Frenetische Frei.Wild Party als Finale
Tausende feiern am Samstag beim Festival „Rock dein Leben“in Laichingen. Eine Gruppe von Besuchern fällt negativ auf: Sie singt Lieder einer umstrittenen Band
Laichingen Mehrere Tausend Fans der Band Frei.Wild haben am Samstagabend auf dem Laichinger Flugplatz die größte Party gefeiert, die es bisher in der Kleinstadt auf der Schwäbischen Alb gegeben haben dürfte. Die Südtiroler DeutschrockMusiker versetzten die Menge beim Festival „Rock dein Leben“in Ekstase. Und deuteten an, kommendes Jahr wieder nach Laichingen kommen zu wollen.
Bevor um kurz vor 23 Uhr der von vielen heiß ersehnte Auftritt von Frei.Wild begann, schickte ein Ansager von der Bühne einen Wunsch ins Publikum, den so manche auch als Warnung verstehen mussten. Er bat die Zuhörer, es sofort den Sicherheitskräften zu melden, wenn sie jemanden mit bengalischen Feuern oder anderen gefährlichen und verbotenen Feuerwerkskörpern entdecken. Zunächst waren es Frei.Wild um Frontmann, Sänger und Gitarrist Philipp Burger, die ein Feuerwerk abbrannten – ein musikalisches. Vom ersten Ton an hatten die Deutschrocker die schätzungsweise zwischen 6000 und 8000 Fans auf ihrer Seite.
Laut, aggressiv, direkt und deutsch: Die Songs von Frei.Wild kommen größtenteils im Gewand von hartem, zackigem und schnellem Rock daher. Harmonisch einfach gestrickt, musikalisch B-Ware. Der Puls der meisten Zuhörer schnellte jedoch sofort in ungeahnte Höhen. Sicher auch, weil es keine One-Man-Show ist, die der charismatische Philipp Burger abzieht, sondern weil er das Publikum einbezieht und direkt mit seinen Fans kommuniziert. Diese sangen am Samstag in Laichingen lauthals mit und schienen nahezu alle Lieder auswendig zu kennen. Eine überaus starke Verbundenheit zwischen Band und Fans war zu spüren, viele lagen sich in den Armen.
„Ich hoffe, ihr kommt nächstes Jahr wieder!“, schmetterte Burger schon zu Beginn in die Menge, die grölte prompt zurück. Der Sänger bedankte sich bei Veranstalter Andy Kamm für die Organisation des Festivals, und immer wieder auch bei seinen Fans, die er in der Regel mit „Freunde“anredet. „Ihr seid ein supergeiler Haufen!“, rief Burger.
Inhaltlich drehen sich die Songs mit Titeln wie „Südtirol“oder „Das Land der Vollidioten“um Heimat, Freundschaft oder Zusammenhalt; vor allem aber um das Gefühl, ausgegrenzt, irgendwie verarscht zu werden. Von wem, wird oft zwar nur angedeutet, ist im Grunde aber klar: Von „denen da oben“, der Politik, den Chefs, den Medien. Aber auch von Freunden oder Freundinnen. Omnipräsent ist die ZurSchau-Stellung einer Opfer-Attitüde. Doch die Rettung naht: in Form einer Band namens Frei.Wild. Ein Song heißt treffend: „Die Band, die Wahrheit bringt.“Es wäre untertrieben zu sagen, dass die Show den Tausenden Fans in Laichingen gefällt. Sie sind aus dem Häuschen.
Am Ende knallen Frei.Wild selbst ein echtes Feuerwerk ab. Es kracht und regnet bunte Luftschlangen. Die Ansage vom Beginn fruchtete übrigens auch. Nur ein einziger Bengalo wurde während des Konzerts gezündet. Der Übeltäter wurde gefasst und abgeführt.
Die Polizei teilte am Sonntag mit, das Festival sei „störungsfrei“abgelaufen, eine abschließende Bilanz wollen die Beamten noch vorlegen. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) meldete relativ viele kleinere Einsätze, die meisten seien alkoholbedingt gewesen. Außerdem verzeichnete das DRK zwei „schwerwiegende Fälle“, in denen Festivalbesucher versorgt werden mussten.
Eine Besuchergruppe fiel laut Veranstalter Andy Kamm mit Musik einer „Grauzonen-Band“auf, die „von uns so nicht toleriert wird“. Dies sei sofort unterbunden worden. Um welche Band es sich handelte, konnte Kamm nicht sagen. „Es war aber laut Security eine Band, die sich nicht klar von Nazis distanziert – anders als zum Beispiel Frei.Wild“, erklärte er.
Der Laichinger Bürgermeister Klaus Kaufmann sprach von einem Festival wie jedes andere – „mit dem einzigen Unterschied, dass sich der eine oder andere Liedtext in einer Grauzone bewegt, die viele Deutungsmöglichkeiten offen lässt“. Er sei der Meinung, dass sich eine seriöse Band von dieser textlichen Grauzone deutlich fernhalten sollte. Den Veranstalter Andy Kamm lobte Kaufmann für seine professionelle Arbeit.