Bluttat in der Dreikönigsnacht: Anklage wegen Mordes
Nach dem brutalen Überfall auf dem Eselsberg hat jetzt die Staatsanwaltschaft Beschuldigungen formuliert. Dem Verdächtigen werden weitere Taten zur Last gelegt
Nach dem brutalen Raubmord in einem Wohnhaus am Ulmer Eselsberg in der Dreikönigsnacht auf den 6. Januar dieses Jahres, bei dem ein 59-jähriger Hausbewohner an den Folgen von Kopfverletzungen gestorben war, hat die Staatsanwaltschaft Ulm dieser Tage gegen einen 39 Jahre alten Georgier und seine 46 Jahre alte, russischstämmige Ehefrau Anklage zur Schwurgerichtskammer des Landgerichts Ulm erhoben.
Nach dem Anklagevorwurf brachen der 39-Jährige sowie mindestens ein weiterer Mittäter gegen 2.30 Uhr in ein Reihenhaus im Veltlinerweg in Ulm ein, während seine Ehefrau, die mutmaßlich den Tipp für das „lohnende Tatobjekt“gegeben hatte, draußen Schmiere stand.
Die 91 und 59 Jahre alten Hausbewohner, Mutter und Sohn, wurden dabei auf die Eindringlinge aufmerksam. Die Täter drangen offenbar über die Garage in die Wohnung ein. Sie brachen eine stählerne Brandschutztür auf, die von dort aus in die Wohnung führt. Dort schlugen sie den 59-Jährigen nieder, fes- selten und knebelten ihn und ergriffen dann unter Mitnahme von Bargeld und Schmuck im Gesamtwert von über 10000 Euro die Flucht. Der 59-Jährige wurde durch den Angriff im Hals-/Gesichtsbereich schwer verletzt. Diese Verletzungen und die Knebelung führten nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu einer akuten Sauerstoffunterversorgung, die zu schwersten Hirnverletzungen und – trotz schneller notfallmedizinischer Versorgung – schließlich im Laufe desselben Tages zum Tode führten. Die 91-jährige Mutter des Verstorbenen wurde nur leicht verletzt.
Die Staatsanwaltschaft wertet das Verhalten des 39-Jährigen als Mord, nämlich als Tötung aus Habgier und zur Ermöglichung einer anderen Straftat (des Raubes) sowie als Raub mit Todesfolge und gefährliche Körperverletzung. Seiner Frau wird schwerer Raub mit gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Zu ihren Gunsten geht die Anklagebehörde davon aus, dass die Tötung eines Hausbewohners nicht zum ursprünglichen Tatplan gehörte und somit einen Exzess der ins Haus eingebrochenen Männer darstellte.
Die beiden die Taten bestreitenden Angeschuldigten befinden sich seit ihrer Festnahme wenige Tage nach der Tat in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Ulm hat auch die Auslieferung des in Israel festgenommenen, mutmaßlichen dritten Mittäters beantragt, über welche derzeit die israelische Justiz entscheidet. Wie Michael Bischofberger, der Sprecher der Staatsanwaltschaft Ulm, auf Anfrage mitteilt, werde der Verdächtige von Behörden in Israel unter anderen Personalien geführt als bei der Staatsanwaltschaft Ulm. In Israel mache er geltend, er sei Israeli. Die Ulmer Behörden gehen von einer anderen Staatsangehörigkeit aus. Gegen einen vierten Mitbeschuldigten dauern die Ermittlungen an. Weitere Angaben würden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht gemacht.
Dem 39-Jährigen werden zudem noch zwei weitere Einbrüche zur Last gelegt: Am 27. Dezember vergangenen Jahres soll er in einem Wohnhaus in Ulm-Jungingen Geld und Sachwerte, insbesondere Goldschmuck, für etwa 40000 Euro erbeutet haben. Und in der Nacht von 4. auf 5. Januar dieses Jahres soll er in der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild in Ziemetshausen (Landkreis Günzburg) Opferstöcke aufgebrochen und Bargeld sowie versilberte, sakrale Gegenstände im Wert von 10000 Euro entwendet haben.
Der Mord hatte auf dem Eselsberg für große Verunsicherung gesorgt. 250 Besucher kamen zu einem Infoabend zum Thema Einbrüche kurz nach der Festnahme der Verdächtigten. Auch die Polizei zeigte sich nach der Tat entsetzt: Polizeisprecher Wolfgang Jürgens bezeichnete den Einbruch als außergewöhnlich brutal: „Mir ist in Ulm kein anderer derartiger Fall bekannt.“