Ulms Wirtschaft hat einen neuen Präsidenten
Einstimmig wurde am Dienstag Jan Stefan Roell an die Spitze der Kammer gewählt. Kulitz verabschiedet
Ulm Sämtliche Oberbürgermeister, Landräte, Abgeordneten und Wirtschaftskapitäne rund um Ulm waren am Dienstagnachmittag in den Donausaal gekommen: Nach 15 Jahren an der Spitze der Ulmer Industrieund Handelskammer (IHK) wurde Peter Kulitz als Präsident verabschiedet. Eine Wiederwahl nach drei Legislaturperioden war nicht möglich. Zuvor wählte die IHKVollversammlung den 63-jährigen Jan Stefan Roell einstimmig zum neuen Präsidenten.
Der Geschäftsführer der Zwick GmbH & Co. KG betonte, dass er wisse, in große Fußstapfen zu treten: Kulitz habe in 15 Jahren ein politisches Netzwerk aufgebaut, dass Verbindungen in die ganze Welt habe.
Den Umbruch gemeinsam schaffen“, so formulierte Roell das Motto für die fünfjährige Amtsperiode. „Die Herausforderungen Fachkräfte, Digitalisierung und wirtschaftliche Rahmenbedingungen können wir nur gemeinsam mit unseren Partnern in der Region und auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene angehen.“
Die Bedeutung Europas betonte auch der prominente Festredner: EU-Kommissar Günther Oettinger sagte, dass nur ein vereinter Kontinent in der Welt Gehör finde. Obwohl es den Menschen in Deutschland wirtschaftlich besser denn je gehe, sei hier eine Unzufriedenheit zu spüren, auf die Europa reagieren müsse.
Kulitz lobte der EU-Kommissar für seinen herausragenden Lebensweg. In die selbe Kerbe schlug auch Oberbürgermeister Gunter Czisch: Kulitz sei ein besonderer Grenzgänger verschiedener Welten. Er sei ein geradliniger Impulsgeber in der Welt der Politik, der Wirtschaft und auch der Zivilgesellschaft. Kulitz sei schon immer so etwas wie der „inoffizielle Außenminister“der Stadt gewesen. In seiner neuen Rolle als Vorsitzender des Außenwirtschaftsausschusses des Deutschen Industrieund Handelskammertages werde er diesen Posten weiter mit Leben füllen. Passend dazu schenkte Ulms Stadtoberhaupt die „größte Ulm-Fahne, die im Rathaus vorrätig war“. In der am Dienstag veröffentlichten Festschrift würdigt der grüne Ministerpräsident Winfried Kretschmann Kulitz als einen „leidenschaftlichen Streiter“, „engagierten Förderer“und „starke Unternehmerpersönlichkeit“.
Kulitz kam als Sohn eines Familienunternehmers 1952 in Mindelheim auf die Welt und erlernte erst den Beruf des Rechtsanwalts. Als Unternehmer ist Kulitz ein Sendener: In der Stadt an der Iller ist er seit 1997 geschäftsführender Gesellschafter der Esta Apparatebau, ein Unternehmen, das sein Vater Günter gründete. Als einen der wichtigsten Punkte seiner Präsidentschaft nennt Kulitz die Realisierung der Internationalen Schule Ulm/NeuUlm. Innerhalb von nur zwei Jahren wurde die Vision Wirklichkeit.
Den Kulitz Nachfolger Roell lobte Oberbürgermeister Czisch als „fast schon“schwäbischen Unternehmer. Der gebürtige Düsseldorfer sei nur noch nicht des Schwäbischen mächtig. „Aber er versteht’s. Das macht 80 Prozent der Integration aus.“
Die 52 Mitglieder der Vollversammlung haben in der konstituierenden Sitzung am Dienstag weitere Personalentscheidungen getroffen: Neue Stellvertreter des Präsidenten sind Constantin Freiherr von UlmErbach, Geschäftsführender Gesellschafter, der Firma Agri-Top und Brigitte Zürn, Geschäftsführerin – Gesellschafterin, Dr. Horn Unternehmensberatung. Bestätigt wurden Gabriele Finkbeiner, Prokuristin Finkbeiner, Friedrich Kolesch, Geschäftsführender Gesellschafter, Kolesch Textilhandel und Harald Seifert, Geschäftsführender Gesellschafter, Seifert Logistics. Zudem wurde die Zahl der weiblichen Mitglieder in der Vollversammlung von acht auf 16 verdoppelt.