Geschichte mit Hunden
Kein Mensch erkannte ihn, als Odysseus nach zwanzigjähriger Irrfahrt in sein heimatliches Ithaka zurückkehrte. Kein Mensch, wohl aber ein Hund. Der treue Argos, der zwei Jahrzehnte auf seinen abwesenden Herrn gewartet hat, begrüßte den Heimkehrer mit freudig wedelndem Schwanz. Und da gut zwanzig Jahre für einen Hund ein langes Leben sind, legte sich Argos nach diesem Happy End nieder und schlief für immer ein. Soweit der Bericht von Homer. Das Beispiel aus der griechischen Literatur erläutert anschaulich die Rolle, die der Hund in der Geschichte des Menschen gespielt hat und spielt.
Mit dem Wolf fing es an. Hungernde oder bequeme Wölfe wagten sich – wie heute wieder – in der Frühzeit des Menschen an dessen Abfälle heran. Nach diesen Begegnungen zog man wohl die ersten verwaisten Welpen auf. Der Mensch entdeckte bald die außerordentlichen Fähigkeiten der gezähmten Vierbeiner und eine wunderbare Freundschaft begann mit dem Jagd-, Wach-, Hüteund schließlich auch Familienhund.
Die Liebe nahm zeitweise ungewöhnliche Formen an. Die alten Ägypter vergötterten den Hund. Sie stellten ihren Totengott Anubis mit Hundekörper dar oder in menschlicher Gestalt mit Hundekopf.
Zur ersten Jahrtausendwende soll der Alpen-Mönch Bernhard von Menthon auf dem großen Sankt Bernhard erstmals Hunde gezüchtet haben, die Verschüttete aus tiefem Schnee herausholten. Die Lebensretter tragen bis heute den
Namen des Mönchs und seines Berges. Auch die Fähigkeiten als Blindenhelfer wurden früh entdeckt. In Herculaneum, der verschütteten Schwesterstadt Pompejis, fanden sich Wandmalereien mit Blinden, die sich von Hunden führen lassen. Der blinde Wiener Josef Reisinger soll vor gut 200 Jahren seinen Hund so perfekt als Führer ausgebildet haben, dass die Leute an der Blindheit des Herrchens zweifelten.
Es konnte aber auch ein Hundeleben sein. Die treuen Freunde des Menschen wurden zum Kriegsdienst eingezogen. Und die arme Laika hauchte 1957 ihr Leben aus, als sie mit dem russischen Sputnik ins Weltall katapultiert wurde.
Thomas Mann wiederum widmete 1918 seinem Gefährten liebevoll die Erzählung „Herr und Hund“. Und Heinz Rühmann sprach vielen aus der Seele, als er sagte: Ein Leben ohne Hund ist möglich, aber es lohnt sich nicht. Loriot ließ diese Aussage leider nur für den Mops gelten.