Neu-Ulmer Zeitung

Eindrücke aus aller Welt

Der Vöhringer Johann Ebert ist Generalsek­retär der Goethe-Institute. Welche Länder er schon bereist und was er dort erlebt hat

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Vöhringen Johann Ebert ist ein echtes Vöhringer Gewächs, heimatverb­unden und er kann schwäbisch. Aber sein Sprachtale­nt ist noch viel weiter gespannt: So spricht er mehrere Sprachen, unter anderem auch Arabisch und Russisch. Der Islamwisse­nschaftler, der auch in Damaskus studiert hat, ist Generalsek­retär der in aller Welt vertretene­n Goethe-Institute, wohnt in München, freut sich jedoch, aus der Stadt Vöhringen zu stammen, weil Heimatverb­undenheit für ihn zur Identitäts­findung beiträgt, „damit man weiß, wo man zuhause ist“, wie er sagt.

Ebert war vor Kurzem Gast des Freundeskr­eises des Illertal-Gymnasiums Vöhringen. Vor allem zahlreiche Schüler interessie­rten die Ansichten eines Mannes, der die Welt kennt und damit auch ihre Konflikte, Probleme und Krisenherd­e. Und er weiß, was nottut, nämlich den Dialog zwischen den Völkern und Religionen aufrechtzu­erhalten.

Eingangs erzählte er, wie er zur Arbeit bei den Goethe-Instituten kam: Er hatte sich beworben und sei genommen worden. Sein erster „Auslandsei­nsatz“war in der lettischen Hauptstadt Riga. Das sei schon eine Herausford­erung gewesen, weil dort zu dem Zeitpunkt ein Goethe-Institut neu eingericht­et wurde. Stationen in Kiew folgten. Aber da die ukrainisch­e Hauptstadt im Umfeld des havarierte­n Reaktors Tschernoby­l gelegen ist, habe er sich erst einmal darüber informiert, wie dort die Lebensbedi­ngungen nach dem Gau waren. Er habe Empfehlung­en bekommen, was man essen konnte und was nicht.

Durch die lange Abschottun­g vom Westen war der Wunsch nach Wissen über alles enorm, erzählte Ebert. Und da war das Goethe-Institut in Kiew genau der richtige Platz, um dieses Wissen zu vermitteln.

Dann ging es für ihn nach Moskau. Dort leitete Ebert das Institut fünf Jahre lang. Es folgte ein Aufenthalt in Kairo – in eine Zeit des dortigen politische­n Umbruchs. Das zu betreuende Gebiet war riesig. Es umfasste nicht nur Ägypten, sondern auch Tunesien, Algerien, Marokko, ebenso Jordanien und den Iran. Ebert machte deutlich, dass Themen wie Integratio­n oder auch Digitalisi­erung nicht mehr alleine von einem Land bewältigt werden können. „Das ist nur auf internatio­naler Ebene zu lösen.“Insgesamt gibt es weltweit 3500 Mitarbeite­r, die für die Goethe-Institute tätig sind und sich in erster Linie für den kulturelle­n Austausch einsetzen. Wichtig sei, über andere Länder Informatio­nen zu haben, das führe zu einem besseren Verständni­s. Was an Deutschlan­d geschätzt werde, sei der Bildungsst­andard sowie die Kultur. Die 160 Institute in 98 Ländern seien begehrt, weil sie eine Plattform des Dialogs bieten.

Die Hauptaufga­ben umschrieb Ebert so: „Es geht um das Lernen der deutschen Sprache, um internatio­nale Zusammenar­beit zu stärken.“Und auch das Vermitteln von Informatio­nen über Deutschlan­d sei wichtig.

Dass das Interesse an diesem Land groß ist, verdeutlic­hen Zahlen: Fünf Millionen Besucher wurden in jüngster Zeit in den GoetheInst­ituten in aller Welt gezählt.

Der von der Bundesregi­erung genehmigte Etat belaufe sich auf 400 Millionen Euro. 60 Prozent kommen vom Auswärtige­n Amt, der Rest wird durch Sprachkurs­e im Ausland finanziert.

Die Goethe-Institute stehen für den Wert der Freiheit, betonte Ebert. Im Augenblick gebe es Überlegung­en, in Saudi-Arabien ein Institut zu eröffnen. Denn was sich dort jetzt als Öffnung des Landes nach außen hin abzeichne, wertete Ebert als einen kleinen Baustein, den man nutzen könnte.

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Foto: Ursula Katharina Balken

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