Neu-Ulmer Zeitung

Soll Senden noch weiter wachsen?

Durch beschlosse­ne Baugebiete rechnen die Stadträte mit mehreren Tausend neuen Einwohnern – und wollen wegen entspreche­nder Folgekoste­n nicht noch mehr Bürger ansiedeln

- VON CAROLIN OEFNER

Senden In den nächsten Jahren wird es in Senden einige Neubaugebi­ete geben und schon jetzt werden teilweise Wohnungen gebaut. Bürgermeis­ter Raphael Bögge hat in der Sitzung des Stadtrats seinen Entwurf „Wohnbaulan­d und Wachstumss­trategie“vorgestell­t. Dieser soll eine Richtlinie für die kommenden Jahre schaffen.

Die Räte nahmen das Papier als Diskussion­sgrundlage an, sahen jedoch keinen Bedarf, am derzeitige­n Vorgehen in Sachen Wohnbebauu­ng etwas zu ändern. Ohnehin, so die vorherrsch­ende Meinung, stehe nicht viel Neues drin. Helmut Meisel (Grüne) sah sogar „sehr viele Schlagwort­e mit wenig Substanz“. In der Tat sei alles nur eine allgemeine Darstellun­g und müsse erst einmal auf Senden umgemünzt werden, erklärte Rechtsanwa­lt Sebastian Pfahl. Auf Interesse stieß bei den Räten das Modell der „sozialgere­chten Bodennutzu­ng“(Sobon). Doch auch dieses sei derzeit kein Thema, da Senden auch so mit einigen Projekten für Wohnraum sorgt, die günstige Flächen für Geringverd­iener enthalten, sagte Maren Bachmann (SPD). „Bevor man Modelle jetzt entwickelt, die dann veraltet sind, sollte man lieber warten.“

Ein Sobon-Konzept hat die Sendener Verwaltung von der Stadt Landsberg kopiert. Der Gedanke dahinter: Kommunen sorgen für bezahlbare­n Wohnraum, indem sie städtebaul­iche Verträge mit Investoren schließen, die die Gebäude errichten. Ein Teil der Wohnungen soll so für Menschen mit geringerem Einkommen bezahlbar sein und der Investor trägt seinen Teil an Infrastruk­tur-Kosten (etwa mehr Kindergärt­en) bei. Die Meinung im Rat: Das könne man für die Zukunft weiterverf­olgen, doch das soziale Bauen sei aktuell schon Bestandtei­l der Sendener Politik.

Geplant sind durch verschiede­ne Baugebiete und Neubauten derzeit etwa 500 Wohneinhei­ten, dazu kommen noch einige Hundert vonseiten der Wohnungsba­ugesellsch­aft, zählte Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) in der Sitzung auf. Das bedeute mehrere Tausend Einwohner. Dies zeige, dass Senden nicht untätig ist. Zudem erinnerten alle Redner daran, vor einiger Zeit eine Höchstgren­ze von 25000 Einwohnern beschlosse­n zu haben – wegen der Infrastruk­tur, die dann weiter mitwachsen müsste. „Und wir tun uns ja jetzt schon schwer, die Infrastruk­tur nachzuzieh­en.“Derzeit plant und baut Senden einige Schulen und Kindergärt­en oder muss dringend Straßen ausbessern. „Wir müssen erst mal abwarten, ob wir das alles packen.“

Ähnlich sah es Edwin Petruch (Freie Wähler), der „keinen Anlass sieht, das Papier zeitnah durchzuzie­hen“. Helmut Meisel rechnete noch die geplante Nachverdic­htung in der Innenstadt dazu – und sah dann ebenso die 25000 Bürger als erreicht an. Die Entwicklun­g sei also bereits ohne die neuen Strategien da. Zudem regle schon der neue Flächennut­zungsplan das weitere Vorgehen in den nächsten Jahren, merkte Georg Schneider (SPD) an. Anton Leger (Biss) gab zu bedenken, dass derzeit leer stehende oder mit nur einer Person bewohnte Häuser in der Innenstadt irgendwann auch von mehr Leuten bewohnt sein werden. So komme man von alleine schon an die beschlosse­ne 25000-Einwohner-Grenze.

Auch wenn im Landkreis NeuUlm ein Mangel an Wohnraum herrsche, will Senden erst mal die beschlosse­nen Neubaugebi­ete abwarten. Damit sorge man für erhebliche Entlastung. Walter Wörtz (CSU) fragte den Bürgermeis­ter, was er sich von der Bürgervers­ammlung erhoffe. Dieser antwortete lediglich knapp, „einen Dialog“, und rief den nächsten Rat auf. Doch auch die anderen im Gremium trieb dieses Thema um. Maren Bachmann wies die Verwaltung darauf hin, dass man dort klarstelle­n müsse, dass vieles nicht machbar sei. „Die Bürger haben natürlich andere Interessen und bedenken nicht, an was eine Kommune denken muss.“Bögge entgegnete, er wolle dies so sagen.

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Archivfoto: Alexander Kaya In Senden sollen in den nächsten Jahren mehrere Hundert Wohneinhei­ten entstehen. Viel mehr wollen die Stadträte erst mal nicht.

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