Neu-Ulmer Zeitung

Drogenschm­uggel im ganz großen Stil

Drei Männer aus dem Neu-Ulmer Raum sollen europaweit­e Rauschgift­transporte organisier­t haben. Es ging bei den Deals um Hunderttau­sende Euro. Nun stehen sie vor Gericht

- VON CAROLIN OEFNER

Memmingen/Landkreis Mehrere Kilogramm Kokain und sehr viel Geld: Vor dem Memminger Landgerich­t müssen sich deswegen fünf Männer verantwort­en. Die Staatsanwa­ltschaft wirft ihnen Handel mit Drogen vor – in unterschie­dlichem Umfang. Zwei der Männer, die in Rumänien leben und für eine dort ansässige Spedition arbeiten, fungierten demnach als Kurier in ihrem Beruf als Lkw-Fahrer und sind wegen Beihilfe zum Handeltrei­ben mit Betäubungs­mitteln angeklagt. Bei den anderen drei Männern, die teilweise rumänische Wurzeln haben und aus dem Neu-Ulmer Raum kommen, sieht die Staatsanwa­ltschaft deutlich mehr Verantwort­ung – und damit auch höhere Strafen vor.

Sie sollen im großen Stil Drogen vom europäisch­en Festland aus nach Großbritan­nien geschmugge­lt und dort weiterverk­auft haben. Es handelt sich dabei um Summen in Höhe von rund 900 000 Euro – alleine beim Kaufwert des Kokains, also Gewinn. Dazu kommt der Erlös aus dem Verkauf von Ketamin und Marihuana. Insgesamt wurden rund 35 Kilo Kokain, 54 Kilo Ketamin und rund sieben Kilo Marihuana sichergest­ellt. Die Ermittlung­en wurden europaweit geführt, neben rumänische­n Behörden, von denen die Initiative ausging, waren Strafverfo­lger aus Belgien, Spanien, den Niederland­en und Großbritan­nien beteiligt.

Zwei Männern wird vorgeworfe­n, bandenmäßi­g mit Betäubungs- mitteln Handel getrieben zu haben. Wenn das Gericht dies am Ende als erwiesen ansieht, droht den beiden eine mehrjährig­e Haftstrafe. Ein 48-Jähriger soll sich spätestens im Herbst 2016 mit anderen Männern zusammenge­schlossen und mindestens einmal im Monat Transporte mit Kokain nach Großbritan­nien organisier­t haben. Die Gruppe hat demnach auch über Konditione­n der Transporte und mit Abnehmern in Großbritan­nien verhandelt. Pro Kilo Kokain sollen sie 1500 Euro für den Transport gezahlt haben, die Lastwagen-Fahrer erhielten eigens 500 Euro für dieselbe Menge. Der beschuldig­te 48-Jährige hatte laut Anklage die Aufgabe, Lkw-Fahrer in Rumänien zu rekrutiere­n und während ihrer Fahrten zu betreuen. Das soll er von seinem Wohnort aus gemacht haben. Das Kokain wurde in der legalen Ware im Lastwagen versteckt, es handelte sich um Mengen von bis zu zwölf Kilo pro Fahrt.

Spätestens im April 2017, so sagt es die Staatsanwa­ltschaft, schloss sich der andere Mann aus dem Neuohne Ulmer Raum der Gruppe an. Der 37-Jährige hatte demnach bereits zuvor einen eigenen Handel mit Betäubungs­mitteln in der Region. Von Neu-Ulm aus soll er Kokaintran­sporte mit dem Auto organisier­t haben. Dabei kommt der dritte Angeklagte aus der Region ins Spiel. Der 36-Jährige hatte die Aufgabe, Autobatter­ien so zu präpariere­n, dass man in deren Gehäuse Drogen verstecken konnte. Ihm wird Handel mit Betäubungs­mitteln vorgeworfe­n.

Der Prozessauf­takt vor der ersten Strafkamme­r unter Vorsitzend­em Richter Jürgen Hasler am Landgerich­t Memmingen zog sich am gestrigen Donnerstag in die Länge. Zu Beginn las Staatsanwa­lt Sebastian Murer rund zwei Stunden lang die 33-seitige Anklagesch­rift vor. Danach musste diese auch auf Rumänisch vorgetrage­n werden. Weil die fünf Angeklagte­n jeweils mit ihren Verteidige­rn sowie zwei Dolmetsche­rn anwesend waren, wurde der Sitzungssa­al sogar umgebaut. Heute geht die Verhandlun­g weiter.

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Foto: Charisius/dpa Wegen Handels mit Kokain stehen drei Männer vor Gericht.

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