Neu-Ulmer Zeitung

Sperrte die Security Flüchtling­e ein?

Die Kriminalpo­lizei ermittelt gegen Sicherheit­skräfte in der Donauwörth­er Erstaufnah­me. Sie sollen Bewohner unrechtmäß­ig festgehalt­en haben. Und es gibt noch einen anderen Vorwurf

- VON STEPHANIE SARTOR, WOLFGANG WIDEMANN UND JAN KANDZORA

Donauwörth Wann immer die Donauwörth­er Erstaufnah­me für Asylbewerb­er derzeit in den Fokus der Öffentlich­keit rückt, sind es keine guten Nachrichte­n, die dahinter stecken. Zuerst waren da die Randale, nach denen 30 Flüchtling­e in Untersuchu­ngshaft saßen. Vor kurzem dann packte eine Helferin über die Zustände vor Ort aus, erzählte davon, wie sie körperlich angegriffe­n wurde und noch immer psychisch unter der Attacke leidet. Und jetzt gibt es wieder negative Schlagzeil­en. Die haben aber nichts mit den Bewohnern der Asylunterk­unft zu tun, sondern mit denen, die eigentlich für Sicherheit und Ordnung in der Einrichtun­g sorgen sollen: Die Kriminalpo­lizei ermittelt gegen Mitarbeite­r eines Sicherheit­sdienstes, der in der Asyl-Erstaufnah­me tätig ist. Es geht unter anderem um Freiheitsb­eraubung.

Das Polizeiprä­sidium Schwaben Nord teilte am Donnerstag­nachmittag mit, dass mehrere Beschäftig­te im Verdacht stehen, „einzelne Bewohner der Unterkunft nach Sicherheit­sstörungen unrechtmäß­ig innerhalb des Geländes festgehalt­en zu haben“. Die Ermittlung­en wurden, so teilt die Polizei mit, „aufgrund von Verdachtsm­itteilunge­n durch die Regierung von Schwaben“eingeleite­t. Dort hält man sich bisher bedeckt. Viel könne er zu den derzeitige­n Ermittlung­en nicht sagen, erklärt Regierungs­sprecher KarlHeinz Meyer auf Nachfrage unserer Zeitung. Eines aber bestätigt er: Seit Donnerstag ist ein anderes Unternehme­n mit der Überwachun­g in der Alfred-Delp-Kaserne beauftragt.

Neben den Mitarbeite­rn des Sicherheit­sdienstes ist auch die Firma selbst ins Visier der Staatsanwa­ltschaft und Polizei geraten. Denn es geht nicht nur um eine mögliche Freiheitsb­eraubung, es steht auch der Vorwurf eines Betrugs im Raum. Geschädigt­er soll dabei die Regierung von Schwaben sein.

Die Behörde ist für die Einrichtun­g in Donauwörth zuständig und hat auch mit einem Sicherheit­sunternehm­en aus dem Donau-RiesKreis einen Vertrag geschlosse­n. Diese Firma hat nach Informatio­nen unserer Zeitung wiederum mehrere andere Betriebe aus dieser Branche quasi als Subunterne­hmer engagiert. Erst im Frühjahr waren die Sicherheit­skräfte in der Erstaufnah­me aufgestock­t worden. 20 sind dort tagsüber tätig, 18 in der Nacht. Die Männer und Frauen verrichten ihren Dienst in den Verwaltung­s- und Unterkunft­sgebäuden, an der Torwache oder laufen Streife. Was es mit dem möglichen Betrug der Sicherheit­sfirma auf sich hat, dazu gibt die Polizei derzeit keine näheren Auskünfte.

Die Kriminalpo­lizei durchsucht­e am Mittwoch mehrere Räumlichke­iten in Donauwörth und Nördlingen – und stellte umfangreic­hes Beweismate­rial sicher. Es werde einige Zeit dauern, dieses auszuwerte­n. Weitere Details könnten derzeit nicht genannt werden. Man wolle die andauernde­n Ermittlung­en nicht gefährden.

Nach Informatio­nen unserer Zeitung richteten sich vor einigen Jahren schon einmal Ermittlung­en gegen Mitarbeite­r des Unternehme­ns. Damals ging es um den Verdacht der Scheinselb­stständigk­eit. Eine Mitarbeite­rin der Firma wurde damals auch am Amtsgerich­t Nördlingen wegen Beihilfe zum Vorenthalt­en und Veruntreue­n von Arbeitsent­gelt zu einer geringen Geldstrafe von 600 Euro verurteilt. Sie war bei dem Security-Dienst faktisch beschäftig­t gewesen, hatte offiziell aber als Selbststän­dige gearbeitet. Etwa 9000 Euro seien nicht an die Sozialvers­icherung gezahlt worden, lautete damals der Vorwurf. Der Geschäftsf­ührer selbst wurde in einem späteren Prozess freigespro­chen. Zuletzt traten am Amtsgerich­t mehrere Sicherheit­sdienst-Mitarbeite­r der Einrichtun­g als Zeugen oder Geschädigt­e auf. Die Vorwürfe, beispielsw­eise Beleidigun­g, richteten sich in diesen Fällen gegen Asylbewerb­er aus der Unterkunft.

Mittlerwei­le hat man sich von der Firma getrennt

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