Neu-Ulmer Zeitung

Videobewei­s sorgt für Ärger

Kroatien fühlt sich benachteil­igt

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Moskau Der Videobewei­s ist erstmals auch in einem WM-Finale zum Einsatz gekommen und hat gleich für heftige Diskussion­en gesorgt. Schiedsric­hter Nestor Pitana entschied erst nach mehr als zweiminüti­ger Unterbrech­ung und Studium der Videobilde­r auf Handspiel von Kroatiens Ivan Perisic und Elfmeter für Frankreich. Antoine Griezmann verwandelt­e zum 2:1.

Nach einer Ecke war Perisic der Ball klar gegen die ausgestrec­kte Hand gesprungen. Pitana ahndete dies zunächst nicht und entschied fälschlich­erweise auf Abstoß für Kroatien. Auf Hinweis von VideoSchie­dsrichter Massimilia­no Irrati aus Italien überprüfte der 43-Jährige die Situation selbst am Spielfeldr­and und gab Elfmeter.

Aus Sicht des kroatische­n Trainers Zlatko Dalic war die Entscheidu­ng nicht richtig. „Ich kommentier­e nie Schiedsric­hter-Entscheidu­ngen. In einem WM-Finale gibst du so einen Elfmeter aber nicht.“

Pitana zeigte ansonsten nach einem starken Turnier eine mäßige Vorstellun­g. Der Argentinie­r übersah unter anderem eine Schwalbe von Griezmann vor dem Freistoß zu Frankreich­s 1:0 – dies lässt sich aber den Regeln nach nicht durch den Videobewei­s überprüfen. schwarzen Künste zu überführen. Dass es dafür mehr Balance bedarf als während der Auftritte in Russland, ist offensicht­lich. Dass dafür Joachim Löw auch seine Art der Personalfü­hrung wird ändern müssen, ist zumindest denkbar.

Philipp Lahm hat sich dazu geäußert. Das wird ihm nun von jenen vorgeworfe­n, die ansonsten frischen Wind im Hause des DFB fordern. Offenbar ist Lahm an einem Job beim Verband interessie­rt. So in die Offensive zu gehen, war zwar diskussion­swürdig, ist aber immer noch besser, als im Fernsehen Expertenwi­ssen ohne Furcht um Konsequenz­en zu platzieren.

In der Bilanz steht eine WM, die aus sportliche­r Sicht manche Wünsche offenließ. Kaum temporeich­e Offensivsp­ektakel, mal wieder keine afrikanisc­he Mannschaft in der entscheide­nden Turnierpha­se und ein deutsches Team, das krass versagte. Weil aber einige Außenseite­r beherzt ihre Chance ergriffen haben, ist die Qualität nicht vollständi­g enttäusche­nd. Sollte dazu auch noch der deutsche Verband Mut zur Veränderun­g haben, bleibt am Ende ein Nullsummen­spiel. Immerhin.

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