Neu-Ulmer Zeitung

Ein Leben im Bus für direkte Demokratie

Seit 17 Jahren tourt Werner Küppers für seine Vision durch die gesamte Republik

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Ulm Der Stand auf dem Münsterpla­tz ist ein Hingucker. Vor dem weißen Doppeldeck­erbus mit der Aufschrift „Omnibus für direkte Demokratie in Deutschlan­d“steht ein Mann mit schlohweiß­en Haaren in einem kunterbunt­en, ärmellosen Einteiler. Erinnerung­en an „Doc Brown“aus den Zurück-in-die-Zukunft-Filmen werden wach. Aber genauso wenig wie die HollywoodF­igur als Erfinder der Zeitmaschi­ne ein Verrückter ist, ist Werner Küppers ein Spinner. Geboren 1950 am Niederrhei­n, hat er sich dem Kampf für direkte Demokratie mit Leib und Seele verschrieb­en. Seit 17 Jahren lebt und arbeitet er im Bus um die Botschaft unters Volk zu bringen. „Es geht nicht um Ideologie“, sagt Küppers. Er leiste „Grundlagen­arbeit mit einer weiten Perspektiv­e in die Zukunft.“

Küppers besucht mit seinem Bus über 100 Städte im Jahr und versucht, das ganze Land flächendec­kend zu beackern. Wovon lebt er? „Vom Betteln.“Und von einem Unterstütz­erkreis, der etwa 3000 Menschen in Deutschlan­d umfasse. Derzeit tourt Küppers drei Wochen durch Baden-Württember­g und unterstütz­t eine landesweit­e Initiative zur Einführung von Bürgerbege­hren und Bürgerents­cheiden auf Kreisebene. Auf dieser Ebene seien Abstimmung­en nur in Baden-Württember­g und Hessen noch nicht möglich. Auf der Kreisebene werden Entscheidu­ngen zu den Themen Krankenhäu­ser, öffentlich­er Nahverkehr, Müllentsor­gung, Kreisstraß­en und Fahrradweg­e getroffen. Bis Ende 2018 müssen 40 000 Unterschri­ften gesammelt werden. Die Landesregi­erung versuche dies jedoch so schwierig wie möglich zu machen. Nach den Worten von Küppers sei etwa das „Formblatt für die Beteiligun­g an einen Volksantra­g“etwa ein einziges Hindernis. Anstatt wie auch in anderen Ländern üblich eine einfache Unterschri­ftenliste anzuerkenn­en, müsste in Baden-Württember­g ein ganzes DIN A4-Blatt ausgefüllt werden.

Bayern sei im Gegensatz zu Baden-Württember­g vergleichs­weise ein Vorbild in Sachen direkter Demokratie. Die politische Kultur im Freistaat habe sich durch 3000 Bürgerbege­hren, die zwischen 1995 und 2018 durchgefüh­rt worden, zum Positiven verändert. Küppers geht es um einen Satz: „Alle Staatsgewa­lt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmung­en (...) ausgeübt.“Wahlen und Abstimmung­en seien im Grundgeset­z gleichbere­chtigt erwähnt. Doch für Abstimmung­en gebe es im Gegensatz zur Wahl keine Ausführung­sbestimmun­gen. Das müsse sich ändern. (heo)

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Bus Der Omnibus steht heute (Diens tag) noch von 9.30 bis 18 Uhr vor dem Stadthaus. Im Netz: omnibus.org

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Foto: Alexander Kaya Werner Küppers wirbt mit seinem „Omnibus für direkte Demokratie“vor dem Stadt haus für ein Mehr an Volksabsti­mmungen.

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