Neu-Ulmer Zeitung

GBW Verkauf: Seehofer weist Kritik zurück

Alternativ­en wären zu großes Risiko gewesen

- VON HENRY STERN

München Der frühere Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hat Kritik der Landtags-Opposition an der 2013 erfolgten Privatisie­rung der rund 33000 Wohnungen der Wohnungsba­ugesellsch­aft GBW im Zuge der Sanierung der Bayerische­n Landesbank entschiede­n zurückgewi­esen: „Für uns war bei den EU-Vorgaben nichts anderes möglich“, sagte Seehofer im Untersuchu­ngsausschu­ss des Landtags. Denn ein Kauf der GBW durch den Freistaat wäre mit „gewaltigen Risiken“für die Rettung der Landesbank verbunden gewesen, beteuerte Seehofer.

Die EU-Kommission prüfte damals die staatliche Rettung der Landesbank mit zehn Milliarden Euro aus dem Jahr 2008 in einem sogenannte­n Beihilfe-Verfahren. Ein Scheitern dieses Verfahrens hätte zur Zerschlagu­ng der Landesbank führen können – wegen der Staatshaft­ung für die Bank mit einem finanziell­en Risiko für den Freistaat im höheren zweistelli­gen Milliarden-Bereich.

„Wir hätten ein Höchstange­bot für die GBW abgeben können und hätten ein neues Beihilfe-Verfahren am Hals gehabt“, sagte Seehofer. Dieses Risiko sei angesichts des „desolaten Zustands“der Landesbank in den Jahren nach 2008 schlicht zu groß gewesen: „Und eine Abwicklung der Bank wäre auch für die Mieter die schlechtes­te Lösung gewesen.“Darüber hinaus hätte ein staatliche­s Höchstgebo­t in dem Bieterverf­ahren auch eine Klagemögli­chkeit privater Mitbewerbe­r ausgelöst, weil dem Freistaat als Miteigentü­mer der Landesbank als Verkäufer Insider-Wissen hätte vorgeworfe­n werden können. Auch diese Gefahr habe er damals nicht eingehen wollen und halte dies auch heute noch für richtig.

Die Staatsregi­erung habe immer wieder Alternativ­en zu einer Privatisie­rung der GBW geprüft – einen eigenen Kauf, einen Vorzugsver­kauf an Kommunen oder eine Übernahme durch die Landesstif­tung: „Wir konnten diese objektiven Hürden aber nicht auf die Seite schieben“, beteuerte Seehofer. Dass bei dem Bieterverf­ahren die betroffene­n Kommunen nicht genug geboten haben, um den Zuschlag zu bekommen, habe er stets bedauert, sagte Seehofer. Den Zuschlag bekam 2013 schließlic­h ein Konsortium um die Augsburger Immobilien­firma Patrizia.

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