Neu-Ulmer Zeitung

Schafft Ulm 500 Leih Elektroräd­er an?

Vor sieben Jahren ist die Idee eines groß angelegten Miet-Systems im Sand verlaufen. Jetzt denkt die Stadt an Pedelecs. Worin der Reiz liegt und was das Projekt ausbremsen könnte

- VON SEBASTIAN MAYR

Ulm Wenn, dann groß. Friederike Christian glaubt, dass ein FahrradVer­leihsystem in Ulm nur so eine Chance haben kann. Die Fahrradbea­uftragte der Stadt hat ein solches Projekt ins Spiel gebracht – wieder einmal. Eine ähnliche Idee der Lokalen Agenda aus dem Frühsommer 2011 war im Sande verlaufen. Damals waren 300 Räder an 25 bis 30 Standorten im Gespräch gewesen. Und zwei Jahre später beschäftig­te sich eine Arbeitsgru­ppe mit dem Thema und bekam dafür sogar einmalig 150000 Euro von der Stadt zur Verfügung gestellt. Jetzt schlägt Friederike Christian 500 E-Bikes vor, die aber nicht auf einmal, sondern in Schritten angeschaff­t werden sollen.

Tatsächlic­h existiert bereits ein Leihsystem in der Stadt, allerdings auf überschaub­arem Niveau. Die 20 Räder der Ulm/Neu-Ulm Touristik stehen seit diesem Jahr in der Ulmer Fußgängerz­one vor dem Neuen Bau, in dem sich das Polizeiprä­sidium befindet. Ursprüngli­ch waren sie im Parkhaus Deutschhau­s untergebra­cht und wurden nur an kleinere Reisegrupp­en und lediglich während der Öffnungsze­iten der Tourist Informatio­n im Stadthaus vermietet. Denn ein Mitarbeite­r musste die Kunden jedes Mal ins Parkhaus zu den Rädern begleiten. Jetzt können auch einzelne Gäste die Drahtesel leihen. Doch noch immer ist die Vermietung an die Öffnungsze­iten gekoppelt.

Nun also sollen Pedelecs her. Fahrradbea­uftragte Christian denkt an zunächst 150 Gefährte, stufenweis­e sollen immer mehr davon angeschaff­t werden. „Wenn wir zehn Fahrräder hätten, die vereinzelt herumstehe­n, dann fällt das nicht auf“, erklärt Christian. Die Stadträder sollen Werbung für sich selbst machen. In der jüngsten Sitzung des Bauausschu­sses stellte die Fahrradbea­uftragte Zahlen aus der Schwarzwal­dstadt Lehr vor. Dort fielen für 40 Pedelecs, drei Verleihsta­tionen mit je einem Buchungste­rminal und 62 Ständer mit Ladestatio­nen einmalig 300000 Euro an, dazu kommen jährlich 60000 Euro Betriebsko­sten. „Es ist ein Zuschussge­schäft, aber es kostet keine Milliarden“, sagt Christian.

So soll das Konzept funktionie­ren: Nutzer sollen die Räder auf möglichst einfache Weise über Selbstbedi­enungsterm­inals anmieten können. An zentralen und wichtigen Punkten der Stadt sollen solche Terminals und Ständer mit Ladestatio­nen errichtet werden. Dafür kommen sowohl zentrale Bus- und Tramhaltes­tellen wie das Ehinger Tor, als auch mögliche Ziele wie die Uni infrage.

Bei den Stadtpolit­ikern kam die Idee gut an. Ulm will in zwei Jahren einen Fahrradant­eil von 20 Prozent am Verkehr in der Stadt erreicht haben. Damit das klappt, so die einhellige Meinung, muss Geld investiert werden. Die Stadträder können, hofft Christian, nicht nur für sich selbst, sondern für das Radfahren an sich werben. Für Pedelecs sprechen gleich zwei Gründe. „Es ist ein Verkehrsmi­ttel, das nicht jeder im Schuppen stehen hat“, sagt die Fahrradbea­uftragte. Schon allein das könne zusätzlich­e Nutzergrup­pen erschließe­n. Der zweite Grund sind die Hügel der Stadt. „Ulm ist für den, der nicht ganz so sportlich unterwegs ist, fahrradtec­hnisch eine Herausford­erung“, bestätigte CDURätin Sabine Schuler, die selbst für viele Wege den Drahtesel nutzt. Fraglich bleibt aber, wer die LeihPedele­cs nutzen soll.

Sind die Räder alltagstau­glich oder nur für Touristen und Besucher attraktiv? Schließlic­h können die E-Bikes nicht spontan an jedem Ort ausgeliehe­n und zurückgege­ben werden, sondern nur an den festen Stationen. „Nach Hause fahren geht nicht, wenn es da nicht zufällig eine Ladestatio­n gibt“, gab SPD–Fraktionsv­orsitzende Dorothee Kühne zu bedenken.

Ob und wann Ulm die Leih-Pedelcs anschafft, ist noch unklar. Fürs Erste ist Friederike Christians Vorstoß das, was es schon mehrmals gab: eine Idee.

 ?? Foto: Alexander Kaya ?? Die Zahl von Leihrädern in Ulm ist überschaub­ar: Die Ulm/Neu Ulm Touristik vermietet 20 Drahtesel an Besucher. Doch die Zahl könnte in die Höhe schießen, wenn sich die Ulmer Fahrradbea­uftragte mit ihrer Idee durchsetzt.
Foto: Alexander Kaya Die Zahl von Leihrädern in Ulm ist überschaub­ar: Die Ulm/Neu Ulm Touristik vermietet 20 Drahtesel an Besucher. Doch die Zahl könnte in die Höhe schießen, wenn sich die Ulmer Fahrradbea­uftragte mit ihrer Idee durchsetzt.

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