Millionenspritze gegen Gifte
Ein dicker Zuschuss ermöglicht der Stadt, künftig ein Grundstück an der Blaubeurer Straße zu vermarkten
Ulm Derart dicke Schecks werden selten übergeben im Ulmer Rathaus: 10,2 Millionen Euro schwer war der Landes-Förderbescheid, den Regierungspräsident Klaus Tappeser und Staatssekretär Andre Baumann an Ulms Baubürgermeister Tim von Winning am Freitag übergaben. Mit der Summe werden hochgiftige Altlasten auf einem Grundstück in der Blaubeurer Straße beseitigt. Die Stadt Ulm bekam auf Grundlage der Förderrichtlinien Altlasten diese Förderung der Sanierungsmaßnahmen. Insgesamt sind die Kosten der Bodensanierung mit 17 Millionen Euro veranschlagt.
Auf dem Grundstück gegenüber dem Blautalcenter stand von 1881 bis 1983 das Bitumenmischwerk der Gebrüder Braun GmbH & Co. Teer vor allem für die Herstellung von Dachpappe und Dichtungsbahnen wurde hier verarbeitet. „Der Dreck wurde im Glauben in den Boden laufen gelassen, dass er dann weg sei“, beschreibt von Winning das damals übliche Vorgehen. Als Souvenir der Erdölprodukte bleiben bis heute hochgiftige polycyclische aromatische Kohlenwasserstoffe und aromatische Kohlenwasserstoffe. Diese blieben auch im Boden, als 1983 das Grundstück durch die Grundstücksgemeinschaft Scheuffele erworben wurde. Unter der Bezeichnung Mocopinus wurde auf dem Gelände ein Hobelwerk betrieben, das bis Januar 2013 Bestand hatte. Seit Dezember 2016 gehört das 60 000-Quadratmeter-Grundstück der Stadt Ulm. Der Verursacher des Gifts im Boden könne nicht mehr für eine Kostenbeteiligung herangezogen werden, da die Firma Gebrüder Braun GmbH & Co nicht mehr existiert.
Nachdem die Stadt Ulm das „Moco-Areal“für einen symbolischen Euro kaufte, wurde der Standort erstmals umfassend untersucht und das ganze Ausmaß der Boden- und Grundwasserverunreinigungen festgestellt. Nach Angaben des Baubürgermeisters muss ein zwölf Meter tiefes Loch ausgehoben werden. Dann müssen 80000 Tonnen verseuchte Erde auf einer Spezialdeponie entsorgt werden, was die Straßen mit bis zu 4000 Lastern belastet. Möglicherweise im kommenden Jahr wird mit dem Aushub begonnen. Wenn das 60000-Quadratmeter-Grundstück giftfrei ist, sollen sich hier Handwerker und Gewerbe ansiedeln. „Mit zusätzlichem Einzelhandel sind wir eher vorsichtig“, sagt der Baubürgermeister. In erster Linie sollen kleinere Betriebe aus dem Dichterviertel hier unterkommen können, wenn ihre Standorte durch die Sanierung des Areals wegfallen.
Von Winning spricht von sehr wertvollem Grund. Denn derartig zentrumsnah und trotzdem verkehrsgünstig gelegene Flächen seien rar. (heo)