Eindrücke aus aller Welt
Der Vöhringer Johann Ebert ist Generalsekretär der Goethe-Institute. Welche Länder er schon bereist und was er dort erlebt hat
Vöhringen Johann Ebert ist ein echtes Vöhringer Gewächs, heimatverbunden und er kann schwäbisch. Aber sein Sprachtalent ist noch viel weiter gespannt: So spricht er mehrere Sprachen, unter anderem auch Arabisch und Russisch. Der Islamwissenschaftler, der auch in Damaskus studiert hat, ist Generalsekretär der in aller Welt vertretenen Goethe-Institute, wohnt in München, freut sich jedoch, aus der Stadt Vöhringen zu stammen, weil Heimatverbundenheit für ihn zur Identitätsfindung beiträgt, „damit man weiß, wo man zuhause ist“, wie er sagt.
Ebert war vor Kurzem Gast des Freundeskreises des Illertal-Gymnasiums Vöhringen. Vor allem zahlreiche Schüler interessierten die Ansichten eines Mannes, der die Welt kennt und damit auch ihre Konflikte, Probleme und Krisenherde. Und er weiß, was nottut, nämlich den Dialog zwischen den Völkern und Religionen aufrechtzuerhalten.
Eingangs erzählte er, wie er zur Arbeit bei den Goethe-Instituten kam: Er hatte sich beworben und sei genommen worden. Sein erster „Auslandseinsatz“war in der lettischen Hauptstadt Riga. Das sei schon eine Herausforderung gewesen, weil dort zu dem Zeitpunkt ein Goethe-Institut neu eingerichtet wurde. Stationen in Kiew folgten. Aber da die ukrainische Hauptstadt im Umfeld des havarierten Reaktors Tschernobyl gelegen ist, habe er sich erst einmal darüber informiert, wie dort die Lebensbedingungen nach dem Gau waren. Er habe Empfehlungen bekommen, was man essen konnte und was nicht.
Durch die lange Abschottung vom Westen war der Wunsch nach Wissen über alles enorm, erzählte Ebert. Und da war das Goethe-Institut in Kiew genau der richtige Platz, um dieses Wissen zu vermitteln.
Dann ging es für ihn nach Moskau. Dort leitete Ebert das Institut fünf Jahre lang. Es folgte ein Aufenthalt in Kairo – in eine Zeit des dortigen politischen Umbruchs. Das zu betreuende Gebiet war riesig. Es umfasste nicht nur Ägypten, sondern auch Tunesien, Algerien, Marokko, ebenso Jordanien und den Iran. Ebert machte deutlich, dass Themen wie Integration oder auch Digitalisierung nicht mehr alleine von einem Land bewältigt werden können. „Das ist nur auf internationaler Ebene zu lösen.“Insgesamt gibt es weltweit 3500 Mitarbeiter, die für die Goethe-Institute tätig sind und sich in erster Linie für den kulturellen Austausch einsetzen. Wichtig sei, über andere Länder Informationen zu haben, das führe zu einem besseren Verständnis. Was an Deutschland geschätzt werde, sei der Bildungsstandard sowie die Kultur. Die 160 Institute in 98 Ländern seien begehrt, weil sie eine Plattform des Dialogs bieten.
Die Hauptaufgaben umschrieb Ebert so: „Es geht um das Lernen der deutschen Sprache, um internationale Zusammenarbeit zu stärken.“Und auch das Vermitteln von Informationen über Deutschland sei wichtig.
Dass das Interesse an diesem Land groß ist, verdeutlichen Zahlen: Fünf Millionen Besucher wurden in jüngster Zeit in den GoetheInstituten in aller Welt gezählt.
Der von der Bundesregierung genehmigte Etat belaufe sich auf 400 Millionen Euro. 60 Prozent kommen vom Auswärtigen Amt, der Rest wird durch Sprachkurse im Ausland finanziert.
Die Goethe-Institute stehen für den Wert der Freiheit, betonte Ebert. Im Augenblick gebe es Überlegungen, in Saudi-Arabien ein Institut zu eröffnen. Denn was sich dort jetzt als Öffnung des Landes nach außen hin abzeichne, wertete Ebert als einen kleinen Baustein, den man nutzen könnte.