Neu-Ulmer Zeitung

Die Zeit der Public Viewings ist vorbei

- VON SEBASTIAN MAYR redaktion@nuz.de

Da war mal dieser Moment in der Nachspielz­eit: David Odonkor rennt die Seitenlini­e entlang, schlägt den Ball in die Mitte und Oliver Neuville trifft zum 1:0 für Deutschlan­d. Dieser Moment im Gruppenspi­el gegen Polen bei der Heim-WM 2006 war die Geburtsstu­nde des Public Viewing in Deutschlan­d. Und dann war dieser andere Moment am Mittwoch, ebenfalls in der Nachspielz­eit: Young-Gwon Kim trifft zum 1:0 für Südkorea und leitet das WM-Aus der deutschen Elf ein. Das Tor könnte auch das Aus für die Public Viewings in der Region bedeuten.

Wirte im Landkreis und in der Stadt Ulm geben unumwunden zu: Das unerwartet frühe Ausscheide­n der deutschen Mannschaft hat sie viel Geld gekostet. Leinwand, Technik, Sicherheit­spersonal und mehr sind teuer. Die Investitio­nen haben sich bei dieser WM nicht gerechnet. Ob die Gastronome­n dieses Risiko wieder eingehen?

Die Städte haben schon heuer abgespeckt. Neu-Ulm hat komplett darauf verzichtet, Geld in ein Fußballfes­t zu stecken. Senden hat nur ein Spiel übertragen – weil es mit einem Stadtfest zusammenfi­el und gut passte. Ulm hat sich aus dem finanziell­en Risiko herausgeha­lten und dem Veranstalt­er nur die übliche Gebühr erlassen. Und nun? Aus den Besucherza­hlen 2018 lässt sich wenig ableiten. Den Erfahrunge­n der Wirte zufolge wuchs das Interesse stets mit der Dauer des Turniers. Doch nach 2006 ließ die Begeisteru­ng insgesamt spürbar nach – WM für WM.

Die Zeit der Public Viewings ist in diesem Jahr vorbei. Auch wenn einige Wirte die weiteren Spiele zeigen: Hunderte oder sogar Tausende Zuschauer werden es wohl nicht mehr. Die Veranstalt­er des Donaufests und anderer SommerEven­ts dürften aufatmen: Jetzt ist Zeit und Luft für ihre Angebote.

Wie es beim nächsten Turnier aussieht, ist schwer abzuschätz­en. Gut möglich, dass nach dem Reinfall 2018 nach den Städten auch einige Wirte das Risiko scheuen. Vielleicht ist die Zeit der Public Viewings nicht nur für diesen Sommer vorbei.

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Visualisie­rung: DC Developmen­t Blick vom Ulmer Hauptbahnh­of auf die künftigen Sedelhöfe mit dem ebenerdige­n Durchgang zum Albert Einstein Platz (links) und dem Hotel am Bahnhofspl­atz 7 (rechts) mit der geplanten Dachterras­se.
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