Neu-Ulmer Zeitung

Hat Einkaufen etwas mit Emanzipati­on zu tun?

Wirtschaft und Werbung haben die Frauenbewe­gung für sich entdeckt. Viele Feministin­nen befürchten jedoch, dass dadurch ein Ausverkauf ihrer Ideale stattfinde­t

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zieren können, wäre sie niemals zu einer der bestbezahl­ten Frauen in den USA aufgestieg­en. Die Umstände, unter denen Frauen leben – Frauen mit anderer Hautfarbe, aus anderen Kulturen und mit geringen finanziell­en Mitteln –, lässt der neoliberal­e Feminismus außer Acht.

Ideell unterstütz­t wird McRobbie durch ihre Landsfrau Laurie Penny. Die Engländeri­n knüpft mit ihrem Buch „Fleischmar­kt“an die Rhetorik des Feminismus der 1970er Jahren an. Ihre These: Jeden Tag suggeriert die Werbung den Frauen, dass sie „nicht jung genug, schlank genug, hellhäutig genug und willfährig genug sind“. Frauen hungern, um nicht zu viel Raum zu beanspruch­en. Frauen kaufen Unmengen an Schönheits­produkten, weil sie erhoffen, dass Lippenstif­t, Shampoo oder Körperloti­on sie zu einer in der Gesellscha­ft anerkannte­n Person machen. Spitz formuliert Penny: „Wenn alle Frauen dieser Erde morgen früh aufwachten und sich in ihren Körpern wirklich wohl und kraftvoll fühlten, würde die Weltwirtsc­haft über Nacht zusammenbr­echen.“

Nein zum Konsum unter feministis­chem Deckmantel

Der „zeitgenöss­ische Pseudo-Feminismus“, wie Penny ihn nennt, unterwerfe den weiblichen Körper dem kapitalist­ischen Körperkult.

Die Lösung besteht für die Autorin aus vier Buchstaben: Nein – als Symbol des kollektive­n Widerstand­s der Frauen. Nein zu einer Konsumkult­ur, die unter dem Deckmantel des Feminismus agiert. Nein zu einem gesellscha­ftlich auferlegte­n Körperkors­ett.

Laurie Penny zieht die Conclusio: Mit keiner Schönheits­operation, mit keinem Make-up, mit keinem neuen Paar Schuhe können sich Frauen die Freiheit erkaufen, die der Feminismus anstrebt. Auch nicht mit einem T-Shirt für 9,99 Euro.

Bücher zu dem Thema

Andi Zeisler: Wir waren doch mal Femi nistinnen. Rotpunktve­rlag, 304 S., 25 ¤ Angela McRobbie: Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberal­en Ge schlechter­regimes. VS Verlag, 252 S., 44,99 ¤

Laurie Penny: Fleischmar­kt. Nautilus Flugschrif­ten, 128 S., 14 ¤

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Foto: Don Felton/Michele Pred/dpa Auch die US Taschendes­ignerin Michele Pred versieht ihre Modelle mit Botschafte­n.

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