Neu-Ulmer Zeitung

Drei gewinnt

Die Taucher haben jetzt ihr drittes Album aufgenomme­n und sich wieder mal nicht an frühere Beteuerung­en gehalten. Irgendwie ist alles wie damals – oder doch nicht?

- VON RONALD HINZPETER

Vöhringen/Pfaffenhof­en Natürlich darf man ihnen eigentlich nichts glauben. Vor knapp zwei Jahren noch behauptete­n Die Taucher, ihr Auftritt beim Jubiläum der Bellenberg­er Kult-Kneipe „Traube“sei eine einmalige Sache: Wiedervere­inigung nach drei Jahrzehnte­n, noch mal groß auf die Kacke hauen und dann wieder abtauchen. Das Konzert im Zentrum von Bellenberg vor Tausenden von Besuchern war ein Triumph – und das mit dem „einmalig“war sofort vergessen. Jetzt tun die Taucher doch das, was sie angeblich nicht wollten, sie rocken Klubs und kleinere Hallen – und jetzt haben sie in den vergangene­n Wochen tatsächlic­h noch ein neues Album aufgenomme­n, ihr mittlerwei­le drittes.

Pfaffenhof­en an einem warmen Sommeraben­d. Während draußen im Biergarten des Fiddler’s Green die Gäste laue Luft und kühles Bier genießen, lümmelt Elmar Kaufer auf dem Sofa im Abhörraum des benachbart­en „Red“-Tonstudios und lauscht, was sein Gitarrist Winnie Stüer da gerade an Chorstimme­n einsingt. „Passt“. Ist ja auch nicht schwer, denn für musikalisc­hes Feingefühl ist die Band nicht bekannt. Was da aus den Boxen dringt, klingt irgendwie so, als hätte die Band die vergangene­n Jahrzehnte in einer abgeschott­eten Höhle am Nordpol verbracht und dementspre­chend nichts mitbekomme­n von den Entwicklun­gen in der Rockmusik. Gut so, deshalb tönen die neuen Stücke wie die alten, allerdings besser gespielt. Drum sagt Elmar Kaufer: „Das ist das Gleiche wie damals, nur anders.“Bandkumpel Winnie Stüer formuliert es so: „Die Lieder sind anders – nämlich unterschie­dlich lang.“So ist das halt, wenn man von den Tauchern eine vernünftig­e Antwort auf eine ganz normale Frage haben will. Ähnliches bekommt man zu hören, wenn man wissen will, ob es heutzutage überhaupt noch Sinn macht, eine Platte zu produziere­n, denn das neue Album wird sowohl auf CD gebrannt als auch in Vinyl gepresst: „Einen Spotify-Download kann man sich nicht ins Regal stellen“, und, wie Bassist Pete Ehm ergänzt: „Auf ein Handy kann man schlecht ein Autogramm schreiben.“Und überhaupt stelle das Album nur einen weiteren Schritt in Richtung Weltherrsc­haft dar, wie Sänger Elmar Kaufer beteuert. An der arbeitet er seit 30 Jahren – mit bekanntem Ergebnis.

Abgesehen von der ungebremst­en Lust, Sprüche zu klopfen, hat sich bei der Band natürlich einiges geändert – nicht nur was Haarfarbe, Stirnhöhe und Hosenbundw­eite betrifft. Die einst ausgeprägt­e Lust am Zanken scheint verschwund­en. Pete Ehm: „Wir sind viel gelassener geworden. Zwischendr­in haben wir’s mit dem Streiten mal probiert, hat aber nicht funktionie­rt.“Elmar Kaufer: „Wir sind viel diplomatis­cher und gehen nicht mehr mit dem Grend durch die Wand.“

Mittlerwei­le will ja auch keiner mehr mit der Verbissenh­eit der Jugend Rockstar werden. Jetzt geht es eher um den Spaß, um die Freundscha­ft. „Ich genieß das hier schon, mit meinen Kumpels. Das ist mir wichtig“, sagt Pete Ehm. Die Weltherrsc­haft kann warten, während er mit den Freunden noch ein Weizen nimmt.

15 Stücke haben die Taucher aufallzu genommen, ein Dutzend davon kommt auf die CD, zehn Songs gibt es auf Vinyl. Das soll wieder in verschiede­nen Farben zu haben sein und an die erste LP „Aufgetauch­t“erinnern, die unter anderem in wasserhell­em Blau auf den Markt kam. „Die Farbe“, sagt Winnie Stüer, „ist egal. Hauptsache schwarz.“Das Album erscheint voraussich­tlich Anfang Oktober, denn auch wenn die Aufnahmen im Kasten sind, gibt es noch einiges zu tun, bis die Stücke die Tonträger-Reife erreicht haben.

Wie das neue Material klingt, wissen die harten Fans bereits, denn Ende Mai wurden die Stücke in der Ulmer Kradhalle live präsentier­t. Wer das verpasst hat, bekommt am 31. August im Neu-Ulmer Glacis seine Chance. Natürlich wird das kein ganz normales Konzert, wenn sich möglichst viele an dem orientiere­n, was sich die Band wünscht: „A G’scheiter kommt im Taucheranz­ug und steht in der ersten Reihe.“Wer mit den Örtlichkei­ten nicht ganz so vertraut ist: Die erste Reihe direkt vor der Bühne ist der Wassergrab­en. O

Auftritte Die Taucher spielen am 31. August im Neu Ulmer Glacis und am

22. September in Burgrieden im Riffelhof

Konzertspa­ß im Wassergrab­en

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Foto: Ronald Hinzpeter Immer lässig bleiben: Auch mit Händen in der Hosentasch­e kann man Chorstimme­n einsingen. Die Taucher haben ein neues Album aufgenomme­n. Unser Bild zeigt die Drei von der Sang Stelle (von links): Elmar Kaufer, Pete Ehm und Winnie Stüer. Schlagzeug­er...

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