Neu-Ulmer Zeitung

Von Studnitz hat seinen Job gemacht

- VON MARCUS GOLLING redaktion@nuz.de

Intendant Andreas von Studnitz verabschie­det sich nach zwölf Jahren vom Theater Ulm – mit einer durchwachs­enen Bilanz. Er war 2006 mit dem Selbstvers­tändnis angetreten, eine neue Ära einzuläute­n. Doch der mittlerwei­le 64-Jährige hat es nicht geschafft, das Ulmer Theater, das erst unter ihm zum „Theater Ulm“wurde, wieder zur überregion­al beachteten Bühne zu machen. Es gelang ihm schon nicht, die von ihm selbst verantwort­ete Schauspiel-Sparte in der

Gunst des regionalen Publikums nach vorne zu bringen.

Doch von Studnitz hat in seiner Zeit Gutes bewirkt: Der erfahrene Theaterman­n hat das Haus weitgehend komplikati­onslos durch die lange Sanierungs­phase begleitet. Unter seiner Ägide blieben sowohl alle drei Sparten als auch das Podium als zweite Spielstätt­e erhalten – obwohl die Lokalpolit­ik letztere zwischenze­itlich beerdigen wollte. Und der Theatersom­mer auf der Wilhelmsbu­rg ist unter von Studnitz zum Liebling der Massen geworden.

Die künstleris­che Arbeit des Intendante­n hatte Höhen und Tiefen: Unter seinen rund 50 Inszenieru­ngen waren starke Statements wie die Tragödie „Die Bakchen“. Aber es gab auch Fehlschläg­e wie das bizarr verunglück­te Märchen „Schneewitt­chen“. Dass mal eine Produktion daneben geht, ist im Theater normal. Was man von Studnitz vorwerfen kann, ist sein Unwillen, Kritik anzunehmen, auch nicht von eigenen Mitarbeite­rn. Bei Besprechun­gen, so hört man, war der Chef meist mit dem Laptop beschäftig­t. Der Umgangston erinnerte manchmal an einen Kasernenho­f. Auch gegenüber Gemeindera­t und Medien war von Studnitz oft dünnhäutig, starrsinni­g und pampig.

Ein Teamplayer ist er nicht. Da wirkt es fast ironisch, dass sein großes Glück seine engsten Mitarbeite­r waren: Matthias Kaiser hielt das Musiktheat­er auf Erfolgskur­s, Ballettche­f Roberto Scafati hat das Publikum mit seinen Choreograf­ien verzaubert, Generalmus­ikdirektor Timo Handschuh das Philharmon­ische Orchester auf eine neue Stufe gehoben. Auch dafür steht Andreas von Studnitz. Er hat seinen Job gemacht. Was von seiner Intendanz bleibt, werden die nächsten Jahre zeigen. Wie er selbst darüber denkt? Ein Interview mit unserer Zeitung hat er abgelehnt.

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