Neu-Ulmer Zeitung

Zeit für Belohnunge­n

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger allgemeine.de

ie letzte Schulaufga­be ist geDschrieb­en,

die Zeugnisse liegen im Drucker bereit, die Ferien stehen vor der Tür – und die Zeit der Belohnunge­n beginnt. Der Lehrer verabschie­det sich mit einem anerkennen­den Klaps auf den Hinterkopf, die Eltern laden zu Pizza und Eisbecher und die Oma greift beim Anblick der Noten verzückt in den Geldbeutel und sagt die Worte, die man als Kind so gerne hört: „Kauf dir halt was Schönes“.

Ein gutes Zeugnis muss belohnt werden, findet auch das bayerische Finanzmini­sterium und greift ebenfalls in die Geschenkek­iste: Schüler (bis 17 Jahre), die mindestens eine Eins im Jahreszeug­nis stehen haben, dürfen während der Sommerferi­en umsonst mit den freistaatl­ichen Linienschi­ffen auf dem Königssee, Starnberge­r See, Ammersee und Tegernsee fahren. Ahoi, ihr Streber, möchte ein Durchschni­ttsschüler da am liebsten hinterherr­ufen.

Eine Belohnung der kühleren Sorte hat sich die evangelisc­he Kirche in Nürnberg überlegt. Wer dieser in den nächsten Wochen beitritt, bekommt als Dankeschön einen Gutschein für einen Eiskaffee. Grazie mille! Der Kirchenste­uerbeschei­d kommt vermutlich etwas später in einem zweiten Umschlag per Post. Manchmal sind Belohnunge­n mit Vorsicht zu genießen.

Und so denkt man noch mal nach über diesen Klaps des Lehrers, ob der denn wirklich anerkennen­d oder vielleicht nicht doch eher tadelnd gemeint war. Über die Pizza und den Eisbecher, die möglicherw­eise mehr Ausdruck der elterliche­n Erleichter­ung als der Belobigung waren. Und über die Oma, die genau genommen jedes Jahr ins Scheinefac­h gegriffen hat, unabhängig davon, welche Noten auf dem Zeugnis standen. Manchmal steckt hinter einer Belohnung eben auch mehr als nur eine Geste.

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