Er lässt es dampfen, kochen und explodieren
Rolf Anton Krüger ist Hollywoods Mann am Bodensee: Der Komponist und Produzent macht Musik für Trailer. Wie er zu dem Job kam, von dem nicht einmal viele Kinoliebhaber je etwas gehört haben
ins Blaue hinein komponieren: Er bekommt nicht etwa einen fertigen Trailer und denkt sich Musik dazu aus, sondern schreibt eine Musik, auf die der Trailer geschnitten wird. Worum es in dem Film geht, das weiß er immerhin. Und er weiß in etwa, was gewünscht wird.
So habe er seine Trailer-Musik für „Paddington“an den klassischen „Abenteuerkino-Sound“angelehnt: klassisches Orchester in großer Besetzung. „In diesem Fall optimistisch, feierlich, angefüllt mit stürmisch euphorischen Melodien und großem symphonischen Finale. Das passt perfekt zu den Abenteuern des kleinen Bären in England“, sagt Krüger. Bei „The Current War“, einem aufwendigen Film über den Elektronik-Pionier Thomas Edison, waren die Voraussetzungen anders. Hier hat Krüger die Komposition so weit wie möglich auf Streichinstrumente plus Perkussion reduziert. „So eine Klangstruktur passt besser zu einer historischen Geschichte“, erzählt er. Bei Actionfilm-Trailern lässt er es dagegen krachen: „Da muss es dampfen, kochen, explodieren!“
Die unvermeidlichen Fehlschläge kann sich Krüger nur leisten, weil unter seinem Namen bei der Gema, der Verwertungsgesellschaft für Musik, rund 700 Library-Stücke verzeichnet sind. Sobald eines verwendet wird, erhält er Tantiemen.
Bei aller Befriedigung, die ihm seine Arbeit bereitet, wurmt es ihn aber doch ein bisschen, dass er als Schöpfer nie identifiziert werden kann. Im Gegensatz zum Film wird beim Trailer nicht erwähnt, wer die Musik komponiert hat – auch deshalb hat er beim Videoportal Youtube und beim Online-Musikdienst Soundcloud Portale unter dem Namen „Rolf Anton Krueger“eingerichtet. Sein meistgeklicktes Stück auf seiner Youtube-Seite stammt aus der „Eric Andre Show“des gleichnamigen US-Komikers. Es kommt auf fast 35 000 Abrufe.