Exklusiv
Bundesinnenminister Horst Seehofer fühlt sich zu Unrecht an den Pranger gestellt. Im als Sieger dastehen wird, wie die Sache mit dem Rücktritt vom Rücktritt wirklich war und
Seehofer: Ich habe in der Sitzung gesagt, wir können jetzt mit einem Bundesinnenminister der CSU unsere Forderung nach Zurückweisungen an der Grenze durchsetzen und dokumentieren, wir haben geliefert. Allerdings müsste man dann damit rechnen, dass die CDU das nicht mitmacht, mit allen Konsequenzen. Daraufhin hat man die Sitzung unterbrochen, um über die Alternativen zu beraten – mit dem Ergebnis, dass wir noch einmal das Gespräch mit der CDU gesucht haben, was ja dann auch erfolgreich war. Trotzdem: Haben Sie nur mit Rücktritt gedroht oder waren Sie tatsächlich schon zurückgetreten? Alexander Dobrindt, Ihr Landesgruppenchef, hat an jenem Abend sinngemäß gesagt, man müsse Ihnen Ihre Entscheidung wieder ausreden.
Seehofer: Was in den Medien so alles behauptet wird!
Jetzt sind die Medien schuld? Sie hatten doch immer ein eher unverkrampftes Verhältnis zu uns Journalisten.
Seehofer: Das habe ich immer noch. Ich stelle nur fest, dass der Qualitätsjournalismus dem Leser und Zuschauer Besseres bieten will als Meinungsmacher im Internet. Da darf man aber nicht auf den erstbesten Spin im Netz aufspringen, sondern sollte schon erkennen, wenn eine Kampagne losgetreten werden soll.
Sie fühlen sich also verkannt.
Seehofer: Ach, schon wieder eine dieser Kategorien.
Noch mal zurück zu jener Nacht von München. Sie sollen für eine harte Konfrontation mit der Kanzlerin und der CDU geworben haben, dagegen regte sich in der CSU Widerstand, worauf Sie Kritiker als „dumm“und als „Moralapostel“abgekanzelt haben sollen. Wen haben Sie damit gemeint?
Seehofer: Bitte führen Sie sich die Chronologie vor Augen: 14 Tage vor dem Treffen hatten wir eine CSU-Vorstandssitzung. Da waren alle Mitglieder einhellig der Meinung, dass wir jetzt konsequent in unserer Haltung sein müssten. Damals habe ich über fünf Maßnahmen einzeln abstimmen lassen, auch über die Zurückweisung an der Grenze – alle wurden einstimmig angenommen. Anschließend haben die CSU-Landtagsfraktion und das bayerische Kabinett das Gleiche beschlossen.
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