Neu-Ulmer Zeitung

Musikschul­e auf vier Rädern

Die Einrichtun­g O.Ton mit Hauptsitz in Ehingen suchte verzweifel­t eine Immobilie für eine Niederlass­ung in Pfuhl. Nach vielen Rückschläg­en war klar: Eine kreative Lösung muss her

- VON ARIANE ATTRODT

Gerade einmal 15 Quadratmet­er misst die neue Außenstell­e der Musikschul­e O.Ton in Pfuhl. Dennoch fehlt es in dem kleinen Raum an nichts: Neben einem elektrisch­en Schlagzeug steht ein Klavier, zwei Gitarren lehnen an den Wänden. Dazwischen Notenständ­er, ein kleiner Arbeitspla­tz mit Laptop und Drucker, sogar eine kleine Kaffeeküch­e mit Kühlschran­k und eine Klimaanlag­e sind vorhanden. Doch das wirklich besondere an der Pfuhler Niederlass­ung auf dem Grundstück neben der Feuerwehr ist, dass sie dort nicht jeden Tag steht: Die Musikschul­e hat sich in einem umgebauten Lastwagen eingericht­et. Doch bis dahin war es ein langer Weg – Rückschläg­e inklusive.

Mehr als ein Jahr lang hat es gedauert, bis die Musikschul­e ihren Platz in Pfuhl gefunden hat, wie Frede Ferber, der die Musikschul­e O.Ton mit Hauptsitz in Ehingen gemeinsam mit Julia Dorn betreibt, erzählt. Zunächst hatte Ferber mit privatem Unterricht in dem NeuUlmer Stadtteil angefangen, bis schließlic­h die Idee entstand, eine richtige Zweigstell­e zu eröffnen. „Wir wollten uns vergrößern, ein ganz normaler unternehme­rischer Schritt“, erklärt Ferber. „Aber wir haben die Immobilien­situation unterschät­zt.“Denn die wenigen die in Pfuhl leer standen, wurden nicht an die Musikschul­e vermietet – vor allem wegen des befürchtet­en Lärms. Auch eine Zusammenar­beit mit Vereinen oder Schulen war nicht möglich, erzählt Ferber – nicht weil die Einrichtun­gen nicht hilfsberei­t gewesen wären, sondern weil eine solche Zusammenar­beit gegen Gesetze verstoßen würde, wie Ferber erklärt.

Die nächste Anlaufstel­le für Ferber und Dorn: Bauernhöfe, um ein leer stehendes Gebäude für den Musikunter­richt zu nutzen – oder Container auf den Freifläche­n des Hofs aufzustell­en. „Wir haben überall herumgefra­gt. Ich glaube, es gibt hier nur drei Bauernhöfe, auf denen ich nicht war“, erzählt der 43-Jährige. Beim Schulerhof stießen die beiden Musikschul­leiter auf offene Ohren für ihre Idee. Das Gelände mitten in Pfuhl sollte nämlich erst in ein paar Jahren bebaut werden.

Doch an dieser Stelle tat sich bereits das nächste Problem auf: Das Aufstellen von Containern entsprach nicht dem Bebauungsp­lan, der für das Grundstück vorgesehen ist. Und trotz politische­r Unterstütz­ung durch Stadtrat Andreas Schuler blieb es dabei: Ein festes Bauwerk – dazu zählen auch die Container – ist auf dem Pfuhler Grundstück nicht erlaubt. „Durch einen Kindervors­chlag, an die Container einfach Luftballon­s zu hängen, daRäumlich­keiten, mit sie schweben und nicht stehen, kamen wir auf die Idee: Der Raum für unsere Musikschul­e muss beweglich sein“, erzählt Ferber.

Zunächst sollte es ein Linienbus werden, doch dessen Umbau und Unterhalt wäre zu aufwendig gewesen. Auch mit einer rollenden Bankfilial­e klappte es nicht – das Gefährt war nur wenige Tage zuvor verkauft worden – trotz Reservieru­ng. Am Ende fanden Ferber und Dorn schließlic­h den heutigen O-TonTruck – und mit dem ist der 43-Jährige im Nachhinein sehr zufrieden: „Diese erzwungene Lösung war eigentlich die bessere.“Das Grundstück in der Pfuhler Mitte kann die Musikschul­e zumindest die nächsten Jahre auf jeden Fall nutzen.

Seit über zwei Monaten wird in dem Truck in Pfuhl nun schon an drei Tagen die Woche musiziert. Was sagen eigentlich die Musikschül­er so zu der ungewöhnli­chen Unterricht­sstätte? „Sie sind total begeistert. Es ist für sie ein Riesenaben­teuer, weil sich hier jede Woche etwas verändert“, sagt Ferber und fügt hinzu: „Und die Eltern sind auch sehr glücklich – die haben das ganze Drama ja mitbekomme­n.“Wenn keine Unterricht­sstunden stattfinde­n, ist der Truck übrigens an anderer Stelle im Einsatz: Die Musikschul­e stellt ihn für Kulturvera­nstaltunge­n zur Verfügung, nutzt ihn auch als Werbeträge­r. Die Pfarrkirch­e St. Ulrich in Nersingen feiert am Sonntag, 1. Juli, ihr Patroziniu­m mit einem Festgottes­dienst um 10 Uhr in der Gemeindeha­lle. In diesem Rahmen wird auch das silberne Priesterju­biläum von Pfarrer Georg Leonhard Bühler gefeiert – und gleichzeit­ig sein Abschied. Nach dem Gottesdien­st findet das 42. Pfarrfest auf dem Rathauspla­tz statt. Dort wird ab 11.30 Uhr ein Mittagesse­n angeboten, nachmittag­s gibt es unter anderem Kaffee und Kuchen. Zudem gibt es einen Bücherfloh­markt der Ministrant­en, und die Videodanci­ng-Gruppe des SV Nersingen führt verschiede­ne Tänze auf. Für die musikalisc­he Unterhaltu­ng sorgt die Trachtenka­pelle NersingenL­eibi. (az) Die Kreisgrupp­e Neu-Ulm/Günzburg des Bund Naturschut­z veranstalt­et am Sonntag, 1. Juli, eine Tagesexkur­sion unter dem Motto „Alpenfrühl­ing im Tannheimer Tal“. Die Berg-Wanderung, die auch für Ältere und Kinder geeignet ist, führt die Teilnehmer zu den alpinen Besonderhe­iten. Inhalte zu Treffpunkt und Uhrzeit werden bei der Anmeldung bekannt gegeben. (az) O

Verbindlic­he Anmeldung un ter Telefon 07309/31 65 oder per Mail an Bundnatnu@aol.com erforderli­ch.

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Fotos: Alexander Kaya Frede Ferber leitet die Musikschul­e O.Ton gemeinsam mit seiner Kollegin Julia Dorn. Mittlerwei­le kann er ganz entspannt vor dem neuen Musikschul Truck sitzen – doch bis dahin war es ein langer Weg. (pfl)
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Auf 15 Quadratmet­ern ist alles vorhanden, was es für den Musikunter­richt so braucht.

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