Wenn einer arbeitet – und sechs zuschauen
Wenn es denn stimmt, dass es der letzte Eindruck ist, der bleibenden Eindruck hinterlässt, hat sich Moskau noch mal ganz schön ins Zeug gelegt. Hat sich von seiner schönsten Seite gezeigt – und nebenbei einige Vorurteile bestätigt.
Augenscheinlich ist, dass im Hotelund Gaststättengewerbe den Personalkosten eher ein untergeordneter Wert beigemessen wird. Anders ist kaum zu erklären, dass sich Kneipen und Bettenburgen zwar zahlreiche Angestellte leisten, es aber wohl selten eine genaue Tätigkeitsbeschreibung für sie gibt, weshalb sie oft die Möglichkeit haben, sich im Müßiggang zu üben. Zweifelsfrei ein gewinnbringender Zeitvertreib. Und da er wohl den meisten Russen nicht fremd ist, beklagt sich auch kaum einer über Wartezeiten, die in Deutschland unter dem Schlagwort „Servicewüste“zusammengefasst werden.
Da der Kaffeeautomat am Morgen kein Koffein ausspucken will, wird eine Servicekraft gefragt, wann und ob denn wieder mit der kaffeeähnlichen Flüssigkeit zu rechnen sei, die dieses Gerät ja durchaus im Stande sein soll zuzubereiten. „No coffee.“Vielleicht gibt es ja einen anderen Automaten? „No coffee.“
Weil nörgelnde deutsche Journalisten neben Mundgeruch und Kater zu den unliebsamsten Erscheinungen am Morgen zählen, werden schließlich doch noch weitere Angestellte gerufen. Die erst mal nichts machen. Bis einem der Gedanke kommt, einen anderen Automaten hinzustellen. Er macht das alleine. Sechs schauen zu. Er schließt ihn auch alleine an. Sechs schauen zu. Der Kaffee läuft.
Genauso wie der Lada Kalina der Reporter. Ein letztes Mal noch nach Watutinki. Katastrophenjournalismus. Schauen, wie das deutsche Lager abgebaut wird. Zurück im Hotel, am Hintereingang rein, vorbei am „Rezeptionisten“, der