Neu-Ulmer Zeitung

Wo das Handy keine Rolle spielt

Wie sich Kinder auf dem Festplatz in Thalfingen begeistern lassen – auch ohne Chats und Onlinespie­le

- VON ANDREAS BRÜCKEN

Thalfingen Unter dem Schatten eines großen Baumes feilen und schleifen Kinder konzentrie­rt an Speckstein­en herum. Gleich daneben bilden sich lange Warteschla­ngen vor den Betreuern der Stadtrande­rholung – die Buben und Mädchen wollen sich ein Henna-Tattoo auf den Arm malen lassen. Aus der anderen Ecke des Festplatze­s zimmern kleine und größere Nachwuchsh­andwerker an ihren Hütten. Dass die Kinder im Alter zwischen sechs und 13 Jahren mit scharfem und schwerem Werkzeug arbeiten, ist für Alex Hank kein Grund zur Beunruhigu­ng. Seit vier Jahren leitet er zusammen mit Sven Lender die Ferienmaßn­ahme der Gemeinde Elchingen. Ein ernst zu nehmender Unfall sei seitdem noch nie passiert, sind sich die beiden einig: „Vielleicht haut sich mal ein Teilnehmer mit dem Hammer auf den Daumen oder wird von einer Wespe gestochen“, erklärt Hank. Etwa zwei Dutzend Holzhütten werden auch in diesem Jahr wieder von den Teilnehmer­n gebaut. Damit alle Kinder gut betreut sind, hat sich ein 25-köpfiges Team zusammenge­funden. „Man kennt sich seit vielen Jahren als Betreuer und oft auch schon als Teilnehmer der Stadtrande­rholung“, erklärt Lender. Der 26-Jährige hat selbst auch schon als Kind seine Ferien auf dem Festplatz Thalfingen verbracht. „Die Stadtrande­rholung gehört einfach zum Jahresabla­uf dazu und ist für mich ein Lebensgefü­hl.“

Schließlic­h verbringen die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r nicht nur den Tag, sondern auch die Nacht auf dem Gelände an der Donau-UferStraße. Wenn die Buben und Mädchen gegen 16 Uhr nach Hause gefahren sind, beginnt für das Betreuerte­am der gemütliche Teil der Ferienmaßn­ahme: „Wir kochen und essen zusammen und planen am Lagerfeuer für den nächsten Tag“, erzählt Hank. Von den Kindern habe er gelernt, dass man nicht viel braucht, um glücklich zu sein, erklärt der 22-jährige Betreuer. So bleibt das Handy für zwei Wochen eine Nebensache. Auf die Smartphone­s angesproch­en, überlegen die beiden Verantwort­lichen, ob es denn auf dem Platz ein offizielle­s Verbot für Handy gebe. „Wahrschein­lich haben wir das in den vergangene­n Jahren einmal geregelt – aber seitdem hat sich niemand mehr darum gekümmert, weil das hier keine Rolle spielt“, sagt Lender. Stattdesse­n lassen sich die Kinder ganz schnell für andere Dinge als Onlinegame­s oder Chatnachri­chten begeistern, wie Lender weiß: „Es reicht, wenn man eine zünftige Wasserschl­acht beginnt – dann sind in wenigen Sekunden alle Buben und Mädchen dabei.“

Hinter so viel Freizeitsp­aß steckt jedoch viel Arbeit und Schweiß, wie Annett Georgi von der Gemeindeve­rwaltung weiß: „Schon im Winter laufen die ersten Planungen.“Sogar pädagogisc­he Schulungen und einen Erste-Hilfe-Kurs hätten die Betreuer in diesem Jahr absolviert. Bezahlt wurden die Weiterbild­ungen aus der Gemeindeka­sse. Dass sie auf die ehrenamtli­chen Mitarbeite­r stolz ist, kann Georgi kaum verbergen: „Die Helfer stellen sich auch bei 35 Grad an den Kohlegrill, um die von den Kindern mitgebrach­ten Würstchen und Fleischstü­cke zu grillen – sie geben in diesen zwei Wochen einfach alles.“

Seit etwa 30 Jahren veranstalt­et die Gemeinde Elchingen die Ferienmaßn­ahme. Etwa 190 Buben und Mädchen haben sich in diesem Jahr für die Stadtrande­rholung unter dem Motto „der Wilde Westen“angemeldet.

 ?? Fotos: Andreas Brücken ?? Kleine Kunstwerke in Form von Henna Tattoos haben sich die Buben und Mädchen als Andenken in Thalfingen auf die Arme malen lassen.
Fotos: Andreas Brücken Kleine Kunstwerke in Form von Henna Tattoos haben sich die Buben und Mädchen als Andenken in Thalfingen auf die Arme malen lassen.
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Unter dem Motto „der Wilde Westen“wurde sogar ein Saloon aufgebaut.

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