Wo das Handy keine Rolle spielt
Wie sich Kinder auf dem Festplatz in Thalfingen begeistern lassen – auch ohne Chats und Onlinespiele
Thalfingen Unter dem Schatten eines großen Baumes feilen und schleifen Kinder konzentriert an Specksteinen herum. Gleich daneben bilden sich lange Warteschlangen vor den Betreuern der Stadtranderholung – die Buben und Mädchen wollen sich ein Henna-Tattoo auf den Arm malen lassen. Aus der anderen Ecke des Festplatzes zimmern kleine und größere Nachwuchshandwerker an ihren Hütten. Dass die Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren mit scharfem und schwerem Werkzeug arbeiten, ist für Alex Hank kein Grund zur Beunruhigung. Seit vier Jahren leitet er zusammen mit Sven Lender die Ferienmaßnahme der Gemeinde Elchingen. Ein ernst zu nehmender Unfall sei seitdem noch nie passiert, sind sich die beiden einig: „Vielleicht haut sich mal ein Teilnehmer mit dem Hammer auf den Daumen oder wird von einer Wespe gestochen“, erklärt Hank. Etwa zwei Dutzend Holzhütten werden auch in diesem Jahr wieder von den Teilnehmern gebaut. Damit alle Kinder gut betreut sind, hat sich ein 25-köpfiges Team zusammengefunden. „Man kennt sich seit vielen Jahren als Betreuer und oft auch schon als Teilnehmer der Stadtranderholung“, erklärt Lender. Der 26-Jährige hat selbst auch schon als Kind seine Ferien auf dem Festplatz Thalfingen verbracht. „Die Stadtranderholung gehört einfach zum Jahresablauf dazu und ist für mich ein Lebensgefühl.“
Schließlich verbringen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht nur den Tag, sondern auch die Nacht auf dem Gelände an der Donau-UferStraße. Wenn die Buben und Mädchen gegen 16 Uhr nach Hause gefahren sind, beginnt für das Betreuerteam der gemütliche Teil der Ferienmaßnahme: „Wir kochen und essen zusammen und planen am Lagerfeuer für den nächsten Tag“, erzählt Hank. Von den Kindern habe er gelernt, dass man nicht viel braucht, um glücklich zu sein, erklärt der 22-jährige Betreuer. So bleibt das Handy für zwei Wochen eine Nebensache. Auf die Smartphones angesprochen, überlegen die beiden Verantwortlichen, ob es denn auf dem Platz ein offizielles Verbot für Handy gebe. „Wahrscheinlich haben wir das in den vergangenen Jahren einmal geregelt – aber seitdem hat sich niemand mehr darum gekümmert, weil das hier keine Rolle spielt“, sagt Lender. Stattdessen lassen sich die Kinder ganz schnell für andere Dinge als Onlinegames oder Chatnachrichten begeistern, wie Lender weiß: „Es reicht, wenn man eine zünftige Wasserschlacht beginnt – dann sind in wenigen Sekunden alle Buben und Mädchen dabei.“
Hinter so viel Freizeitspaß steckt jedoch viel Arbeit und Schweiß, wie Annett Georgi von der Gemeindeverwaltung weiß: „Schon im Winter laufen die ersten Planungen.“Sogar pädagogische Schulungen und einen Erste-Hilfe-Kurs hätten die Betreuer in diesem Jahr absolviert. Bezahlt wurden die Weiterbildungen aus der Gemeindekasse. Dass sie auf die ehrenamtlichen Mitarbeiter stolz ist, kann Georgi kaum verbergen: „Die Helfer stellen sich auch bei 35 Grad an den Kohlegrill, um die von den Kindern mitgebrachten Würstchen und Fleischstücke zu grillen – sie geben in diesen zwei Wochen einfach alles.“
Seit etwa 30 Jahren veranstaltet die Gemeinde Elchingen die Ferienmaßnahme. Etwa 190 Buben und Mädchen haben sich in diesem Jahr für die Stadtranderholung unter dem Motto „der Wilde Westen“angemeldet.