Am Strom der Fantasie
Das Donaufest bekommt eine neue Attraktion: ein eigens für das Festival produziertes Varieté-Programm. „Die perfekte Welle“ist inspiriert von den Geschichten des großen Flusses
Die Donau, findet KarlHeinz Helmschrot, ist schon ein verrückter Fluss. Weil sie aus mehreren Quellen entspringt, kann man ihren Anfang nicht genau bestimmen, und weil sie sich an der Mündung in viele Arme verzweige, auch nicht, wo sie endet. Im Auftrag des Internationalen Donaufests, das am Freitag, 6. Juli, beginnt, ist der Artist, Schauspieler und Regisseur Helmschrot sowohl den Ursprung als auch das Delta des europäischen Stroms gereist. Doch die größere Reise steht noch bevor – und auf die nimmt er das Publikum mit: Er hat für das Fest das Donau-Varieté „Die perfekte Welle“zusammengestellt, das Geschichten vom großen Fluss erzählt.
Für das Donaufest ist die Produktion, die zweimal – am Samstag, 7. Juli, 20 Uhr und am Sonntag, 8. Juli, 17 Uhr – im Edwin-Scharff-Haus gezeigt wird, eine Premiere. Erstmals kommen Künstler aus den Donauländern und setzen das Thema Donau, getragen von der Musik der rumänischen Sängerin Oana Cãtãlina, in Bewegung um. Helmschrot nennt die Show ein „Unikat“, denn anders als bei normalen VarietéAbenden wird keine Nummer einfach übernommen, alles entsteht speziell für Neu-Ulm oder wird für die beiden Vorstellungen adaptiert. Zudem ist „Die perfekte Welle“kein Kessel Buntes, sondern wird von einer Handlung zusammengehalten. Einer Handlung, die an der Quelle beginnt und im Schwarzen Meer endet.
Als Reiseleiter tritt dabei Helmschrot selbst auf. Der 1961 geborene ist in seinem Metier ein erfahrener Mann – und in der Region bereits durch verschiedene Auftritte bekannt. So zeigte er seine GoetheSchrumpfversion „Fasst Faust“2012 im Theater Neu-Ulm, Anfang Nuller-Jahre fungierte er als Conférencier beim Varieté im Ulmer Zelt. Bernd Leitner, künstlerischer Leiter des Donaufest-Programms auf der Neu-Ulmer Flussseite, kennt er noch länger. In den 90ern gastierte Helmschrot mit einer Varieté-Version von Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“im Roxy.
Der Kontakt von damals lebt nun wieder auf – für ein Veranstaltungsder format, das sich, so hoffen die Organisatoren, künftig ein fester Bestandteil des Donaufestes werden soll. „Das ist jetzt der Versuchsballon“, sagt Helmschrot, der bei der Zusammenstellung der Künstler für das Varieté im Edwin-Scharff-Haus auf sein großes Netzwerk zurückgreifen konnte. „Nach 30 Jahren im Geschäft kennt man viele Leute“, so der Regisseur, der nach eigenen Aussagen sowohl die Absolventenprogramme der Artistenschulen als auch die einschlägigen Festivals im Blick hat.
Für die Premiere hat Helmschrot Künstler aus Deutschland, Rumänien und der Ukraine verpflichtet. Die Akrobaten Nadja Hawranek und Susanne Preissler alias „Same Same But Different“(Luftartistik, Kontorsion und Tanz), das Trio Trilogy (Voltigen, Partnerakrobatik, Vertikalseil) und Tatjana Konobas (Tanz, Pezziballakrobatik), die Musiker Oana Cãtãlina Chitu (Gesang) und Valeriu Cascaval (Akkordeon) sowie die Sandmalerin Svetlana Goncharenko. Letztere wird die von Helmschrot gestalteten Erzählparts illustrieren, indem sie auf einem Tageslicht-Projektor mit Sand live Bilder gestaltet – und wieder verschwinden lässt. Derzeit bereiten Helmschrot und die anderen Künstler ihre Beiträge getrennt vor, die Proben vor Ort im Edwin-ScharffHaus beginnen erst am Mittwoch. Wenig Zeit, aber das stört den Organisator nicht: „Ich mag es so kompakt.“
Die Donau taucht in dem Programm in vielerlei Hinsicht auf: An der Quelle, dem Ur-Sprung, wird beispielsweise gesprungen, in Wien erklingt ein Schrammelwalzer und an der Mündung, wo der Fluss besonders mächtig ist, mit Kraftakrobatik geprotzt – begleitet von rumänischer Trauermusik. Eine interessante Mischung, findet Reiseleiter Karl-Heinz Helmschrot, in dessen Kopf schon Ideen für zukünftige Donaufeste herumspuken: „Die Donau ist ein Pool von Geschichten. Der Fluss ist die Metapher für Entwicklung und das Leben.“O
Karten für die beiden Vor stellungen des Donau Varietés „Die perfekte Welle“gibt es unter anderem bei Blende 22, Augsburger Straße 26, in Neu Ulm, Telefon 0731/6021597 oder im Internet unter donaufest.de