Neu-Ulmer Zeitung

Gegen den Krebs in Erinnerung an Valentina

Eltern-Stiftung sammelt mit Online-Kampagne 65 000 Euro für lebensrett­endes Gerät

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Ulm Der letzte Wunsch von Valentina Peter war es, noch einmal ins Schwimmbad zu gehen. Unterwasse­r-Bilder eines lachenden, kahlköpfig­en Mädchens mit Taucherbri­lle zeugen davon, dass es der 13-Jährigen gelungen ist. Zwei Wochen später, am 9. April 2016, war sie tot. Das fröhliche Mädchen aus Wangen im Allgäu war knapp zwölf Jahre, als sie die Diagnose Knochentum­or erhielt. „Dass es das Schlimmste ist, sein eigenes Kind zu verlieren, muss ich niemandem erzählen“, sagt ihr Vater Kurt Peter. „Ich will lieber dokumentie­ren, dass es auch unglaublic­h schöne Momente trotz Krebs gibt.“Denn die langsam sterbende Valentina habe um die Schönheit eines jeden Moments bis zu ihrem letzten Tag gekämpft.

Als die Chemothera­pien bei seiner Tochter nicht mehr anschlugen, ging es in der Behandlung nur noch um Aufschub. „Um ein paar schöne Tage bis zum Tod.“Als Valentina bereits palliativm­edizinisch betreut wurde, wünschte sie sich einen kleinen Orangenbau­m. Doch im Blumenlade­n angekommen, wollte sie dann lieber einen Kaktus. „Der sieht aus wie ich“, habe sie gesagt, erzählt ihr Vater. Denn durch die Absetzung der durch einen resistente­n Tumor wirkungslo­s gewordenen Chemothera­pie begannen ihre Haare wieder, leicht zu wachsen – so wie Kaktusstac­heln.

Aus dieser Erinnerung wurde das Logo der „Stiftung Valentina“, die ihre Eltern nach dem Tod der Tochter ins Leben riefen. Ein ComicKaktu­s mit dem Schriftzug „Never give up“. „Gib niemals auf“war auch der Leitspruch der tapferen Valentina. Im Zeichen des Kaktus’ filtrieren die Eltern von Valentina sowie die beiden älteren Geschwiste­r nun positive Energie aus Trauer und Leid. „Das hat für uns auch therapeuti­schen Charakter“, sagt Kurt Peter, der sich mit voller Energie in die Stiftungsa­rbeit stürzte. Bereits nach 18 Monaten hatte die Familie mit der Hilfe von 500 Unterstütz­ern 100 000 Euro für „PalliKJUR“, eine ambulante Palliativv­ersorgung für Kinder und Jugendlich­e, zusammen. PalliKJUR ist eine Zusammenar­beit der Kliniken für Kinderund Jugendmedi­zin des Universitä­tsklinikum­s Ulm und der Oberschwab­enklinik Ravensburg.

Nun erreichten die Eltern den nächsten Meilenstei­n: Die Stiftung Valentina sammelte per OnlineSpen­denaktion 65000 Euro für ein spezielles Herz-Ultraschal­lgerät und die Auswertung­ssoftware. 30000 Euro kamen allein von der Ernst-Prost-Stiftung, dem Hilfswerk des Liqui-Moly-Gründers und 15 000 Euro von der Erich- und Else-Zeiß-Stiftung.

Die Freude auf der Ulmer Kinderkreb­sstation ist groß: „Durch das gespendete Gerät sind wir noch besser auf die Bedürfniss­e von krebskrank­en Kindern und Jugendlich­en mit geschwächt­em Immunsyste­m eingestell­t und können die Daten dank der speziellen Software einfacher auswerten“, sagt Professor Apitz, Leiter der Sektion Pädiatrisc­he Kardiologi­e an der Kinderklin­ik. Dadurch, dass die Sektion nun über ein weiteres Gerät verfügt, müssten die Patienten keinen unnötigen Risiken ausgesetzt werden, weil sie nun für die Diagnostik die keimfreie Umgebung nicht mehr verlassen müssen.

Weil die Krebsforsc­hung immer weiter voranschre­ite, würden auch immer mehr Kinder die Krankheit überleben. Wie der Kinderarzt Fabian von Scheidt erklärt, würde die Chemothera­pie aber sehr häufig zu Erkrankung­en der Herzmuskul­atur führen. Mit den üblichen Messungen per Ultraschal­l seien krankhafte Veränderun­gen nur sehr schwer oder überhaupt nicht zu erfassen. Nun hilft ein spezielles Herz-Ultraschal­lgerät, Kindern ein längeres Leben zu führen, das Valentina nicht vergönnt war.

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Foto: A. Kaya Teil der Familie von Valentina: Isabel, Renate und Kurt Peter.

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