Es gibt ein Leben nach dem Abstieg
Ein neuer Trainer, ein sportlicher Leiter und ein Konzept. Was dessen Inhalte sind
Weißenhorn Natürlich hat sich niemand beim FV Weißenhorn gefreut über den Abstieg. Aber dass sich bei den Fußballern aus der Fuggerstadt eine Menge ändern muss, das war schon klar, bevor der Sturz in die unterste Spielklasse nach dem 0:3 gegen Kettershausen und dem schmählichen 0:4 in der Relegation gegen den SV Jedesheim besiegelt war. Schon vorher war ein auf drei Jahre angelegtes Konzept entworfen worden, es gibt mit Roland Grotenklas neuerdings einen sportlichen Leiter und es gibt ein Ziel, das der neue Trainer Reinhold Steinbrecher so formuliert: „Wir wollen den zu Recht verlorenen Kredit zurückgewinnen. Den Zuschauern muss es wieder Spaß machen, am Sonntag um 15 Uhr den FV Weißenhorn anzuschauen.“
Eine Schlüsselrolle hat dabei Grotenklas. Der Mediziner und erfahrene Trainer soll unter anderem dafür sorgen, dass die drei ältesten Jahrgänge der FVW-Junioren mindestens in den höchsten Ligen des Bezirks spielen. Zum Teil passt das schon jetzt: Die B-Jugendlichen kicken in der Bezirksstaffel, die C-Jugendlichen sogar in der Landesstaffel und damit in einer Klasse, in die es ansonsten aus der Region nur die beiden großen Vereine TSV NeuUlm und SSV Ulm 1846 Fußball geschafft haben. Zudem kann der FV Weißenhorn in der kommenden Saison wieder eine eigene A-Jugend stellen.
Beste Voraussetzung also für die Umsetzung des Konzepts, auch wenn dafür möglicherweise ein langer Atem nötig ist. Steinbrecher, der nach der vergangenen und verkorksten Saison das Traineramt wieder übernommen hat, stellt klar: „Wir werden auf keinen Fall viel Geld in die Hand nehmen und auswärtige Spieler verpflichten, die uns vielleicht kurzfristig helfen, aber bald wieder weg sind.“Stattdessen stellt sich der Trainer eine ausschließlich aus Weißenhorner Spielern bestehende Weißenhorner Mannschaft vor. Dazu gehören nach seiner Definition auch Fußballer, die in der Fuggerstadt leben, aber derzeit die Trikots anderer Vereine tragen. Steinbrecher weiß: „Die werden wir nur überzeugen können, wenn wir erfolgreich arbeiten.“Aber er sagt auch: „Wenn unser Konzept funktioniert, dann müsste es mit dem Teufel zugehen, wenn der FV Weißenhorn jahrzehntelang in der Kreisliga B spielt.“
Bei der Formulierung eines Ziels für die kommende Saison ist der Trainer zurückhaltender. Natürlich ist es der Anspruch des FV Weißenhorn, in der Kreisliga B oben mitzuspielen. Aber: „Es steht uns gut zu Gesicht, wenn wir diese Saison ein bisschen bescheidener und demütiger angehen.“Der überwiegende Teil der Spieler macht immerhin weiter. Torhüter Tobias Junker hört zwar auf, aber als Nachfolger wurde mit dem aus Nigeria stammenden Isaac Amoh vom TSV NeuUlm ein erfahrener Mann geholt.
Schon am ersten Spieltag am 19. August könnte es einen Hinweis darauf geben, wohin die Reise für den FV Weißenhorn geht. Steinbrecher versichert zwar, dass das Derby in Grafertshofen für ihn eines dieser berühmten Spiele wie jedes andere ist. Aber der Trainer sagt immerhin: „Die Ansprache in der Kabine könnte anders ausfallen.“(pim)
Den Zuschauern soll es wieder Spaß machen