Heimwärts in den Osten
Warum es so viele zurückzieht
Spremberg Eine kleine Straße, wie man sie sich in einer Neubausiedlung in Deutschland vorstellt: gepflegte Einfamilienhäuser, frisch angelegte Gärten mit Spielgeräten. Neuer Straßenbelag, hier und da wird noch gebaut. Doch diese kleine Straße in Südbrandenburg hat eine Besonderheit. Anwohner Ivo Baumert zeigt von seinem Grundstück auf Häuser von Nachbarn. Sie alle verbinde eines mit ihm: Nach der Wende zogen sie aus ihrer Heimatstadt Spremberg nach Westdeutschland – und kamen wieder zurück.
Immer mehr Weggezogene – ob in andere ostdeutsche oder westdeutsche Bundesländer – zieht es wieder an frühere Wohnorte im Osten. Die Regionen buhlen um sie. Es gibt viele Rückkehr-Initiativen und -Netzwerke. Es wird in Werbung und Kampagnen investiert. Nicht erst seit kurzem. Der Slogan einer Postkarten-Aktion vor Jahren aus Brandenburg etwa lautete so: „Mach Mutti glücklich. Komm zurück.“Es gibt sie bis heute.
Der Landkreis Harz in SachsenAnhalt betreibt eine Willkommensagentur für Rückkehrwillige. Sie vermittelt als erster Ansprechpartner Kontakte. „Die Anfragen steigen und auch die Zahl der Rückkehrer“, sagt die Verantwortliche Anja Ulrich. Die Städte Wernigerode und Quedlinburg seien zurzeit besonders begehrt.
Bei Familie Baumert lief die Rückkehr ganz ohne fremde Hilfe ab. Seit annähernd einem Jahr lebt das Ehepaar mit seinen zwei Kindern wieder in Spremberg, zuvor hatten sie in Hamburg gewohnt. „Wir wollten wieder näher Richtung Familie ziehen, auch wegen der Hilfe der Großeltern bei der Kinderbetreuung“, sagt Stefanie Baumert.