In Äthiopien sind die Löhne niedriger als in Bangladesch
Jahren tausende Jobs entstanden sind. Doch der Preis dafür ist hoch: Die Investoren kommen fast durchweg aus Industriestaaten – s.Oliver und Tchibo zum Beispiel. Und die Regierung des Landes duldet mit die niedrigsten Löhne weltweit: Viele Näherinnen verdienen nicht einmal 30 Euro im Monat und damit weniger als Arbeiter in Bangladesch, das lange als Inbegriff der Ausbeutung galt. Hinzu kommt: Nur wenige Afrikaner können sich die heimisch hergestellte Kleidung leisten. In Europa lässt sich die Ware ohnehin für ein Vielfaches verkaufen.
Und Experten wenden zugleich ein: Wenn Ostafrika den Import von Altkleidern verbietet, kommen die Textilien über den Schwarzmarkt. Das ist in Äthiopien und Ghana der Fall, wo entsprechende Gesetze in der Praxis kaum Anwendung finden. Es ist zu einfach, mit ein paar Koffern über die Grenze zu fahren und zu sagen, es handele sich um private Kleidung. Gebrauchtware gibt es dann weiterhin – nur eben teurer. Und dem Staat gehen wichtige Zölle verloren.
Auf dem Markt in Kampala packt Händler Nyombi ein ausgewaschenes Hemd in eine Plastiktüte. Umgerechnet sechs Euro verlangt er dafür. Der Kunde arbeitet für eine Versicherung, bei seinem Gehalt könnte er sich vielleicht auch ein neues Kleidungsstück kaufen. Aber locker sitzt das Geld deshalb nicht, sagt der Mann. „Die Miete, das Schulgeld für die Kinder – das ist mir wichtiger.“
Er glaubt nicht, dass es jemals zu einem Verbot kommen wird. „Die Leute lassen sich nicht von der Regierung vorschreiben, was sie zu kaufen haben.“