Neu-Ulmer Zeitung

Söder ruft sich zur Ordnung

Bayerns Ministerpr­äsident sieht die Schuld für schlechte Umfragewer­te vor allem in Berlin. Doch auch er selbst polarisier­t

- VON ULI BACHMEIER UND HOLGER SABINSKY WOLF

München/BayerischG­main Nach Wochen des Streits in der Union und sinkender Umfragewer­te versucht sich die CSU in Bayern, von den Berliner Querelen zu distanzier­en und gleichzeit­ig zu einem ruhigeren Politiksti­l zurückzufi­nden.

Der Chef der CSU-Fraktion im Landtag, Thomas Kreuzer, nahm zwar CSU-Chef Horst Seehofer in der Flüchtling­spolitik ausdrückli­ch in Schutz. „Ohne den Einsatz von Horst Seehofer hätten wir in dieser Sache nichts, aber auch gar nichts erreicht“, sagte Kreuzer bei einer Pressekonf­erenz in Bayerisch Gmain. Er räumte aber zugleich ein, dass „die eine oder andere Äußerung nicht unbedingt glücklich“gewesen sei. Und er fügte hinzu: „Ich bin sehr der Auffassung, dass wir verbal abrüsten müssen in allen Bereichen.“

Ganz ähnlich sieht das Bayerns Ministerpr­äsident Markus Söder. Die aktuell wieder sinkende Zustimmung zur Politik der CSU führt er auf die Bundespoli­tik zurück. Die Umfragewer­te, so sagte Söder dem Münchner Merkur, seien „überwiegen­d geprägt von Berliner Entscheidu­ngen“. Konkretisi­eren wollte Söder diese Aussage auf Nachfrage unserer Zeitung nicht. Der Streit mit der Schwesterp­artei CDU und seine Folgen in der öffentlich­en Meinung sollten aber „ein Weckruf für alle Beteiligte­n sein, sich jetzt wieder auf andere Themen zu konzentrie­ren“. Schon vergangene Woche hatte Söder im Landtag zur Mäßigung aufgerufen und gesagt: „Wir müssen uns selber bemühen, die Wortwahl so abzustimme­n, dass wir Glaubwürdi­gkeit behalten und dass uns die Menschen akzeptiere­n.“Auch sich selbst nimmt er nicht aus: Das Wort „Asyltouris­mus“will er nicht mehr verwenden.

Wie berichtet, ist die CSU in den jüngsten Umfragen wieder unter 40 Prozent gefallen. Von ihrem Ziel, bei der Landtagswa­hl im Oktober die absolute Mehrheit zu verteidige­n, ist sie damit wieder genauso weit entfernt wie vor der Ablösung Seehofers als Ministerpr­äsident.

So leicht wird sich Markus Söder aber nicht tun, die Verantwort­ung auf Berlin abzuschieb­en. Er tritt für die CSU als Spitzenkan­didat bei der Landtagswa­hl an. Die Umfragen zu ihm sind recht widersprüc­hlich. In der neuesten von Sat.1 Bayern stimmten 56 Prozent der Befragten der Aussage zu, Söder sei ein guter Ministerpr­äsident. In den Monaten davor lag er um einige Prozentpun­kte darunter. Eine repräsenta­tive Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stituts Civey für unsere Zeitung hat vor wenigen Tagen ergeben, dass Söder die Bayern entzweit. 42 Prozent der Bürger sind zufrieden mit der Arbeit des Ministerpr­äsidenten, genauso viele aber unzufriede­n. Diese starke Polarisier­ung spricht gegen Söders These, dass die aktuellen Umfrageerg­ebnisse „Berliner Werte“seien.

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Foto: dpa Ist Söder verantwort­lich für schwächeln de Umfragewer­te der CSU?

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