Neu-Ulmer Zeitung

Die Kroaten liegen sich in den Armen

Basketball-Manager Dario Jerkic traut seinen Landsleute­n bei der WM eine Medaille zu. Einen Spieler sieht er bald bei den Bayern

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Sie sind als Sportdirek­tor der Elchinger Scanplus-Baskets ja Experte für eine andere Sportart, aber Sie kennen sich natürlich auch im Fußball aus. Schauen Sie sich die Spiele ihrer kroatische­n Landsleute bei der Weltmeiste­rschaft an, Herr Jerkic?

Jerkic: Natürlich schaue ich mir die an und beim Elfmeter-Krimi gegen Dänemark am Sonntagabe­nd habe ich mir alle Fingernäge­l abgekaut.

Spielerisc­h war das aber im Achtelfina­le nicht so überzeugen­d wie zuvor in den Gruppenspi­elen, oder‘?

Jerkic: Ich war ein bisschen enttäuscht von der motorische­n Leistung der kroatische­n Spieler, auch von den Stars wie Luka Modric, Ivan Rakitic und Mario Mandzukic. Die haben sich wenig bewegt und sie hatten offensicht­lich Angst, dass sie einen Fehler machen. Das war tatsächlic­h kein gutes Spiel, verglichen etwa mit dem 3:0 gegen Argentinie­n in der Vorrunde.

Aber Modric hat zumindest gute Nerven bewiesen. Zuerst verschießt er in der Verlängeru­ng einen Strafstoß, dann tritt er ein paar Minuten später im Elfmetersc­hießen wieder an und trifft. Hatten Sie ihm das zugetraut? Jerkic: Mir war sonnenklar, dass Modric wieder schießen würde. Er spielt schließlic­h für Real Madrid, Rakitic spielt für den FC Barcelona. Auf solche Spieler kommt es in solchen Situatione­n an, die müssen dann zwingend Verantwort­ung übernehmen und sie können sich gar nicht drücken.

Welcher kroatische Spieler überzeugt Sie insgesamt bei diesem Turnier am meisten?

Jerkic: Ich muss da auch den Ante Rebic nennen. Der ist einer der Gründe dafür, dass Kroatien es sich leisten konnte, Nikola Kalinic während des laufenden Turniers aus dem Kader zu werfen. Rebic war ja bisher bei Frankfurt und er spielt irgendwie deutsch. Der Junge rennt sich die Lunge aus dem Hals. Ich bin mir absolut sicher, dass sein Landsmann Niko Kovac ihn demnächst zu Bayern München holt. Kroatien wurde ja schon vor dem Turnier als Geheimfavo­rit gehandelt. Teilen Sie diese Einschätzu­ng und was trauen Sie der Mannschaft jetzt noch zu?

Jerkic: Von einem Geheimfavo­riten würde ich nicht sprechen. Kroatien hätte im Elfmetersc­hießen gegen Dänemark ja durchaus schon im Achtelfina­le ausscheide­n können. Mal sehen, was noch geht. Jetzt spielen wir am Samstag in Sotschi gegen Russland mit seinen 60000 Fans im Rücken. Aber ich bin mir sicher, dass wir dann eine andere kroatische Mannschaft sehen als gegen Dänemark. Wenn wir so spielen wie gegen Argentinie­n, dann ziehen wir ins Halbfinale ein und holen erstmals seit 1998 wieder eine Medaille bei einer Fußball-Weltmeiste­rschaft. Interview: Pit Meier

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Foto: dpa Riesenerle­ichterung nach dem Elferdrama gegen Dänemark: der kroatische Star Luka Modric (links) mit Trainer Zlatko Dalic.
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Dario Jerkic

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