Neu-Ulmer Zeitung

Mehr Krippenplä­tze für Weißenhorn

Mit einem Neubau will die Stadt die Nachfrage nach Betreuung für unter Dreijährig­e abdecken. Die Frage des Standorts ist noch ungeklärt. Und wieder einmal drängt die Zeit

- VON JENS NOLL

Weißenhorn Wie entwickelt sich die Zahl der Kinder in einer Stadt weiter? Und wie viele Eltern werden einmal einen Betreuungs­platz für unter Dreijährig­e in Anspruch nehmen? Antworten auf solche Fragen liefert wohl nur der Blick in die Kristallku­gel. Gewisse Tendenzen lassen sich allerdings aus vorliegend­en Zahlen ablesen – und die deuten in Weißenhorn auf eines hin: Um die Nachfrage nach Betreuungs­plätzen künftig abdecken zu können, wird die Stadt eine weitere Kinderkrip­pe bauen müssen.

Aktuell stehen in drei Kindertage­sstätten (Awo-Haus für Kinder, St. Christopho­rus und St. Maria) 72 Krippenplä­tze zur Verfügung, wie die Hauptamtsl­eiterin Melanie Müller am Montag im Stadtrat berichtete. Weitere 24 Kinder ab zweieinhal­b Jahren können in anderen Einrichtun­gen im Stadtgebie­t untergebra­cht werden. Doch das reicht wohl nicht aus, weil durch die Erschließu­ng neuer Baugebiete künftig auch mehr junge Familien in die Fuggerstad­t kommen.

Müller zufolge empfiehlt das Landratsam­t Neu-Ulm der Stadt, drei neue Krippengru­ppen mit jeweils zwölf Plätzen zu schaffen. Die Behörde hat landkreisw­eit Zahlen erhoben, um den Bedarf an Betreuungs­plätzen zu ermitteln. Kindergart­enplätze hingegen, also für Kinder von drei bis sechs Jahren, gebe es in Weißenhorn aktuell mehr als genug, sagte Müller auf Nachfrage von CSU-Stadtrat Franz-Josef Niebling. 80 Plätze seien in dem Bereich frei. „Das würde keinen Neubau rechtferti­gen.“Sinnvoll wäre es aus Sicht der Hauptamtsl­eiterin allerdings, in der neu zu bauenden Kita eine Erweiterun­gsmöglichk­eit für Kindergart­enplätze vorzusehen.

Einen möglichen Standort hat die Verwaltung auch schon ins Auge gefasst: ein Grundstück im Eigentum des Schulverba­ndes neben der Mittelschu­le. Doch der ist aus Sicht der Stadträte alles andere als sinnvoll, weil bereits andere Kitas in der Nähe sind. Bernhard Jüstel (WÜW) schlug vor, sich Richtung Süden zu orientiere­n, zum Beispiel ins Neubaugebi­et Mittlere Platte, an die Roggenburg­er Straße oder nach Grafertsho­fen. Doch Müller gab zu bedenken, dass das Projekt zügig vorangehen sollte. Denn die Stadt hofft auf Zuschüsse vom Freistaat für den Neubau, die bis spätestens 31. August 2019 beantragt werden müssen. So gesehen, sagte Müller, sei es wichtig, ein Grundstück zu nehmen, das schon verfügbar wäre.

Bei der Einrichtun­g von Kinderkrip­pen sei die Stadt immer unter Zeitdruck, sagte SPD-Fraktionsc­hef Herbert Richter und wurde noch deutlicher als Jüstel: „Wir halten den Standort bei der Mittelschu­le für falsch.“Der östliche Bereich der Stadt sei mit Betreuungs­einrichtun- gen gut abgedeckt, sagte Richter. Der Süden und der Norden Weißenhorn­s hingegen nicht. Und die städtebaul­iche Entwicklun­g gehe derzeit Richtung Norden. Auch CSU-Fraktionsc­hef Niebling und Johannes Amann (WÜW) verwiesen auf Erkenntnis­se, die für das städtebaul­iche Entwicklun­gskonzept Isek gewonnen wurden, und forderten, diese bei der Suche nach dem Standort mit einzubezie­hen.

Im Süden gebe es keine Betreuungs­einrichtun­g, betonte Amann und berichtete von laufenden Grundstück­sverhandlu­ngen am Jägerweg. Aus Sicht von Ulrich Hoffmann (ÖDP) wiederum kommt eher die Nordstadt als Standort infrage. Bekanntlic­h soll nördlich des Spitalwegs ein Neubaugebi­et entstehen. Gleichwohl regte Hoffmann an, den Neubau mit einem Familienst­ützpunkt zu kombiniere­n. Mit drei Krippengru­ppen und einer möglichen Kindergart­engruppe werde das Haus ohnehin schon recht groß.

Sitzungsle­iter Ernst Peter Keller (CSU) sagte zu, dass die Verwaltung die Vorschläge aus dem Gremium prüfen werde. Sie erhielt schließlic­h per einstimmig­em Beschluss den Auftrag, das Neubauproj­ekt anzugehen, die Standortfr­age zu klären und sich auf die Suche nach einem freien Träger zu machen.

 ?? Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa ?? Aktuell gibt es im kompletten Stadtgebie­t von Weißenhorn 96 Krippenplä­tze für Kinder unter drei Jahren. Da die Fuggerstad­t mit neuen Baugebiete­n junge Familien anlockt, wird das Angebot künftig wohl nicht ausreichen.
Symbolfoto: Patrick Pleul, dpa Aktuell gibt es im kompletten Stadtgebie­t von Weißenhorn 96 Krippenplä­tze für Kinder unter drei Jahren. Da die Fuggerstad­t mit neuen Baugebiete­n junge Familien anlockt, wird das Angebot künftig wohl nicht ausreichen.

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