Die Zeit der Public Viewings ist vorbei
Da war mal dieser Moment in der Nachspielzeit: David Odonkor rennt die Seitenlinie entlang, schlägt den Ball in die Mitte und Oliver Neuville trifft zum 1:0 für Deutschland. Dieser Moment im Gruppenspiel gegen Polen bei der Heim-WM 2006 war die Geburtsstunde des Public Viewing in Deutschland. Und dann war dieser andere Moment am Mittwoch, ebenfalls in der Nachspielzeit: Young-Gwon Kim trifft zum 1:0 für Südkorea und leitet das WM-Aus der deutschen Elf ein. Das Tor könnte auch das Aus für die Public Viewings in der Region bedeuten.
Wirte im Landkreis und in der Stadt Ulm geben unumwunden zu: Das unerwartet frühe Ausscheiden der deutschen Mannschaft hat sie viel Geld gekostet. Leinwand, Technik, Sicherheitspersonal und mehr sind teuer. Die Investitionen haben sich bei dieser WM nicht gerechnet. Ob die Gastronomen dieses Risiko wieder eingehen?
Die Städte haben schon heuer abgespeckt. Neu-Ulm hat komplett darauf verzichtet, Geld in ein Fußballfest zu stecken. Senden hat nur ein Spiel übertragen – weil es mit einem Stadtfest zusammenfiel und gut passte. Ulm hat sich aus dem finanziellen Risiko herausgehalten und dem Veranstalter nur die übliche Gebühr erlassen. Und nun? Aus den Besucherzahlen 2018 lässt sich wenig ableiten. Den Erfahrungen der Wirte zufolge wuchs das Interesse stets mit der Dauer des Turniers. Doch nach 2006 ließ die Begeisterung insgesamt spürbar nach – WM für WM.
Die Zeit der Public Viewings ist in diesem Jahr vorbei. Auch wenn einige Wirte die weiteren Spiele zeigen: Hunderte oder sogar Tausende Zuschauer werden es wohl nicht mehr. Die Veranstalter des Donaufests und anderer SommerEvents dürften aufatmen: Jetzt ist Zeit und Luft für ihre Angebote.
Wie es beim nächsten Turnier aussieht, ist schwer abzuschätzen. Gut möglich, dass nach dem Reinfall 2018 nach den Städten auch einige Wirte das Risiko scheuen. Vielleicht ist die Zeit der Public Viewings nicht nur für diesen Sommer vorbei.