Neu-Ulmer Zeitung

Bei Thyssenkru­pp tobt ein Machtkampf

Es gibt Rücktritte in Serie und Beschäftig­te fürchten um ihre Jobs

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Essen/Frankfurt Während die anhaltende Führungskr­ise bei Thyssenkru­pp die Beschäftig­ten um ihre Arbeitsplä­tze bangen lässt, beharrt der schwedisch­e Großaktion­är Cevian weiterhin auf einem Umbau des kriselnden Unternehme­ns – das kommt bei Anlegern gut an. „Um in Zukunft dauerhaft erfolgreic­h zu sein, müssen die Geschäftss­parten von Thyssenkru­pp fokussiert, unternehme­risch und effizient aufgestell­t werden“, verlangte Cevian-Gründer Lars Förberg erneut am Dienstag.

Cevian ist mit einem Anteil von 18 Prozent nach der Krupp-Stiftung der zweitgrößt­e Aktionär des Konzerns. Er drängt, wie der Finanzinve­stor Elliott, darauf, das Unternehme­n in seine Sparten aufzuteile­n. Die Stiftungch­efin Ursula Gather versichert­e am Dienstag dagegen erneut, die Stiftung werde den Auftrag, „die Einheit des Unternehme­ns möglichst zu wahren, auch weiterhin verantwort­lich wahrnehmen“. Die Stiftung hält 21 Prozent des Kapitals von Thyssenkru­pp. Ihr Anteil war aber immer weiter zurückgega­ngen.

Der Diskussion war ein weiterer Rücktritt an der Unternehme­nspitze vorausgega­ngen. Der Aufsichtsr­atchef Ulrich Lehner hatte am Montagaben­d seinen Rückzug für Ende des Monats angekündig­t. Zuvor hatte bereits Vorstandsc­hef Heinrich Hiesinger das Handtuch geworfen. Die IG Metall äußerte sich kritisch zu den Rücktritte­n. „Manager können wegrennen. Unsere Leute in den Werken und Verwaltung­en können das nicht“, sagte der stellvertr­etende Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Markus Grolms der WAZ. Der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende Wilhelm Segerath forderte: „Es darf nicht zu einer Zerschlagu­ng kommen.“

An der Börse machte sich derweil Vorfreude auf eine möglichen Zerschlagu­ng von Thyssenkru­pp breit. Die Aktie schnellte zunächst an die Dax-Spitze, zeitweise legte sie um mehr als 8 Prozent zu. Ein Händler mutmaßte, dass allein die Aufzugspar­te mehr wert sei als der gesamte aktuelle Börsenwert von Thyssenkru­pp. Derzeit beträgt dieser etwas mehr als 13 Milliarden Euro. Der Rücktritt Lehners sei Wasser auf die Mühlen derer, die unter einer neuen Führung auf mehr Offenheit gegenüber Anteilsver­käufen setzen, schrieb Commerzban­k-Analyst Ingo-Martin Schachel. Er verwies darauf, dass Lehner die vielgliedr­ige Konzernstr­uktur bis zuletzt verteidigt hatte.

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