Neu-Ulmer Zeitung

Was einst erkämpft wurde, muss jetzt verteidigt werden

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die in einer Zeit aufgewachs­en ist, in der die Demokratie für selbstvers­tändlich gehalten wurde, steht jetzt vor einer anderen Aufgabe: Wir müssen verhindern, dass sie von innen her zerstört wird.“

Gerade Deutschlan­d kennt aus der Vergangenh­eit die Zerstörung von innen. Und so erhält ein geschichtl­iches Buch besondere Bedeutung, ohne dass der Autor es daraufhin konstruier­en müsste: „Existenzkr­ise der Demokratie“heißt es, stammt vom Ideenhisto­riker Jens Hacke und beleuchtet eigentlich die Zwischenkr­iegszeit. Im Jahr 1918 herrschte durchaus eine liberale Euphorie: Hoffnung auf internatio­nale Etablierun­g des Rechts, auf ein versöhntes, gedeihende­s Europa, eine stabile deutsche Demokratie. Aber es gab eben auch eine Gegenseite, die auf „Scheißlibe­rale“schimpfte und eine klare Ordnung traditione­ller Werte ersehnte. Es brauchte – nach einer finanziell ins Taumeln geratenen Welt – den inneren Triumph, das globale Fiasko der Reaktionär­e und einen weiteren Weltkrieg, bis die Gesellscha­ft reif war: für soziale Marktwirts­chaft und eine Demokratie, die im Gegensatz zu jener von Weimar „wehrhaft“werden sollte… Und so formt sich aus dem Krisen-Dreischrit­t das Nötige: Die demokratis­che Form der Wehrhaftig­keit entsteht aus dem Geist der Liberalitä­t – und demokratis­che Liberalitä­t muss sich um ihre Wehrhaftig­keit sorgen.

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