Schade, dass nicht alle in die Schranne dürfen
Fußball-Legende Paul Breitner kommt, dazu der bekannte Kirchenmann Notker Wolf und außerdem Filmemacherin Lisa Miller, deren bei Weißenhorn gedrehter Streifen „Landrauschen“momentan in den Kinos zu sehen ist: So viel Prominenz auf einer Bühne – das gibt es in Illertissen selten. Schon dadurch hat der Festakt
„Wir feiern Bayern“, den Landkreis und Stadt am Freitag zum Jubiläum 100 Jahre Freistaat und 200 Jahre Verfassung gemeinsam ausrichten, das Potenzial zu einer tollen Veranstaltung. Schade, dass sie breiten Teilen der Bevölkerung vorenthalten wird. Nur geladene Gäste sind dabei.
Wer kein Kreisrat, Stadtrat, Abgeordneter, Bürgermeister oder Wirtschaftsvertreter ist, und deshalb keine Einladung bekommen hat, muss draußen bleiben. Viele Bürger wären aber sicher gerne dabei gewesen. Hier wurde eine Chance vergeben, Verfassung und Staatsgründung (zwei wichtige Errungenschaften bürgerlicher Freiheit) zu einem Fest für die Allgemeinheit zu machen.
Kritiker sollten dabei ein Auge zudrücken: Die Öffentlichkeit ist nicht komplett außen vor, es gibt ja auch das Konzert. Drei Bands spielen auf, für viele dürfte eine bierselige Bayernsause ohnehin attraktiver sein als ein Podiumsgespräch über Dialekt und Heimat. Interessant sind Breitner und Co. trotzdem: Der „Schnitt“bei der Gästezahl ist bedauerlich – aus Sicht derer, die gerne gekommen wären, aber nicht dürfen.
Böser Wille steckt sicher nicht dahinter, die Veranstalter geben sich spürbar große Mühe. Doch sie haben ihre Nöte, etwa, wenn es um den Platz geht. Wer alle einlädt, kann eben nicht verlässlich kalkulieren. Die Bayernfeier zeigt, dass die Diskussion um einen neuen Veranstaltungssaal in Illertissen nicht ganz zu Unrecht geführt wird. Für das Fest hätte man einen ansprechenden Raum von ausreichender Größe gut brauchen können. Wie oft allerdings Anlässe dieses Kalibers anfallen, steht wohl auf einem anderen Blatt.