Neu-Ulmer Zeitung

Mensch, Ulle…

Jan Ullrich ist nicht der Erste, der nach dem Karriereen­de strauchelt

- VON MICHAEL STIFTER

Wenn Helden fallen, fühlt sich das ein bisschen wie Verrat an. Die Erinnerung­en an große Momente wirken plötzlich irgendwie falsch. Dabei zeigen Geschichte­n wie die von Jan Ullrich doch nur, dass auch Helden normale Menschen sind, deren Schwächen wir übersehen haben, weil wir zu sehr damit beschäftig­t waren, ihre Stärken zu bewundern.

Ulle, wie ihn die Deutschen einst nannten, als wäre er ein Verwandter oder zumindest ein guter Kumpel, ist aus der Kurve geflogen. Der Mann, dessentweg­en wir schon nachmittag­s vor der Glotze saßen und uns stundenlan­g französisc­he Dörfer von oben ansahen, fährt schon lange bergab. Eine neue peinliche Etappe seines Weges vom gefeierten Tour-de-France-Sieger zum bemitleide­nswerten Darsteller der Regenbogen­presse hat mit

Til Schweiger zu tun und spielt auf Mallorca. Der Schauspiel­er wohnt dort neben dem Radrennfah­rer. Zuerst werden sie Freunde. Doch nun hat Schweiger seinen Nachbarn ins Gefängnis gebracht, nachdem dieser auf seinem Grundstück randaliert haben soll. Ullrich ist nicht der erste Sportstar, der nach dem Karriereen­de vom Weg abkommt. Denken wir an Boris Becker, der abseits seines Wimbledone­r Wohnzimmer­s vor allem durch Frauengesc­hichten und Pleitegerü­chte in Erscheinun­g tritt. Oder an Diego Maradona, der sich während der Fußball-WM in Russland derart bizarr aufführt, dass man gar nicht anders kann, als an seinem Geisteszus­tand zu zweifeln. Auf Panorama erzählt Ralph Schulze die ganze Geschichte. Und wir schauen uns jetzt noch einmal die großen Momente an. Von Jan Ullrich, von Boris Becker, Diego Maradona und all den anderen gefallenen Helden.

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Foto: dpa

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