Der Sport ist Integration pur
Spiele immer daheim, das sei nicht so stressig wie Public Viewing. Aber hier sei es auch ganz entspannt.
Stadtjugendpfleger Harald Heckenberger hat im Jugendhaus Illertissen ein „WM-Studio“eingerichtet. Und zum ersten Spiel hat er direkt eine große „Eröffnungsparty“veranstaltet. Geholfen haben ihm dabei seine beiden Praktikanten Fabian und Ali: Sie haben Deutschlandfahnen gekauft, Girlanden und Luftschlangen in Schwarz-RotGold im Jugendraum im ersten Stock zwischen Sofas und Tischkicker verteilt. Im Laden bekommt man Fahnen der anderen Länder nur schwer, darum haben die Jungs kurzerhand einige Flaggen selbst aufgemalt und an die Wand gepinnt: Da hängen jetzt Schweden, Frankreich und Russland. Die anderen Nationen sollen schließlich auch nicht zu kurz kommen.
Harald „Harry“Heckenberger ist begeisterter Fußballfan – sowohl vor dem Fernseher als auch auf dem Rasen. Für ihn bringt Fußball die Menschen zusammen. „Das ist Integration pur, multikulti“, sagt der Stadtjugendpfleger. Deshalb war für ihn klar, dass die Weltmeisterschaft übertragen werden muss. Seine Kollegin Kathrin Grimm hat bereits bei der Europameisterschaft vor zwei Jahren im Jugendhaus gearbeitet. Damals hätten sie den Fernseher zwar nebenher laufen gehabt, wenn ein Spiel kam, aber nicht so wie jetzt mit Deko und Eröffnungsparty: „Das ist eigentlich alles mit ihm gekommen“, sagt Grimm.
Seit Heckenberger im April nach Illertissen gekommen ist, hält der Fußball Einzug in die Jugendarbeit. Schon beim Bewerbungsgespräch für die Stelle habe er darauf bestanden, dass er zwei Stunden in der Woche mit den Jugendlichen in eine Sporthalle kann, zum Kicken. Er hat sich durchgesetzt.
Seitdem treffen sich jeden Freitagnachmittag rund 15 Jugendliche zum Fußballspielen in der Halle der Bischof-Ulrich-Schule. Beim ersten Treffen sei es schwierig gewesen. Um die vereinbarte Uhrzeit seien einige Jugendliche auf dem Pausenhof gesessen. Nur zwei wollten mitspielen. Die anderen wollten lieber draußen sitzen bleiben. Eine ernüchternde Rückmeldung für Heckenberger.
Kurz nach dem ersten Spiel kamen die übrigen dann doch dazu. Seitdem kicken sie immer gemeinsam. Heckenberger spielt dabei selbst mit. „Die sind dann schon überrascht, wenn ich zwei Stunden durchspiele“, sagt er. „Aber ich spiele eben immer mit meinem Sohn – ich bin also gut im Training.“Verletzungen habe es bisher noch keine einzige gegeben. Auch keine Diskussionen oder Schlägereien.
Das bestärkt Heckenberger und er will weiterhin Fußball mit den Jugendlichen spielen. Was die WM angeht, hat er gemischte Gefühle: „Spätestens im Halbfinale ist für Deutschland Schluss, wenn wir auf Frankreich, Portugal, Brasilien oder Spanien treffen.“Bis dahin vergehen aber noch einige Spiele: Im „WM-Studio“in Illertissen steht als Nächstes dann Belgien gegen Panama an. O
Im Jugendhaus Iller tissen werden Montag und Freitag zwi schen 16 und 20 Uhr die WM Spiele über tragen. Dir brennt was auf den Nägeln? Du weißt ein interessantes Thema? Du möchtest selbst an der K!ar.TextSeite mitarbeiten? Dann faxe, maile oder schreibe an: Neu-Ulmer Zeitung K!ar.Text-Redaktion Alexander Rupflin Ludwigstraße 10 89231 Neu-Ulm Der Draht: 0731/7071-16 Die Mail: klartext@nuz.de