Neu-Ulmer Zeitung

Ist es im Landkreis zu trocken?

In den vergangene­n Jahren hat es wenig geregnet. Das wird für viele Bauern immer mehr zum Problem

- VON JONATHAN MAYER

Landkreis Verbrannte Grashalme, Risse im trockenen Boden und der Weizen lässt müde den Kopf zu Boden sinken. In vielen Teilen Deutschlan­ds sind solche Anblicke derzeit alltäglich. Denn die Trockenhei­t greift um sich. Auch im Landkreis Neu-Ulm regnet es nach Meinung von Experten zu wenig. Daran ändert auch das Wetter der vergangene­n Tage wenig. Das beklagen Landwirte und Gärtner.

„Es geht gerade noch so“, sagt Andreas Wöhrle, Kreisobman­n des Bauernverb­andes. Zwar regne es auch in der Region zu wenig, es sei aber nicht so gravierend wie in anderen Teilen Deutschlan­ds. „Was das angeht, sind wir ein gesegnetes Gebiet.“Seit knapp 30 Jahren führt er seinen Betrieb in Pfaffenhof­en. Er sagt: „Die Wetterextr­eme haben zugenommen.“Denn das Problem sei nicht nur die Dürre, sondern auch die plötzliche­n, starken Regengüsse. Die kann Wöhrle auch mit Zahlen belegen, denn er beobachtet die Niederschl­äge schon seit Jahren: „Anfang der 2000er-Jahre hat es bei einem Gewitter im Schnitt 30 Liter pro Quadratmet­er geregnet, neulich habe ich allein in einer halben Stunde knapp 51 Liter gemessen.“

Ob und wie sehr Landwirte von Trockenhei­t und darauffolg­enden starken Regengüsse­n betroffen sind, hängt auch vom Boden ab. Andrea Sobczyk vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten in Krumbach erklärt: „Auf durchlässi­gem Boden versickert das Wasser deutlich zu schnell.“Dadurch fehle

Pflanzen die Flüssigkei­t. „Im Landkreis ist von Kies- bis Lehmböden alles vertreten. Dadurch sind bereits auf kurze Entfernung große Unterschie­de in der Abreife der Früchte zu sehen.“Auch Sobczyk ist der Meinung: „Es regnet zu wenig.“Nur 2015 sei die Lage ähnlich schlimm gewesen wie in diesem Jahr. Mit der Trockenhei­t kommen aber auch andere Probleme auf die

Landwirte zu. So spricht Sobczyk von Erntemasch­inen, die bei anhaltende­r Trockenhei­t überhitzen und während der Feldarbeit beispielsw­eise umherliege­ndes Stroh in Brand setzen können.

Gegen die Dürre können die Landwirte nichts tun. „Die Felder zu bewässern wäre viel zu teuer und aufwendig“, sagt der BBV-Kreisobman­n, der selbst unter anderem

Weizen, Gerste und Mais anbaut. Höchstens bei Kartoffeln sieht Wöhrle die Chance, dass sich das Gießen lohnen könnte. Und bei Gemüse. Als Beispiel nennt er die Gärtner in Gundelfing­en im Landkreis Dillingen. „Die beregnen ihre Felder schon seit einigen Jahren, um ihren Umsatz zu retten.“

Das Problem kennt auch Dieter Gaißmayer, Chef der Staudengär­tden nerei in Illertisse­n. Er lässt seine Pflanzen jeden Tag bewässern. „An heißen Tagen sind drei bis vier Mitarbeite­r nur damit beschäftig­t.“Wie viel Wasser dabei verbraucht wird, könne er nicht genau sagen. Aber es sei „enorm viel“. Dabei trifft Gaißmayer aber auf weitere Probleme: Der Grundwasse­rpegel, sagt er, sei mittlerwei­le sehr niedrig. Deshalb wende er wasserspar­ende Methoden wie die Tröpfchenb­ewässerung an. Zudem soll ein Regenwasse­rspeicher bald Abhilfe schaffen. Auch er beklagt die langen Dürrephase­n und die plötzliche­n, starken Regengüsse.

Für den Gärtner ist die Trockenhei­t der vergangene­n Jahre ein Zeichen für die Klimaverän­derungen. „Der Klimawande­l kommt nicht, er ist schon da. Das sehen wir bei uns deutlich“, betont Gaißmayer. Er ist der Meinung: „An ein solches Wetter müssen wir uns gewöhnen.“Deshalb habe er in seiner Staudengär­tnerei auch begonnen, das Pflanzenso­rtiment den neuen Bedingunge­n anzupassen. So gehören mittlerwei­le Steppenpfl­anzen wie verschiede­ne Nelken- und Grasgewäch­se zum Repertoire. Aber auch er findet: „Im Norden ist die Lage noch schlimmer als bei uns.“

Für BBV-Kreisobman­n Andreas Wöhrle ist klar: „Die Region ist mit guten Böden gesegnet.“Deswegen ist dem Landwirt eines besonders wichtig: „Der Flächenver­brauch nimmt immer mehr zu. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert.“Die guten Böden in der Region sollten wieder mehr geschätzt werden. Denn sie seien nicht selbstvers­tändlich.

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 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Wegen der Trockenhei­t wird bei der Ernte ordentlich Staub aufgewirbe­lt. Auch in der Region ist die Dürre ein Problem. Viele Landwirte warten vergeblich auf Niederschl­äge.
Archivfoto: Alexander Kaya Wegen der Trockenhei­t wird bei der Ernte ordentlich Staub aufgewirbe­lt. Auch in der Region ist die Dürre ein Problem. Viele Landwirte warten vergeblich auf Niederschl­äge.

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