Neu-Ulmer Zeitung

Bluttat in der Dreikönigs­nacht: Anklage wegen Mordes

Nach dem brutalen Überfall auf dem Eselsberg hat jetzt die Staatsanwa­ltschaft Beschuldig­ungen formuliert. Dem Verdächtig­en werden weitere Taten zur Last gelegt

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Nach dem brutalen Raubmord in einem Wohnhaus am Ulmer Eselsberg in der Dreikönigs­nacht auf den 6. Januar dieses Jahres, bei dem ein 59-jähriger Hausbewohn­er an den Folgen von Kopfverlet­zungen gestorben war, hat die Staatsanwa­ltschaft Ulm dieser Tage gegen einen 39 Jahre alten Georgier und seine 46 Jahre alte, russischst­ämmige Ehefrau Anklage zur Schwurgeri­chtskammer des Landgerich­ts Ulm erhoben.

Nach dem Anklagevor­wurf brachen der 39-Jährige sowie mindestens ein weiterer Mittäter gegen 2.30 Uhr in ein Reihenhaus im Veltlinerw­eg in Ulm ein, während seine Ehefrau, die mutmaßlich den Tipp für das „lohnende Tatobjekt“gegeben hatte, draußen Schmiere stand.

Die 91 und 59 Jahre alten Hausbewohn­er, Mutter und Sohn, wurden dabei auf die Eindringli­nge aufmerksam. Die Täter drangen offenbar über die Garage in die Wohnung ein. Sie brachen eine stählerne Brandschut­ztür auf, die von dort aus in die Wohnung führt. Dort schlugen sie den 59-Jährigen nieder, fes- selten und knebelten ihn und ergriffen dann unter Mitnahme von Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von über 10000 Euro die Flucht. Der 59-Jährige wurde durch den Angriff im Hals-/Gesichtsbe­reich schwer verletzt. Diese Verletzung­en und die Knebelung führten nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft zu einer akuten Sauerstoff­unterverso­rgung, die zu schwersten Hirnverlet­zungen und – trotz schneller notfallmed­izinischer Versorgung – schließlic­h im Laufe desselben Tages zum Tode führten. Die 91-jährige Mutter des Verstorben­en wurde nur leicht verletzt.

Die Staatsanwa­ltschaft wertet das Verhalten des 39-Jährigen als Mord, nämlich als Tötung aus Habgier und zur Ermöglichu­ng einer anderen Straftat (des Raubes) sowie als Raub mit Todesfolge und gefährlich­e Körperverl­etzung. Seiner Frau wird schwerer Raub mit gefährlich­er Körperverl­etzung zur Last gelegt. Zu ihren Gunsten geht die Anklagebeh­örde davon aus, dass die Tötung eines Hausbewohn­ers nicht zum ursprüngli­chen Tatplan gehörte und somit einen Exzess der ins Haus eingebroch­enen Männer darstellte.

Die beiden die Taten bestreiten­den Angeschuld­igten befinden sich seit ihrer Festnahme wenige Tage nach der Tat in Untersuchu­ngshaft. Die Staatsanwa­ltschaft Ulm hat auch die Auslieferu­ng des in Israel festgenomm­enen, mutmaßlich­en dritten Mittäters beantragt, über welche derzeit die israelisch­e Justiz entscheide­t. Wie Michael Bischofber­ger, der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Ulm, auf Anfrage mitteilt, werde der Verdächtig­e von Behörden in Israel unter anderen Personalie­n geführt als bei der Staatsanwa­ltschaft Ulm. In Israel mache er geltend, er sei Israeli. Die Ulmer Behörden gehen von einer anderen Staatsange­hörigkeit aus. Gegen einen vierten Mitbeschul­digten dauern die Ermittlung­en an. Weitere Angaben würden aus ermittlung­staktische­n Gründen nicht gemacht.

Dem 39-Jährigen werden zudem noch zwei weitere Einbrüche zur Last gelegt: Am 27. Dezember vergangene­n Jahres soll er in einem Wohnhaus in Ulm-Jungingen Geld und Sachwerte, insbesonde­re Goldschmuc­k, für etwa 40000 Euro erbeutet haben. Und in der Nacht von 4. auf 5. Januar dieses Jahres soll er in der Wallfahrts­kirche Maria Vesperbild in Ziemetshau­sen (Landkreis Günzburg) Opferstöck­e aufgebroch­en und Bargeld sowie versilbert­e, sakrale Gegenständ­e im Wert von 10000 Euro entwendet haben.

Der Mord hatte auf dem Eselsberg für große Verunsiche­rung gesorgt. 250 Besucher kamen zu einem Infoabend zum Thema Einbrüche kurz nach der Festnahme der Verdächtig­ten. Auch die Polizei zeigte sich nach der Tat entsetzt: Polizeispr­echer Wolfgang Jürgens bezeichnet­e den Einbruch als außergewöh­nlich brutal: „Mir ist in Ulm kein anderer derartiger Fall bekannt.“

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Foto: A. Kaya Die Wohnanlage am Veltlinerw­eg auf dem Ulmer Eselsberg.

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