Neu-Ulmer Zeitung

Meister statt Master

1600 Schüler informiere­n sich bei der Messe Vocatium in Neu-Ulm über ihre Traumberuf­e. Warum die Veranstalt­er vom klassische­n Studium abraten

- VON ALEXANDER RUPFLIN

Neu Ulm Wie soll es nach dem Schulabsch­luss weitergehe­n? Diese Frage ist in der Regel die erste große Entscheidu­ng, die junge Menschen selbststän­dig treffen müssen. Die Neu-Ulmer Fachmesse Vocatium will Schüler dabei unterstütz­en. Bis zum heutigen Freitag können sich rund 1600 Schüler aus der Region bei mehr als 60 Aussteller­n aus den verschiede­nsten Branchen informiere­n und vor Ort in der Ratiopharm­Arena erste Kontakte knüpfen. Im Idealfall ergeben sich daraus Praktika oder gar der begehrte Ausbildung­splatz.

Über 40 Prozent der jungen Besucher haben Abitur, 38 Prozent einen mittleren Abschluss und 21 Prozent einen ersten allgemeine­n Schulabsch­luss. Die Veranstalt­er es, dass die Zahl der Abiturient­en wie in den vergangene­n Jahren relativ hoch ausfällt. „In allen Schulforme­n interessie­ren sich inzwischen viel mehr für eine Ausbildung“, sagt Verena Mahlau, Teamleiter­in der Vocatium. Dennoch habe die Berufsausb­ildung nach wie vor ein zu schlechtes Image, sagt Silvia Geppert von der IHK Ulm. „Gerade die Eltern sind immer noch der Meinung, dass das Beste für ihre Kinder der höchste Bildungsab­schluss ist.“Dabei habe sich der Arbeitsmar­kt massiv verändert. Für wirtschaft­liche Sicherheit sei kein Uni-Abschluss mehr notwendig, im Gegenteil: Oft könne man heute nach einer guten Ausbildung deutlich besser verdienen und habe höhere Aufstiegsc­hancen. Wichtig sei außerdem, so sind sich die Experten von IHK, Agentur für Arbeit und der Vocatium einig, den Jugendlich­en die Angst zu nehmen. Mit 16 Jahren muss man nicht wissen, was man die nächsten 40 Jahre machen will. Inzwischen sei es absolut üblich, nach einiger Zeit den Beruf wieder zu wechseln und sich anderweiti­g fortzubild­en. Die Wahl für eine Ausbildung oder ein Studium bedeute heute keine Entscheidu­ng fürs Leben mehr.

Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg ist zudem der Auffassung, dass die Berufswelt vor einer revolution­ären Veränderun­g stehe. Er ist sich sicher, dass es „30 Prozent der heutigen Berufe bald nicht mehr gibt“. Sein Kollege Martin Bendel, Erster Bürgermeis­ter der Stadt Ulm, pflichtet ihm bei und betont, daher könne es in der Region gar nicht genügend Informatio­nsveransta­ltungen wie die Vocatifreu­t um geben. Dabei denkt er auch an die Bildungsme­sse auf dem Ulmer Messegelän­de. Sie ist die größte derartige Schau der Region mit regelmäßig mehr als 45000 Besuchern.

Die Gäste der Vocatium wissen ziemlich genau, welche Ausbildung­sberufe für sie nach dem Schulabsch­luss am ehesten in Frage kommen. Laut Veranstalt­er ist auf Platz eins der beliebtest­en Berufsbild­er bei den jungen Messebesuc­hern der Industriek­aufmann, gefolgt vom Auto-Vertriebsk­aufmann, dem Polizeiund Zollbeamte­n. Viele informiere­n sich auch über die Möglichkei­t eines Freiwillig­en Sozialen Jahrs. Unter den Studiengän­gen, die auf der Messe vorgestell­t werden, liegen Psychologi­e und Medizin auf den vorderen Rängen. Dahinter Sport, Entwicklun­gsmanageme­nt und Journalism­us.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Bei der Messe Vocatium in der Ratiopharm Arena in Neu Ulm können sich Schüler aus der Region zwei Tage lang über Ausbildung­smöglichke­iten informiere­n. Auch Franziska (links) und Patricia Pickl aus Bubesheim machten sich gestern schlau.
Foto: Alexander Kaya Bei der Messe Vocatium in der Ratiopharm Arena in Neu Ulm können sich Schüler aus der Region zwei Tage lang über Ausbildung­smöglichke­iten informiere­n. Auch Franziska (links) und Patricia Pickl aus Bubesheim machten sich gestern schlau.

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