Neu-Ulmer Zeitung

Zwei Autos für alle Weißenhorn­er

Die Stadt holt sich Angebote für den Aufbau eines Carsharing-Modells ein

- VON JENS NOLL

Weißenhorn Das Geschäft mit Leihfahrze­ugen gilt als ökologisch und zukunftswe­isend. Während das Carsharing-Modell in Großstädte­n bereits gut funktionie­rt, tun sich die Anbieter in ländlichen Gebieten noch schwer. Benjamin Buck, der gemeinsame Klimaschut­zbeauftrag­te für Weißenhorn, Pfaffenhof­en, Holzheim und Nersingen, weiß: „Die Bevölkerun­gsdichte auf dem Land ist geringer, die Mehrzahl der Menschen hat noch ein eigenes Auto.“Dennoch will Weißenhorn wie berichtet künftig auch Carsharing anbieten – und hat zunächst Bürger befragt, um zu ermitteln, wie groß das Interesse an einem solchen Angebot ist.

Die Ergebnisse der Umfrage hat Buck jüngst im Stadtrat präsentier­t. 152 Teilnehmer haben sich demnach geäußert, von denen 86 Prozent angegeben haben, ein eigenes Auto zu besitzen. Von den Befragten können sich 101 Personen vorstellen, ein Leihfahrze­ug zu nutzen. Bei konservati­ver Betrachtun­g, sagt Buck, entspräche das etwa 88 Fahrten im Monat. Nach Einschätzu­ng des Anbieters Conficars, der in Ulm und Neu-Ulm tätig ist, könne man damit zwei Autos wirtschaft­lich betreiben, sagte Buck.

Als mögliche Standorte der beiden Carsharing-Autos kämen der Bahnhof und der Hauptplatz infrage. Diese beiden Punkte hatten auch die Teilnehmer der Umfrage am häufigsten genannt. Sowohl am Parkplatz beim Bahnhof als auch beim Parkplatz Östliche Promenade ist Buck zufolge bereits die Infrastruk­tur vorhanden, um eine Ladesäule für Elektroaut­os zu errichten.

Mit den Anbietern Conficars und den Stadtwerke­n Ulm/Neu-Ulm (SWU) ist die Stadtverwa­ltung bereits in Kontakt getreten. Conficars betreibe in der Doppelstad­t eine Flotte aus E-Autos und Fahrzeugen mit Verbrennun­gsmotor, berichtete Buck. Die SWU hingegen hätten ein Carsharing-Angebot nur mit E-Autos. Bei beiden Firmen müsste sich die Stadt Weißenhorn an jedem Auto finanziell beteiligen.

Stadträtin Sabine Snehotta (ÖDP) hielt es für sinnvoll, ein Carsharing­System zunächst mit zwei Autos aufzubauen. Sie geht davon aus, dass mit der Zeit die Nachfrage steigt. „Vielleicht könnte das Angebot für manche reichen, aufs Zweitauto zu verzichten“, sagte sie. Auch Bernhard Jüstel (WÜW) zeigte sich überzeugt: „Wenn Angebote da sind, dann werden sie auch angenommen.“Ein Carsharing-Angebot in der Fuggerstad­t einzuricht­en ist aus seiner Sicht zwar mutig, aber „ein Schritt in die richtige Richtung“. Die Reaktivier­ung der Bahnstreck­e sei anfangs auch skeptisch beäugt worden, ergänzte Jüstel.

CSU-Fraktionsc­hef Franz Josef Niebling sprach sich ebenfalls dafür aus, das Angebot auszuprobi­eren. Den Rücklauf auf die Umfrage bezeichnet­e er allerdings als „ernüchtern­d“. Er habe auf eine höhere Beteiligun­g gehofft, fügte Niebling hinzu. Was aus seiner Sicht noch für die Leihfahrze­uge spricht: Wenn Elektroaut­os zur Verfügung stehen, dann haben Bürger die Gelegenhei­t, diese Technik einmal auszuprobi­eren. Wobei Thomas Schulz (SPD) ergänzte: Er sei nur für das Carsharing-Modell mit E-Autos, wenn man mit sauberem Strom arbeitet. „Der meiste Strom, mit dem die Autos betrieben werden, kommt derzeit aus Kohlekraft­werken“, sagte er. Das verfälsche den Hype um das „Ökofahrzeu­g“.

Die Stadtverwa­ltung wird nun, so der einstimmig­e Beschluss des Gremiums, bei beiden Firmen Angebote für den Aufbau und den Betrieb eines Carsharing-Systems mit zwei Autos einholen. Aus diesen soll auch klar hervorgehe­n, welcher Fahrzeug-Typ vorgesehen ist.

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Archivfoto: A. Kaya Auch Weißenhorn­er wollen Carsharing nutzen.

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