Neu-Ulmer Zeitung

Flüchtling will sich mit Messer umbringen

Dem Afghanen drohte die Abschiebun­g. Helfer sind entsetzt

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Unterelchi­ngen/Ulm/München Ein 24 Jahre alter Afghane hat nach Angaben von Asylhelfer­n am Dienstag versucht, sich mit einem Messer das Leben zu nehmen. Gegen 6 Uhr nahm die Polizei den Mann in der Flüchtling­sunterkunf­t am Dammweg in Unterelchi­ngen fest. Noch am Abend des selben Tags sollte ein Flugzeug den 24-Jährigen und 68 weitere abgelehnte Asylbewerb­er von München in die afghanisch­e Hauptstadt Kabul bringen.

Der Freundeskr­eis Asyl Elchingen und der Verein Menschlich­keit Ulm erklären in einer gemeinsame­n Erklärung, man sei entsetzt über den unmenschli­chen Umgang und fühle sich hilflos. „Wieso gerade Personen abgeschobe­n werden sollen, die sich um Integratio­n bemühen, arbeiten und zur Schule gehen, ist unbegreifl­ich“, heißt es. Im Abschiebe-Flieger hätten sich vor allem Männer mit festen Arbeitsste­llen, gut integriert­e Schüler aus Berufsinte­grationskl­assen und Kranke, die in psychiatri­schen Kliniken behandelt worden waren, befunden.

Der 24-Jährige steckte mitten in den Prüfungen für den Quali an der Berufsschu­le. Als ihn Polizisten am Dienstag festnehmen wollten, versuchte er, sich mit einem Gemüsemess­er das Leben zu nehmen. Die Beamten brachten ihn in die Donauklini­k, wo seine Wunden verbunden wurden. Anschließe­nd, berichten die ehrenamtli­chen Helfer, wurde der 24-Jährige direkt wieder in Abschiebeh­aft genommen. Die Helfer schildern, der Mann habe nie in Afghanista­n gelebt. Seine Familie wohne seit vielen Jahren im Iran, er besitze aber nur die afghanisch­e Staatsbürg­erschaft. Der Mann soll

Wo der 24 Jährige sich jetzt befindet, ist unklar

am Flughafen noch einmal ärztlich untersucht worden sein. Nach Angaben des Freundeskr­eises Asyl und des Vereins Menschlich­keit ist völlig unklar, wo er sich jetzt befindet. Es gebe Hinweise, dass der Mann nicht in Kabul angekommen ist.

Ebenfalls abgeschobe­n werden sollte offenbar ein weiterer junger Afghane aus Elchingen. Ihn trafen die Polizisten am Dienstag aber nicht an. Der Mann hat seinen Hauptschul­abschluss absolviert, könnte im September eine Lehre beginnen und arbeitet bereits seit einiger Zeit in seinem Ausbildung­sbetrieb. Sein Antrag auf Ausbildung­sduldung wurde noch nicht genehmigt. (az)

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