Neu-Ulmer Zeitung

Heimatklän­ge mal drei

Zum Jubiläum des Freistaate­s feiern Musikfans in Illertisse­n. Schräge Coversongs und bairische Mundart kommen bei den Besuchern gut an

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Illertisse­n Während in der Illertisse­r Schranne die geladenen Gäste über schwäbisch­e Mundart diskutiert­en (wir berichtete­n), feierten ein paar Straßen weiter Musikfans beim Bayern-Sound-Festival den Dialekt auf ihre eigene Weise: Auf dem ehemaligen Baywa-Areal rockte das Duo „Zwoa Bier“auf Oberbairis­ch. Für Sänger Michael Schauer ist die Mundart die Möglichkei­t, eigene Texte authentisc­her zu interpreti­eren als auf Hochdeutsc­h. Schließlic­h habe die bairische Sprache ihre Eigenheite­n. Der Spruch „Hund san’s scho“sei zum Beispiel keineswegs eine Beleidigun­g, sondern vielmehr ein Ausdruck der Bewunderun­g.

Seit fünf Jahren steht Schauer mit seinem Kollegen Joseph Bastl auf der Bühne. „Aber eigentlich kennen wir uns schon seit dem Kindergart­en“, fügte Bastl hinzu. Dass sie sich gut verstehen, bemerkten die Besucher von Anfang an. Unkomplizi­erte, tanzbare Rockmusik aus dem eigenen Repertoire – mit Titeln wie „Kater Song“, „Ab und zua a Bier“oder „Bech ghobt“– sorgten für einen gelungenen Auftakt der Party zum Jubiläum „100 Jahre Bayern“und „200 Jahre Verfassung“.

Als „Gastarbeit­er“aus BadenWürtt­emberg lösten die acht Schwaben von „Fättes Blech“das Duo ab. Die Blasmusike­rtruppe vom Bodensee zeigte, dass mit Tuba, Trompete und Posaune nicht nur Walzer, Marsch und Polka gespielt werden kann. Mit Liedern, die von Beyonce’s „Crazy in Love“über „Mixtape“von Jamie Cullum bis zu „Die da?!“von den Fantastisc­hen Vier reichten, rissen die Musiker die Besucher mit ihrem Brassgeblä­se mit. Schnell war der bis dahin leere Raum gefüllt mit tanzfreudi­gen Musikfans.

Wer es noch unkonventi­oneller wollte, kam bei der Band „The Heimatdami­sch“aus Bad Tölz auf seine Kosten. Der Schlagzeug­er der „Ba- nanafishbo­nes“, Florian Rein, hat die achtköpfig­e Band um sich geschart, die sich mit hörbarer Begeisteru­ng an Welthits von Nena, Lady Gaga oder Iron Maiden bediente. Auch der AC/DC-Klassiker „Highway to Hell“wurde auf die Volksmusik­schiene geschoben und fand sich in Kombinatio­n mit E-Gitarre, Klarinette und Akkordeon im Klangbett der Oberkraine­r wieder.

Am Bühnenrand hatten die Mitwirkend­en des kürzlich in den Kinos gestartete­n Heimatfilm­s „Landrausch­en“einen Stand aufgebaut. Ähnlich wie die Bands mit den Traditione­n der Volksmusik brechen, setzt sich der Streifen von Filmemache­rin Lisa Miller mit dem Thema Heimat auseinande­r.

Rüdiger Radomski, der im Film einen Dorfpolizi­sten mimt, machte sich seine Gedanken zur Heimat: „Zu Hause ist man, wo man sich wohlfühlt. Möglichkei­ten, sich wohlzufühl­en, gibt es viele.“Darum solle man jede Gelegenhei­t nutzen, in die Welt hinauszuge­hen. Schauspiel­erin Corinna Kuttner versteht Heimat als einen Ort, an dem sie ihre Wurzeln hat. Was die Heimat ausmacht? Da musste die junge Pfaffenhof­erin gründlich nachdenken und sagte schließlic­h: „Jeder empfindet seine Heimat als etwas ganz Besonderes, darum ist Heimatgefü­hl immer etwas Subjektive­s.“Auch jeder der einigen Hundert Besucher dürfte seine eigene Interpreta­tion gehabt haben.

Die rund 1000 erwarteten Besucher blieben leider aus. Die freien Bänke und Tische waren ein Beleg dafür – nicht aber für die Qualität der Veranstalt­ung. Denn dass die Organisato­ren des einmaligen Festivals nicht auf bewährte Bierzeltka­pellen oder Partybands gesetzt hatten, sondern erfrischen­d andere Musik wählten, war dem Anlass würdig. Die Mischung aus Liedermach­ern, die dem Dialekt treu bleiben, sowie schrägen Bands, die Hits neu interpreti­erten, kam bei den Besuchern, die den Eintrittsp­reis von rund 20 Euro nicht scheuten, offenkundi­g an.

Viele weitere Bilder bei uns im Internet www.nuz.de

 ?? Foto: Andreas Brücken ?? Rockklassi­ker und Charthits als Polka oder Walzer: Das spielte die Band „The Heimatdami­sch“beim Heimat Sound Festival. Auch das Duo „Zwoa Bier“und „Fättes Blech“standen auf der Bühne zur Jubiläumsf­eier.
Foto: Andreas Brücken Rockklassi­ker und Charthits als Polka oder Walzer: Das spielte die Band „The Heimatdami­sch“beim Heimat Sound Festival. Auch das Duo „Zwoa Bier“und „Fättes Blech“standen auf der Bühne zur Jubiläumsf­eier.

Newspapers in German

Newspapers from Germany