Kathonische Bauermeister
Bei der fünfjährigen Tochter kann man sich nie sicher sein. Hat sie nicht verstanden, was man zu ihr gesagt hat? Meistens lautet die erste Antwort auf eine Frage: „Was?“Oder will sie etwas bewusst nicht hören und schaltet mal wieder auf Durchzug? Oder sind ihr unsere banalen Worte einfach nicht schön genug und sie sucht sich neue Kreationen? Zumindest in einer Sache kann man sich sicher sein: Die Kleine ist stets davon überzeugt, dass sie recht hat.
Ihren Papa hat sie jüngstens gefragt, ob er kathonisch sei. Der wusste erst gar nicht, was gemeint ist. Die Kleine erklärte ihm dann, dass sie im Kindergarten verschiedene Religionen kennengelernt habe und dass sie selbst ja evangelisch sei. Papas dezenter Hinweis, dass es sich ja wohl um das Wörtchen katholisch drehe, ignorierte die Fünfjährige wohlweislich. Der Mama hat sie dafür stolz ein Lied aus dem Kindergarten vorgesungen: „Wir Kleinen sind das Salz in der Suppe der Gemeinen.“Ob es sich da nicht eher um die Gemeinden handelt? „Nein, wir singen das so“, blieb die Fünfjährige stur.
Kürzlich auf dem Weg zum Kindergarten lag plötzlich ein dicker Arbeitshandschuh im Weg. Als die Mama die Tochter warnte, sich nicht mit dem Fahrrad in dem Handschuh des Bauarbeiters zu verfangen, rief die zurück: „Der gehört sicher einem Bauermeister!“Na, wenn das mal keine Sprachmeisterin ist ...