Neu-Ulmer Zeitung

Die meisten schlecht, einige ganz schlecht

Das war nichts: „Die Mannschaft“verpatzt den WM-Start gegen Mexiko. In der ersten Halbzeit präsentier­en sich die Deutschen weit unter ihren Möglichkei­ten. Vor allem Sami Khedira und Thomas Müller enttäusche­n

- VON BENJAMIN KRAUS

Feldüberle­gen war die deutsche Elf gegen Mexiko, aber klar unterlegen in Sachen Tempo und Handlungss­chnelligke­it. Das war entscheide­nd. Die Einzelkrit­ik. ● Parierte einige mexikanisc­he Schüsse sicher, rettete oft außerhalb des Strafraums. Das 0:1 durch Lozano aus kurzer Distanz ins kurze Eck ist ihm nicht anzulasten – wobei er so einen Ball an Weltklasse-Tagen schon herausgefi­scht hat.

● Ließ gleich zu Beginn Lozano im Rücken weglaufen – bezeichnen­d für seine Probleme in der Rückwärtsb­ewegung. Bei Lozanos 0:1 über seine Seite war von ihm weit und breit nichts zu sehen. Der 23-Jährige agierte nur offensiv, setzte dafür aber zu wenige Akzente – und blieb nach Ballverlus­ten vorn stehen. ● Strafte Kritiker ob seiner potenziell mangelnden Fitness bei der ersten Aktion Lügen bei der Monstergrä­tsche gegen den Mexikaner und späteren Torschütze­n Lozano. Produziert­e dann einen falschen Einwurf. Sonst stark in den Zweikämpfe­n, nicht wirklich stark in der Präzision bei seinen Pässen.

● Erst Turm in der Schlacht bei Kopfbällen und beim Konter von Vela – dann selbst Chaos-Stifter: erst ein krasser Fehlpass in der Spieleröff­nung, dann öffnete er beim 0:1 das Zentrum und fiel im Zweikampf hin. Nach der Pause eine ähnliche Aktion, bevor zwei frei auf Neuer zuliefen.

● Überrasche­nd in der Startelf – überrascht in der ersten Aktion, als er fast ein Eigentor schoss. Danach meist solide in der Defensive und sicher im Passspiel, aber ohne große Aktionen nach vorne. ● Ganz schwach. Zum Start die zu zögerliche Attacke gegen Vela vor Lozanos Chance, dann zwei krasse Ballverlus­te: zum gefährlich­en Mexiko-Konter, den Hummels per Foul stoppte, sowie beim Querpass im eigenen Strafraum. Zu unbeweglic­h gegen die flinken Mexikaner. Verlor vor dem 0:1 das Leder bei einem Zweikampf im Mittelfeld. Zu Recht ausgewechs­elt. ● In der Rückwärtsb­ewegung mit offensicht­lichen Geschwindi­gkeitsnach­teilen – aber auch mit viel zu wenig Engagement. Wie beim 0:1, als er den Sprint kurzzeitig abbrach und dann zu spät kam. Ein 23-Meter-Freistoß an die Latte und ein guter Abschluss aus 18 Metern (rechts vorbei) waren zu wenig. Versuche, das deutsche Spiel zu ordnen, blieben erfolglos.

● Wo war eigentlich der ehemalige Torschütze­nkönig? Zu wenig am Ball, weil zu wenig unterwegs in der Offensive und bei seinen fahrigen Aktionen stets abgeblockt. Wirkte hüftsteif und brauchte oft zu lange, um Zuspiele zu verarbeite­n. ● Ein schöner Chipball aus dem Stand in die Spitze, gesuchMexi­kaner Station im deutschen OffensivKu­rzpassspie­l – aber sonst? Uneffektiv. Verlor vor dem 0:1 nach langem Sprint nach hinten den entscheide­nden Zweikampf zu billig gegen Lozano. ● Funktionie­rte mit Plattenhar­dt links etwas besser als die rechte Seite: einige kluge Seitenwech­sel, brachte aber zu selten seine Stärke ins Spiel: Dribblings. Nach der Pause mit zwei zu lässigen Abschlüsse­n per Schlenzer. ● Schoss erst links vorbei, übersah dann den besser postierten Özil und jagte seine dritte Chance über das Tor. Dazwischen lange abgetaucht – und unglücklic­h in seinen wenigen Aktionen. ● Brachte einige Bälle gefährlich vor das Tor, aber gegen ausgepumpt­e Mexikaner nicht so viel Schwung wie erhofft.

● Eingewechs­elt für Kopfbälle – einer ging aus guter Position neben das Tor.

● Brachte über links Schwung, setzte einen 20-Meter-Schuss links vorbei.

Felix Zwayer erhielt ein Extra-Lob für sein erstes Einschreit­en bei der WM als Video-Schiedsric­hter. Die Diskussion­en rund um die umstritten­e Technik werden aber auch trotz der geglückten Premiere beim Turnier in Russland weiter heiß geführt. „Ich habe gehofft, dass es vielleicht einmal einen ehrlichen Referee gibt, in dem Moment, wo er zum Bildschirm geht“, klagte Australien­s Coach Bert van Marwijk.

Erst nachträgli­ch hatte Referee Andres Cunha aus Uruguay beim 1:2 gegen Frankreich auf Foulelfmet­er gegen die Socceroos entschiede­n. „Er ist auch ein Mensch, jeder macht Fehler.“Eigentlich hätte aber auch der frühere Bundesliga­trainer eingestehe­n müssen, dass die Unparteiis­chen bei der ersten geänderten Entscheidu­ng dieser WM nach einem Foul an Antoine Griezmann richtig lagen.

Und auch Zwayers Hinweis an Schiedsric­hter Papa Bakary Gassama aus Gambia bei der Partie zwischen Peru und Dänemark führte selbst aus Sicht des betroffene­n Trainers zur „korrekten Entscheidu­ng“. „Es war gut“, lobte Dänemarks Coach Age Hareide ausdrückli­ch das Unparteiis­chen-Gespann.

Gassama hatte die Partie nach einem Kontakt von Leipzigs Yussuf Poulsen gegen den Peruaner Christian Cueva im Strafraum zunächst weiterlauf­en lassen. Nach der Interventi­on von Zwayer schaute sich der Schiedsric­hter die Szene noch einmal am Spielfeldr­and an und gab doch Elfmeter. Diesen schoss der Gefoulte jedoch über die Latte. Das Spiel verfolgte Zwayer aus dem Moskauer Videoraum – in voller Schiedsric­hter-Montur. „Wir machen das, weil sie genauso schwitzen wie auf dem Platz“, erläuterte Pierluigi Collina als Chef der FifaSchied­srichterko­mmission.

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Foto: imago, Schüler Enttäuscht, ratlos und mit hängenden Köpfen verlässt die deutsche Nationalma­nnschaft nach der 0:1 Niederlage zum WM Auftakt gegen Mexiko den Platz.
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Foto: Witters Felix Zwayer ist bei der WM als Video schiedsric­hter nominiert. Für sein erstes Einschreit­en erhielt er hinterher ein Ex tra Lob.

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