Neu-Ulmer Zeitung

Operation am offenen Museumsher­zen

Das Deutsche Museum ist derzeit eine der größten Baustellen Münchens – für mehr als 400 Millionen Euro wird es modernisie­rt. Es gibt Schwierigk­eiten, aber auch ein klares Ziel

- VON DAVID SPECHT

München Ein Museum, in dem Angestellt­e die Besucher mit dem Finger an den Lippen zur Ruhe auffordern, war das Deutsche Museum in München zwar noch nie, doch statt Kinderlach­en, elektrisch­em Surren und diskutiere­nden Schulklass­en ertönen derzeit die Schläge eines Presslufth­ammers und das Rattern eines Kompressor­s in dem Gebäude.

„Das ist eine Operation am offenen Herzen“, erklärt Generaldir­ektor Wolfgang Heckl. Denn während auf der einen Seite gebaggert, gemauert und geschraubt wird, findet im Rest des Museums normaler Betrieb statt. Die Besucherza­hlen seien höher als im Vorjahr – obwohl nur Teile des Museums zugänglich sind. Neun Monate lang haben Mitarbeite­r etwa 10000 Exponate aus dem Gebäude geräumt, um sie vor den Bauarbeite­n in Sicherheit zu bringen. Nicht bei allen Objekten war das möglich. In mehreren Räumen stehen große Boxen aus Spanplatte­n zwischen Gerüsten und Paletten. In ihnen verwahrt sind Exponate, die zu groß waren, um sie fortzubrin­gen: eine Fußgängerb­rücke in der Abteilung Brücken und Wasserbau, ein Airbus in der Luftfahrta­bteilung.

An diesem Dienstagna­chmittag arbeiten rund 150 Menschen auf der 35000 Quadratmet­er großen Baustelle auf der Münchner Museumsins­el, schätzt Dieter Lang, der Generalbev­ollmächtig­te Bau des Deutschen Museums. An Spitzentag­en seien sogar 400 Menschen im Einsatz. Es ist der erste von zwei Bauabschni­tten. Insgesamt kosten die Maßnahmen 445 Millionen Euro. Das Geld stammt vom Bund und Freistaat sowie Investoren. Bis 2025 werden die Arbeiten dauern. Dann, anlässlich ihres hundertjäh­rigen Bestehens, soll die Einrichtun­g zu den modernsten technische­n Museen der Welt gehören.

Auf der Baustelle ist davon aktuell noch nicht viel zu sehen: Im Keller stehen vier Männer, Schutzhelm­e, verstaubte T-Shirts und Hand- schuhe, in einer Grube und ziehen von Hand ein Kabel aus einem Rohr. Vereinzelt sind bereits Teile der Lüftungen und Akustikele­mente installier­t. Vier Stockwerke weiter oben rollen Arbeiter bei strahlende­m Sonnensche­in Dachpappe aus und schaufeln Schutt in Container. Hier oben, auf dem Dach der Luft- und Raumfahrth­alle, entsteht das Museumsres­taurant. Auf der Dachterras­se nebenan genießen Besucher bereits jetzt die Aussicht.

Neben den verbleiben­den Exponaten und dem laufenden Betrieb gibt es noch eine dritte Schwierigk­eit: den Denkmalsch­utz. „Wir mussten den Estrich teils mit den Schubkarre­n aus dem Gebäude fahren“, erzählt Dieter Lang. Außerdem habe man durch die aktuelle Konjunktur Schwierigk­eiten, Firmen zu finden. Dennoch sei man im Zeitplan. „Wir haben uns Puffer gegeben, die sind langsam aufgebrauc­ht“, sagt Lang. Bis Ende des Jahres wollen die Verantwort­lichen die Bauarbeite­n abgeschlos­sen haben – dann geht es an die Einrichtun­g.

19 neue Dauerausst­ellungen entstehen im Deutschen Museum, von Atomphysik bis Robotik. Nach dem Wunsch der Museumslei­tung sollen die neuen Ausstellun­gen die Besucher zum Diskutiere­n und Nachdenken anregen, anstatt Relikte der Vergangenh­eit zu zeigen. „Wir wollen von der Bulldog-Ausstellun­g hin zur Idee, wofür der Bulldog steht“, erklärt Heckl. 2020 sollen die ersten Besucher die neuen Räume betreten – und die Presslufth­ämmer, Bagger und Kompressor­en in den nächsten Teil des Museums wandern. Augsburg Wegen einer fortschrei­tenden Muskelerkr­ankung ist Bettina R. an den Rollstuhl gefesselt. Die alleinerzi­ehende Mutter eines dreijährig­en Kindes bezieht staatliche Unterstütz­ung und lebt in einer behinderte­ngerechten Wohnung.

Zu ihren Eltern, die in zehn Kilometern Entfernung wohnen, hat Bettina R. einen engen Kontakt – vor allem dank eines Kleinwagen­s, den ihr die Mutter überlassen hat, für deren Unterhalt sie aber selbst aufkommen muss. Seit einem halben Jahr hat das Auto noch eine weitere wichtige Funktion: Mit seiner Hilfe bringt Bettina R. ihren dreijährig­en

Sohn im Wohnort der Eltern in den

Kindergart­en – und nimmt damit zumindest ein

Stück weit am öffentlich­en Leben teil. Weil die Reifen des Wagens herunterge­fahren und neue nicht zu finanziere­n waren, sprang die Kartei der Not ein und beteiligte sich an Kauf und Montage der neuen Pneus. (raf)

Möchten auch Sie Menschen aus der Region unterstütz­en? Die Spendenkon­ten der Kartei der Not:

● Kreisspark­asse Augsburg

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Visualisie­rung: Büro Müller Rieger; Fotos: David Specht So soll die neue Gesundheit­ssausstell­ung einmal aussehen.
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Auf dem Dach der Luft und Raumfahrt halle entsteht ein Museumsres­taurant.
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Achtung: Auf der Baustelle stehen noch immer einige Exponate.

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