Selbst ist der Mann
1
Ein junger Mann geht die Mönckebergstraße entlang. Unter jedem Arm einen großen Karton, drängt er sich eilig durch die Leute, die hier an diesem schönen Herbstmorgen bummeln, stehenbleiben, Schaufenster ansehen, in Läden eintreten und weitergehen – drängt er sich eilig, mit gesenktem Kopf.
Am Warenhaus Karstadt erfaßt sein Blick von der Seite den Schimmer eines großen Schaufensters voll strahlender Toiletten, seidiger Glanz von Frauen, sanfte Helle.
Der junge Mann geht hastiger, er sieht nicht noch einmal zur Seite, steuert vorbei an dieser Klippe. Drei Häuser weiter steht das große Bürohaus, das sein Ziel ist. Zum Portier murmelt er: „China-Export“, verschmäht Aufzug und Paternoster und klimmt eilig die Treppe hinauf.
Im Ausstellungssaal, voll von Kristall, Stoffen, Buddhas, Porzellan, ist es um die Morgenstunde noch still.
Ein einziger Lehrling, ein kleiner, untersetzter Bengel mit abstehenden Ohren, so glührot, als habe ihn eben erst sein Chef daran gerissen, wedelt dort mit einem Federwisch herum.
„Bitte?“fragt der Lehrling.
„Zu Herrn Brammer“, sagt Kufalt. Und: „Danke, ich weiß schon den Weg.“
Er geht durch zwei Büros, in denen Mädchen an ihren Schreibmaschinen sitzen, und kommt in ein drittes. Dort waltet Herr Brammer hinter einer langen, knatternden, klingelnden Buchungsmaschine, zwischen vielen bunten Karten und Avisen.
„Die letzten zweitausend, Herr Brammer“, sagt Kufalt.
Herr Brammer ist auch noch ein junger Mensch, mit einem frischen Gesicht, blonden Haaren und der zu kurz geratenen Oberlippe der Hamburger.
Herr Brammer drückt ein paar Tasten, der Wagen ruckt, knattert, klingelt, spuckt eine Karte aus. Herr Brammer liest sie stirnrunzelnd und sagt: „Legen Sie immer hin.“
Kufalt tut es.
„Die Zahl wird ja stimmen, was?“„Die stimmt“, sagt Kufalt.
»82. Fortsetzung folgt