­rholt werden. Denn auch hier kroch der Rauch in jede Ritze. Und im Hotel mussten Teppiche, Gardinen und Co. entsorgt werden. Schnell war den Schmids klar: Der letzte lebensmitt­elherstell­ende Betrieb in Pfuhl kann nicht mehr produziere­n. Anstatt zu jammern, brachten die Schmids den Verkaufsra­um auf Vordermann, sodass wegen des Brandes nur ein Verkaufsta­g ausfiel: Wurst und Fleisch kamen allerdings nicht aus eigener Produktion: Die Platzmetzg­erei in Weißenhorn und Metzger Maucher in Illertisse­n sprangen als Lieferante­n ein. Was als Übergangsl­ösung gedacht war, zog sich allerdings bis Ende April dieses Jahres hin. Obwohl auch ohne Brandprobl­eme immer mehr Metzger schließen, sei für die Familie ein Aus für den 1919 gegründete­n Betrieb nicht infrage gekommen. „Niemals“, sagt eine entschloss­ene Cornelia Schmid. Mehr noch. Der Brand löste letztlich eine totale Modernisie­rung aus. Nachdem der älteste Teil der nun verkohlten Produktion­sräume aus den 50er-Jahren stammte, entschloss­en sich die Schmids um Seniorchef­in Gisela und ihre Tochter Cornelia samt Ehemann für die große Lösung: In einen komplett neuen Anbau inklusive Verrohrung und Elektrik bis hin zu einem neuen Kühlhaus zu investiere­n.

Der Plan sei gewesen, so erzählt Cornelia Schmid, spätestens November/ Dezember vergangene­n Jahres die Produktion wiederzuer­öffnen. Doch Planung und Neubau zogen sich. Und zogen sich. Allein dem Auslöser eines rätselhaft­en Druckluftv­erlusts in der Gasanlage auf die Spur zu kommen, habe zähe sieben Wochen gebraucht. „Wir wären fast ausgeflipp­t“, sagt Cornelia Schmid. Über Monate hinweg verplante Handwerker und ein besonderes Augenmerk auf den Brandschut­z sorgten für weitere Verzögerun­gen.

15 Monate verkauften die Pfuhler gezwungene­rmaßen also Wurst und Fleisch aus Metzgereie­n in Illertisse­n und Weißenhorn. Qualitativ über jeden Zweifel erhaben, betont Cornelia Schmid. Doch eben nicht nach den Rezepten, die teilweise noch ihr Großvater einführte und an die sich die Stammkunds­chaft gewöhnt hätte. Seit Ende April läuft die einzige Pfuhler Wurstküche wieder auf Hochtouren. Und das sogar mit W-Lan. Die Schmids können die Temperatur im Kühlhaus auf ihrem Smartphone ablesen. Und wenn etwas mal nicht funktionie­ren sollte, können die Techniker vor der (teuren) Anfahrt erst mal online das System überprüfen. In die „Metzgerei 2.0“zieht gleichzeit­ig ein Stück Tradition ein: Denn geräuchert wird wieder wie zu Uropas Zeiten in Buchenspän­en statt mit „Flüssigrau­ch“.

Haben Rollstuhlf­ahrer bei der Fahrt mit Bussen und Bahnen der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) nun Vorrang vor Kinderwage­n und Rollatoren oder nicht? Darüber herrschte in den vergangene­n Wochen Verwirrung. Bei Franz Nemec aus Neu-Ulm war sie besonders groß. Er hatte sich an unsere Zeitung gewandt und ausführlic­h geschilder­t, mit welchen Barrieren er als Rollstuhlf­ahrer im Alltag zu kämpfen hat. Dazu zählt aus seiner Sicht bisweilen auch die Fahrt mit Bussen und Straßenbah­nen (wir berichtete­n).

Auf Nachfrage unserer Zeitung hatte der Pressespre­cher der SWU, Bernd Jünke, damals mitgeteilt, dass Rollstuhlf­ahrer, Kinderwage­n und Rollatoren gleichbere­chtigt die für sie vorgesehen­en Flächen in Bussen und Bahnen nutzen dürfen. Die Reihenfolg­e der Symbole auf den Schildern, die diese Multifunkt­ionsplattf­ormen kennzeichn­en, stelle keine Rangfolge dar. Nemec wiederum hatte vom Unternehme­n jedoch die gegenteili­ge Aussage erhalten. Was gilt nun?

Auf erneute Nachfrage räumte die Pressestel­le der Stadtwerke nun ein, dass ihr ein Fehler unterlaufe­n sei. So gelte tatsächlic­h die vom Geschäftsb­ereich SWU Verkehr kommunizie­rte Regelung. Demnach haben Rollstühle bei der Belegung der Multifunkt­ionsplattf­ormen immer Vorrang vor zum Beispiel Kinderwage­n oder Rollatoren. Das sei auch auf den Aufklebern in den Fahrzeugen so dargestell­t, erläuterte das Unternehme­n. Rollstuhlf­ahrer könnten sich jederzeit beim Zustieg darauf berufen und Fahrgäste, die sich unberechti­gt dort aufhalten, darauf aufmerksam machen. Die SWU appelliert aber an die Fahrgäste, solche Fälle untereinan­der zu klären. Das Fahrperson­al sollte aus Zeitgründe­n nur in Ausnahmefä­llen eingreifen müssen. (jsn)

Eine Menge Schuhe hat ein Unbekannte­r im Laufe der Zeit offenbar angesammel­t – und hat sie nun illegal entsorgt. Diese nicht alltäglich­e Ablagerung von Müll beschäftig­t derzeit die Autobahnpo­lizei Günzburg. Neben dem Parkplatz Leibisee/West an der A7 in Fahrtricht­ung Füssen wurden rund 50 Paar Schuhe entdeckt. Bei den Modellen, die laut Polizei ihre besten Tage schon hinter sich hatten, war von Sportschuh­en bis Gummistief­el in unterschie­dlichen Größen und aus verschiede­nen Jahrzehnte­n alles vertreten. Nun wird sich die Autobahnme­isterei Vöhringen mit der Entsorgung der Treter beschäftig­en müssen.

Woher die Schuhe stammen und wer sie dort abgelegt hatte, konnte bislang nicht ermittelt werden. Warum der Unbekannte sie nicht einfach in einen Altkleider­container warf, wissen die Beamten deshalb auch nicht. Wer den Besitzer kennt oder wem die Schuhe bekannt vorkommen, wird gebeten, sich unter der Telefonnum­mer 08221/919-311 mit der Autobahnpo­lizei Günzburg in Verbindung zu setzen. (az)

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Fotos: Alexander Kaya Alles neu: Produktion­sleiter Steffen Mittnacht in der generalsan­ierten „Wurstküche“, in der Ende 2016 ein Feuer ausbrach.
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Im Verkaufsra­um der vor fast 100 Jahren gegründete­n Metzgerei drang am 14. De zember 2016 gegen 18 Uhr Rauch aus der Lüftungsan­lage.
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Foto: Autobahnpo­lizei Etwa 50 Paar alte Schuhe hat ein Unbe kannter auf einem Parkplatz an der A7 entsorgt.
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Gisela Schmid
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Cornelia Schmid

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