Die meisten schlecht, einige ganz schlecht
Das war nichts: „Die Mannschaft“verpatzt den WM-Start gegen Mexiko. In der ersten Halbzeit präsentieren sich die Deutschen weit unter ihren Möglichkeiten. Vor allem Sami Khedira und Thomas Müller enttäuschen
Feldüberlegen war die deutsche Elf gegen Mexiko, aber klar unterlegen in Sachen Tempo und Handlungsschnelligkeit. Das war entscheidend. Die Einzelkritik. ● Parierte einige mexikanische Schüsse sicher, rettete oft außerhalb des Strafraums. Das 0:1 durch Lozano aus kurzer Distanz ins kurze Eck ist ihm nicht anzulasten – wobei er so einen Ball an Weltklasse-Tagen schon herausgefischt hat.
● Ließ gleich zu Beginn Lozano im Rücken weglaufen – bezeichnend für seine Probleme in der Rückwärtsbewegung. Bei Lozanos 0:1 über seine Seite war von ihm weit und breit nichts zu sehen. Der 23-Jährige agierte nur offensiv, setzte dafür aber zu wenige Akzente – und blieb nach Ballverlusten vorn stehen. ● Strafte Kritiker ob seiner potenziell mangelnden Fitness bei der ersten Aktion Lügen bei der Monstergrätsche gegen den Mexikaner und späteren Torschützen Lozano. Produzierte dann einen falschen Einwurf. Sonst stark in den Zweikämpfen, nicht wirklich stark in der Präzision bei seinen Pässen.
● Erst Turm in der Schlacht bei Kopfbällen und beim Konter von Vela – dann selbst Chaos-Stifter: erst ein krasser Fehlpass in der Spieleröffnung, dann öffnete er beim 0:1 das Zentrum und fiel im Zweikampf hin. Nach der Pause eine ähnliche Aktion, bevor zwei frei auf Neuer zuliefen.
● Überraschend in der Startelf – überrascht in der ersten Aktion, als er fast ein Eigentor schoss. Danach meist solide in der Defensive und sicher im Passspiel, aber ohne große Aktionen nach vorne. ● Ganz schwach. Zum Start die zu zögerliche Attacke gegen Vela vor Lozanos Chance, dann zwei krasse Ballverluste: zum gefährlichen Mexiko-Konter, den Hummels per Foul stoppte, sowie beim Querpass im eigenen Strafraum. Zu unbeweglich gegen die flinken Mexikaner. Verlor vor dem 0:1 das Leder bei einem Zweikampf im Mittelfeld. Zu Recht ausgewechselt. ● In der Rückwärtsbewegung mit offensichtlichen Geschwindigkeitsnachteilen – aber auch mit viel zu wenig Engagement. Wie beim 0:1, als er den Sprint kurzzeitig abbrach und dann zu spät kam. Ein 23-Meter-Freistoß an die Latte und ein guter Abschluss aus 18 Metern (rechts vorbei) waren zu wenig. Versuche, das deutsche Spiel zu ordnen, blieben erfolglos.
● Wo war eigentlich der ehemalige Torschützenkönig? Zu wenig am Ball, weil zu wenig unterwegs in der Offensive und bei seinen fahrigen Aktionen stets abgeblockt. Wirkte hüftsteif und brauchte oft zu lange, um Zuspiele zu verarbeiten. ● Ein schöner Chipball aus dem Stand in die Spitze, gesuchMexikaner Station im deutschen OffensivKurzpassspiel – aber sonst? Uneffektiv. Verlor vor dem 0:1 nach langem Sprint nach hinten den entscheidenden Zweikampf zu billig gegen Lozano. ● Funktionierte mit Plattenhardt links etwas besser als die rechte Seite: einige kluge Seitenwechsel, brachte aber zu selten seine Stärke ins Spiel: Dribblings. Nach der Pause mit zwei zu lässigen Abschlüssen per Schlenzer. ● Schoss erst links vorbei, übersah dann den besser postierten Özil und jagte seine dritte Chance über das Tor. Dazwischen lange abgetaucht – und unglücklich in seinen wenigen Aktionen. ● Brachte einige Bälle gefährlich vor das Tor, aber gegen ausgepumpte Mexikaner nicht so viel Schwung wie erhofft.
● Eingewechselt für Kopfbälle – einer ging aus guter Position neben das Tor.
● Brachte über links Schwung, setzte einen 20-Meter-Schuss links vorbei.
Felix Zwayer erhielt ein Extra-Lob für sein erstes Einschreiten bei der WM als Video-Schiedsrichter. Die Diskussionen rund um die umstrittene Technik werden aber auch trotz der geglückten Premiere beim Turnier in Russland weiter heiß geführt. „Ich habe gehofft, dass es vielleicht einmal einen ehrlichen Referee gibt, in dem Moment, wo er zum Bildschirm geht“, klagte Australiens Coach Bert van Marwijk.
Erst nachträglich hatte Referee Andres Cunha aus Uruguay beim 1:2 gegen Frankreich auf Foulelfmeter gegen die Socceroos entschieden. „Er ist auch ein Mensch, jeder macht Fehler.“Eigentlich hätte aber auch der frühere Bundesligatrainer eingestehen müssen, dass die Unparteiischen bei der ersten geänderten Entscheidung dieser WM nach einem Foul an Antoine Griezmann richtig lagen.
Und auch Zwayers Hinweis an Schiedsrichter Papa Bakary Gassama aus Gambia bei der Partie zwischen Peru und Dänemark führte selbst aus Sicht des betroffenen Trainers zur „korrekten Entscheidung“. „Es war gut“, lobte Dänemarks Coach Age Hareide ausdrücklich das Unparteiischen-Gespann.
Gassama hatte die Partie nach einem Kontakt von Leipzigs Yussuf Poulsen gegen den Peruaner Christian Cueva im Strafraum zunächst weiterlaufen lassen. Nach der Intervention von Zwayer schaute sich der Schiedsrichter die Szene noch einmal am Spielfeldrand an und gab doch Elfmeter. Diesen schoss der Gefoulte jedoch über die Latte. Das Spiel verfolgte Zwayer aus dem Moskauer Videoraum – in voller Schiedsrichter-Montur. „Wir machen das, weil sie genauso schwitzen wie auf dem Platz“, erläuterte Pierluigi Collina als Chef der FifaSchiedsrichterkommission.