Neu-Ulmer Zeitung

Warum die Besucherza­hl nicht alles ist

- VON JENS CARSTEN redaktion@nuz.de

Am Ende haben „nur“400 bis 450 Besucher beim „BayernSoun­d“-Festival in Illertisse­n gefeiert und damit weit weniger als von den Organisato­ren erhofft. Das ist schade, aber kein Drama: Die Veranstalt­ung war schon allein dadurch ein Erfolg, dass sie stattgefun­den hat. Das Dreifach-Mundart-Konzert war die pfiffige Umsetzung der Idee, das Doppeljubi­läum von 100 Jahren Freistaat und 200 Jahren Verfassung auch hier in der Region zu feiern. Und es wurde ein schönes Fest für all die Menschen, die sich an den Bands erfreut haben und denen die Preise von 20 und 22 Euro für die Tickets nicht zu hoch waren. Wer dabei war, erlebte nicht Alltäglich­es: Die Besetzung des Konzerts mit „Zwoa Bier“, „Fättes Blech“und „The Heimatdami­sch“dürfte ihresgleic­hen suchen – da spielte nicht irgendjema­nd, da standen Musiker auf der Bühne, die sich in der Mundartsze­ne einen Namen gemacht haben.

Genauso war das Bayernfest in Illertisse­n (nebst dem Festakt) konzipiert, dafür hatten sich die politische­n Entscheidu­ngsträger in

Stadt und Landkreis ausgesproc­hen und letztlich auch Geld lockergema­cht. Damit wollten sie den Bürgern etwas bieten. Und das haben sie geschafft. Wenn ein solches Jubiläum schon gefeiert werden soll – dann so. Klar ist Umsicht geboten, wenn es darum geht, öffentlich­e Gelder für Feste auszugeben: Am Ende übernimmt der Steuerzahl­er die Zeche. Und die Region kann in den Sommermona­ten schon mit zahlreiche­n privat organisier­ten Feiern aufwarten. Aber das Doppeljubi­läum von Freistaat und Verfassung lieferte einen hinreichen­den und zudem wohl einmaligen Anlass für die Sause in Illertisse­n. Wenn nicht jetzt, wann dann? Das Fest war als kulturelle­s Angebot an die Bürger zu verstehen. Eine Art Grundverso­rgung wegen eines Gedenktags. Schön, wenn viele Gäste kommen und Geld zurückflie­ßt. Dass das wohl nicht klappt, ist nicht so schlimm. Für besondere Veranstalt­ungen sollten Mittel da sein. Sie sind gut angelegt. Illertisse­n Wer dabei war, kam auf seine Kosten – aber mehr Besucher hätten es schon sein dürfen: So fällt die Bilanz von Organisato­rin Susanne Schewetzky zum „BayernSoun­d“-Festival aus. Wie berichtet, hatten Stadt und Landkreis am Freitagabe­nd gemeinsam in die Vöhlinstad­t geladen. Zuerst zu einem Festakt in der Schranne, bei dem Gäste wie die Fußballleg­ende Paul Breitner über Heimat diskutiert­en. Danach fand ein Konzert mit drei bekannten Mundartban­ds auf dem ehemaligen Baywa-Gelände statt. 400 bis 450 Besucher feierten zu den Klängen von „Zwoa Bier“, „Fättes Blech“und „The Heimatdami­sch“. „Die Leute hatten ihren Spaß“, sagt Schewetzky. „Vor der Bühne war es voll und es hat eine tolle Stimmung geherrscht.“Das habe auch den Musikern gefallen.

Ein Hauch Wehmut schwingt in den Worten trotzdem mit: „Ein paar mehr Zuhörer hätte das Ganze schon verdient gehabt.“Auf 1000 Besucher habe man gehofft, vielleicht auf 1500. „Vom Gelände her hätten wir sehr viel größer fahren können“, sagt Schewetzky. Doch einen solchen Ansturm gab es nicht. „Schade“, findet die Organisato­rin, die in den vergangene­n Monaten viel Arbeit in die Vorbereitu­ng des Bayern-Festes gesteckt hat.

Möglicherw­eise sei der Ticketprei­s (20 Euro im Vorverkauf, 22 an der Abendkasse) mehreren potenziell­en Gästen zu hoch gewesen – das zumindest sei von einigen Seiten vor der Veranstalt­ung zu hören gewesen. So ganz nachvollzi­ehen könne sie die Äußerungen nicht, sagt Schewetzky. Immerhin seien drei Bands aufgetrete­n und hätten insgesamt sechs Stunden Livemusik geboten. „Dafür war es nicht teuer.“Zudem seien „Pfundsmusi­ker“da- gewesen. Doch auch die zögen eben nicht immer Publikum an.

Diese Erfahrung habe auch Florian Rein, Frontmann von „The Heimatdami­sch“und Schlagzeug­er der bekannten Band Bananafish­bones („Come to Sin“) gemacht. In Iller- tissen sprach er mit Schewetzky über seine Erfahrunge­n als Veranstalt­er eines Festivals in Bad Tölz, mit dessen Besucherza­hlen er auch nicht immer zufrieden war. Bis es irgendwann keine Wiederholu­ng mehr gab. Die ist in Illertisse­n ohnebei hin nicht geplant. Kritiker der Ticketprei­se hätten empfohlen, statt drei Bands nur eine spielen zu lassen. Sie mutmaßten: Dann wären die Karten wohl günstiger gewesen. Ist nicht sicher, sagt Schewetzky. Das Festivalge­lände sei zwar schön

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