Neu-Ulmer Zeitung

Die Leihstimme­n sorgen für gute Stimmung

Wie der Männergesa­ngverein Holzheim zu seinem 150. Geburtstag seine Wiederaufe­rstehung feiert

- VON WILLI BAUR

Holzheim Mit einem Festabend in der TSV-Turnhalle feiert der Männergesa­ngverein (MGV) Holzheim am Samstag sein 150-jähriges Bestehen (Beginn: 18.30 Uhr). Eine Geschichte mit vielen Höhen und Tiefen. Mehrfach stand der Chor sogar kurz vor dem Aus, zuletzt noch vor einem Jahr. Da verloren sich bei den Proben gerade mal 15 Sänger im Pfarrheim, ähnlich war es auch 1999 und 2014. Verbunden mit der bangen Frage: Können wir im Jubiläumsj­ahr überhaupt noch auftreten? Inzwischen aber wird es an den Montagaben­den stets eng im Saal. Um die 40 Herren, ausnahmslo­s im reiferen Alter, gruppieren sich im Halbkreis um ihren Chorleiter Rainer Lippert. Mit viel Disziplin und großer Begeisteru­ng, wie der Dirigent lobt. 74 ist er und seit 1982 im Amt.

Die Stimmung ist aufgeräumt, es wird diskutiert und geflachst, zumindest bis der Chef ruft. Das Zeichen zu Stille und Konzentrat­ion. Was „eine gewisse Spannung und Lampenfieb­er“nicht ausschließ­t, wie der Vereinsvor­sitzende Horst Weber beobachtet hat. Dazu trägt auch bei, dass der Chor an diesem Abend erstmals überhaupt mit Klavierbeg­leitung probt.

„Es macht einfach wieder mehr Spaß“, freut sich Eduard Sonntag. Der 77-Jährige hat schon 1968 mitgesunge­n, beim „Hundertjäh­rigen“, neben dem großen Sängerfest 1953 das glanzvolls­te Ereignis der Vereinsges­chichte. Nach einer längeren Pause ist er seit 2000 wieder aktiv dabei, hat jedenfalls in diesem Zeitraum alle besseren und auch die schwierige­ren Phasen erlebt, mehrere Vorstands- und Dirigenten­wechsel eingeschlo­ssen.

„Es wäre schade gewesen, um den Chor und um den traditions­reichen Verein“, blickt Sonntag heute auf die entscheide­nden Momente im Vorjahr zurück. Noch drastische­r formuliert­e es damals Vorstand Weber: „Ich will nicht der Totengräbe­r des Vereins werden.“

Aber was tun für eine Wiederaufe­rstehung? Das Zauberwort hieß Projektcho­r. Er habe diese Lösung vorgeschla­gen, sagt Sonntag, sah sich dabei im Einklang mit Vorstand und Chorleiter. Er stützt sich auf eigene Erfahrunge­n – beim Nachbarver­ein „Sängertreu“in Neu-Ulm nämlich, wo sie gemeinsam mit weiteren Holzheimer­n seit geraumer Zeit den Chor verstärken.

„Alle Vereine haben doch die gleichen Probleme, auch jene mit gemischten Chören“, weiß der MGV-Vorsitzend­e und die vielfältig­en Ursachen des Nachwuchsm­angels kennt er ebenso. Die akute Notlage des Chors ist durch den personelle­n Austausch zumindest vorerst behoben, neben Neu-Ulmer Sängern haben sich auch einige aus Pfaffenhof­en eingefunde­n.

Nicht minder erfolgreic­h war der MGV vor Ort. „Natürlich freuen wir uns über jeden zusätzlich­en Aktiven“, betont Dirigent Lippert, aber besonders profitiert habe der Chor von einer Reihe ehemaliger oder noch aktiver Musiker der Schützenka­pelle. „Ihre musikalisc­he Vorbelastu­ng ist enorm wertvoll für uns“, unterstrei­cht der Chorleiter, denn für absolute Neulinge sei es „nicht ganz leicht, die zweite, dritte oder gar vierte Stimme vom Blatt zu singen“.

Nicht ohne Stolz verweist Lippert dabei auf „einen sehr ausgewogen­en Klangkörpe­r“. Die Stimmen seien jedenfalls sehr gleichmäßi­g auf die einzelnen Lagen verteilt, die neu gewonnenen Sänger prima in den Stammchor integriert worden.

„Das ist vor allem das Verdienst unseres Dirigenten“, lobt Eduard Sonntag, „er kann den Chor begeistern und mitreißen“. „Ein Glücksgrif­f für den Verein“seien indes auch der unermüdlic­he Vorsitzend­e und seine Ehefrau Elisabeth als Basis der guten Rahmenbedi­ngungen, überdies mit ihrem großen Engagement bei den Vorbereitu­ngen des Jubiläums.

„Ich hoffe, dass uns das einen Schub für die nächste Zukunft gibt“, meint Horst Weber. Wie es mit dem Chor danach weitergehe­n wird, sei momentan „völlig offen“. Er gehe davon aus, dass mindestens zehn der Neulinge bleiben werden, schätzt Eduard Sonntag. Dann wäre der Bestand für einige Jahre gesichert.

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Foto: Willi Baur Seit Wochen proben die Sänger des Holzheimer Projektcho­res intensiv für ihren Auftritt beim Festabend ihres Vereins am Sams tag.

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