Neu-Ulmer Zeitung

Brandserie: DNA an der Kippe genügt nicht

Verdächtig­er wird freigespro­chen. Warum die Vorfälle in Günzburg wohl ungeklärt bleiben

- VON ALEXANDER SING

Günzburg Wer gehofft hatte, dass die Brandserie, die sich vor zwei Jahren in Günzburg und Umgebung ereignete, nun endlich aufgeklärt werden würde, musste bereits vor dem Beginn des Prozesses enttäuscht sein. Denn nur drei der insgesamt 17 Fälle legte die Staatsanwa­ltschaft dem Angeklagte­n zur Last. Die anderen 14 Feuer, die zwischen Dezember 2015 und August 2016 unter anderem in einer Gartenhütt­e, einem ehemaligen Gasthof und im Keller eines Mehrfamili­enhauses gelegt wurden, konnten nicht mit dem Mann aus dem Landkreis Günzburg in Verbindung gebracht werden.

In den drei angeklagte­n Fällen scheint die Sache jedoch sicher zu sein. Beim Brand mehrerer Bäume und Sträucher in der Violastraß­e in Günzburg wurde am 9. Mai 2016 ein Zigaretten­stummel gefunden. Ein Abgleich mit der DNA-Datenbank des Landeskrim­inalamts ergab einen Treffer. So geriet der heute 32-Jährige ins Visier der Ermittler. Beim nächsten Vorfall am 19. Mai meldete ein Zeuge, dass ein Mann auf einem Fahrrad ihn angegriffe­n und bedroht habe. Als die Feuerwehr anrückte, um den Brand in einem Altpapierc­ontainer in Leipheim zu löschen, sei er davongefah­ren. Die Beschreibu­ng passte, zumindest in Teilen, auf den Angeklagte­n.

Beim dritten Vorfall schließlic­h hatten die Streifenbe­amten der Polizeiins­pektion (PI) Günzburg bereits den Auftrag, nach dem Mann Ausschau zu halten. Das bestätigt einer der Polizisten vor Gericht. Beim Brand zweier Heuballen am 23. Juni in Günzburg tauchte der Verdächtig­e auf und wurde vorläufig festgenomm­en. Er verhielt sich kooperativ, bestritt aber jegliche Tatbeteili­gung.

Genau das tut der heute 32-Jährige auch vor dem Schöffenge­richt am Amtsgerich­t Günzburg. Über seinen Verteidige­r lässt er auch erklären, dass er mit den Bränden nichts zu tun habe. Er sei starker Raucher und viel draußen mit dem Fahrrad und mit dem Hund unterwegs. So könnte der Zigaretten­stummel an den ersten Tatort gelangt sein. Den Angriff auf den Zeugen bestreitet er ebenso.

Dass sowohl der Angegriffe­ne als auch ein weiterer Zeuge den Angeklagte­n von Angesicht zu Angesicht nicht als den Mann identifizi­eren können, den sie am jeweiligen Tatort gesehen haben, stärkt die Position des Mannes weiter. Eine gewisse Ähnlichkei­t sei zwar vorhanden, sagen die Männer vor Gericht. Auch einen leichten osteuropäi­schen Akzent, wie ihn der Angeklagte hat, erwähnen beide. Sicher sind sie sich aber nicht.

Auch die Ermittler, die vor Gericht aussagen, können nur Indizien liefern. Sowohl Observatio­n als auch auch Handyüberw­achung des Verdächtig­en lieferten keine Beweise. Beim Verhör auf der Wache der PI Günzburg hatte der Mann sogar freiwillig sein Smartphone abgegeben und den Zugangscod­e verraten. Auch deshalb wurde er damals schnell wieder auf freien Fuß gesetzt.

Dass die Ermittler überhaupt auf den 32-Jährigen kamen, liegt an der kriminelle­n Vergangenh­eit des Mannes. Er wurde bereits wegen diverser kleinerer Delikte verurteilt, bevor er 2010 wegen versuchten schweren Raubes ins Gefängnis kam. Er hatte damals mit einer Schrecksch­usswaffe eine Tankstelle überfallen wollen. In Haft, sagt er, habe er begonnen, sein Leben zu ändern. Er machte eine Ausbildung zum Metallbaue­r und geht heute einer geregelten Tätigkeit nach.

Das Schöffenge­richt um Richterin Franziska Braun entscheide­t schließlic­h im Zweifel für den Angeklagte­n. Es habe sich in der Hauptverha­ndlung kein konkreter Tatnachwei­s ergeben.

So wird die Brandserie, die rund einen Monat nach der Verhaftung des Verdächtig­en endete, wohl ungeklärt bleiben. Das bestätigt auch ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Memmingen gegenüber unserer Zeitung. Denn in den übrigen Fällen wurden die Ermittlung­en bereits ergebnislo­s eingestell­t.

Nach dem Freispruch vor dem Amtsgerich­t Günzburg könne man nur noch hoffen, dass sich neue Zeugen melden, so die Staatsanwa­ltschaft.

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Symbolfoto: Michael Crabtree/dpa

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