Neu-Ulmer Zeitung

Was bleibt vom Gipfel?

Ein Blick auf die Ergebnisse von Helsinki

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Hat dieser Gipfel einen Sieger?

Idealerwei­se sollten aus solchen internatio­nalen Treffen beide Seiten als gleichrang­ig hervorgehe­n – ein bisschen Sieger, aber man hat auch Zugeständn­isse machen müssen. Für Putin war es ein Erfolg, dass der Gipfel überhaupt zustande kam, dass er erstmals wieder auf Augenhöhe mit einem US-Präsidente­n redete. Die Isolation nach der Annexion der Krim 2014? Überwunden. In Syrien? Russland klar das mächtigere Land. Trump nimmt für sich in Anspruch, in wenigen Stunden Gespräch mit Putin die russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n neu belebt zu haben. Auf einer persönlich­en Ebene mag ihm das gelungen sein. Inhaltlich hat er indes wenig vorzuweise­n – nicht einmal eine gemeinsame Erklärung wie nach dem Treffen mit Kim Jong Un.

Wie sind die beiden mit dem Vorwurf der russischen Einmischun­g in die US-Wahl 2016 umgegangen?

Zu keinem Punkt wurden die Präsidente­n in Helsinki von fragenden Journalist­en so gegrillt wie zu diesem Verdacht, für den die US-Justiz immer mehr Belege findet. Das Justizmini­sterium hat zwölf Mitarbeite­r des russischen Militärgeh­eimdienste­s GRU angeklagt, für Hackerangr­iffe auf Computer der Demokraten verantwort­lich zu sein. Trump sprach erneut von Hexenjagd, von Missgunst der Wahlverlie­rerin Hillary Clinton. Putin warf sich für ihn in die Bresche. Russland habe sich nicht eingemisch­t.

Es gab die Befürchtun­g, dass Trump Putin zu weit entgegenko­mmt. Ist das passiert?

Vor allem die EU- und Nato-Staaten fürchteten, dass die mächtigen Männer Verabredun­gen zu ihren Lasten treffen könnten. Für die Europäer gibt es sicherheit­spolitisch keinen Ersatz für die Nato oder den nuklearen Schirm der USA. Doch Trump hat auf der Reise seine Treue zum westlichen Bündnis infrage gestellt. Die EU nannte er den größten Gegner der USA, während Russland nur in mancher Hinsicht ein Gegner sei. Doch in Helsinki hielt sich Trump mit neuen Ausfällen zurück.

Wie kann sich nach Helsinki das Verhältnis zwischen den USA und Russland verbessern?

Der Weg ist lang. Putin sprach von einem Vorschlag, wieder über nukleare Rüstungsko­ntrolle zu sprechen. Und es gab eine lose Vereinbaru­ng, dass Experten sich grundsätzl­ich Gedanken über die Zukunft der russisch-amerikanis­chen Beziehunge­n machen sollten. Einige einfache Vereinbaru­ngen, die nahegelege­n hätten, wurden nicht erwähnt. Zum Beispiel könnten Russland, die USA und die Nato ihre Aufklärung­sflüge über der Ostsee weniger provokativ durchführe­n.

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